Der Klaps auf den Arsch, den O mein Papa gegen unartige katholische Kinder dieser Tage empfiehlt, ist alles andere als ein Schlag ins Gesicht. Es sei denn, man ist empfindlich, führt Kinderrechte an, die Gefahr des Nachahmens, vielleicht auch Verletzungen, wenn der eine oder andere heilige Vater mal zu hart zuschlägt. Deshalb auch dieses Aufbegehren im Netz, diese Schlagzeilen. Wenn die weltliche Welt wettert, dann aber deftig. Und doch entgeht ihr offenbar, dass mitten uns Zivilisierten Woche für Woche drei Kinder an den Folgen schwerer Misshandlungen sterben. Nachts ist die Dunkelziffer höher. Dazu kommen – ebenfalls jede Woche – rund 400 Fälle von schweren Misshandlungen. Soweit die amtlichen Zahlen, und doch: Staatliches Versagen beim Kinderschutz sei nicht die Ausnahme, sondern die Regel, behaupten Experten, Autoren und der Kinderschutzbund. So weit, so schlecht.
Großsprecherisch heißt es in der Kinderrechts-Konvention der UNESCO (Story, aber wir haben das unvorsichtigerweise unterschrieben!): „Bei allen Maßnahmen, die Kinder betreffen, gleichviel ob sie von öffentlichen oder privaten Einrichtungen der sozialen Fürsorge, Gerichten, Verwaltungsbehörden oder Gesetzgebungsorganen getroffen werden, ist das Wohl des Kindes ein Gesichtspunkt, der vorrangig zu berücksichtigen ist.“ Das ist klar und deutlich und bindet eigentlich auch Gerichte, Ministerialbüro- und Sozialdemokraten. Es sei denn, es handelt sich sich im Roma-Kinder. Die können bei uns über Nacht und mitten im Winter (natürlich in Begleitung der Erziehungsberechtigten) abgeschoben werden. Ob sie nun ein oder drei Jahre alt sind, krankenhausreif und schwach auf der Brust, mittellos und mies bekleidet: Weg der Dreck. Im speziellen Fall geht es um eine sechsköpfige Roma-Familie, die die baden-württembergische Landesregierung ins Elend bei Niš (Serbien) ins sichere Herkunftsland schickte, 8 Grad minus. Die Behausung der Familie besteht aus zwei nicht bewohnbaren Räumen – es gibt zwar eine Tür, aber keine Fenster. Es gibt keine Heizung und kein fließendes Wasser. Die Wände sind verschimmelt und feucht, die Decke zerstört. Bei schlechtem Wetter dringt Regen ein. Die „Toilette“ besteht aus einem Loch im Freien.
Aussen Pisse, Kot und Kälte, innen nasse Zudecken, verkackte Windeln, Babys ohne Schuhe.
Die Landesregierung ist natürlich nicht dumm – die Grünen, die Roten und die Schwarzen auch nicht. Sie alle wissen ganz genau, wie es in den Roma-Lagern zugeht: Alles rechtens. Sag‘ ich doch.
Peter Grohmann schreibt und spricht sein Wettern der Woche für die Wochenzeitung Kontext – für lau.