Ein neues Buch im Peter-Grohmann-Verlag zur Verkehrspolitik in Stuttgart.
Der bekannte Stuttgarter Architekt Roland Ostertag sowie der Stadt- und Verkehrsplaner Günter Kölz fordern die Verwaltung und den Gemeinderat auf, Schluss zu machen mit ihrer „ideologisierten Stadtplanung“, die dem Auto den Vorrang einräume. Die aus ihrer Sicht untauglichen Ideen haben sie im unlängst verabschiedeten Verkehrsentwicklungskonzept 2030 entdeckt, das maßgeblich in der Ära von Alt-OB Wolfgang Schuster erstellt wurde und mit dem Fazit versehen: „Die Planer haben das Potenzial der Stadt nicht erkannt.“
So schreibt Jörg Nauke in seiner Rezension in der Stuttgarter Zeitung.
Ca. 140 Seiten Paperback, zahlreiche farbige Abbildungen, 148 x 210 mm, 12,80 Euro
Im Buchhandel, an der Mahnwache K 21, in der DenkMacherei, Werastraße 10, 70182 Stuttgart (Mo – Fr 10-16 h) oder beim Peter-Grohmann-Verlag.
12,80 Euro
Peter-Grohmann-Verlag
ISBN 978-3-944137-73-5
Ostertag und Kölz machen durchaus gute Vorschläge, wie die Umwelt- und Lebensqualität in Stuttgart verbessert werden kann. Es ist zwar zumeist Altbekanntes, aber trotzdem gut, es in konzentrierter Form und wieder aktuell aufgearbeitet präsentiert zu bekommen. Das ist ein anerkennenswerter Verdienst der Autoren.
Umso erstaunlicher ist deshalb, dass sie in letzter Konsequenz dann doch wieder auf die Rezepte von vorgestern zurück fallen und neuen Straßenbau fordern, wie beispielsweise den großen Nordostring.
Es ist naiv, zu glauben, dass der Nordostring die Innenstadt von Stuttgart merklich entlasten würde. Fakt ist hingegen, dass der Nordostring weiträumigen Verkehr in den Stuttgarter Norden lenken und die Zubringerstrecken massiv belasten würde. Fakt ist, dass der Nordostring mehrere Kilometer über Stuttgarter Gemarkung führen (Umweltzone) und dort die Belastungen (Abgase, Lärm) massiv erhöhen würde. Und Fakt ist auch, dass der Nordostring wichtige Naherholungsgebiete, wertvollste Ackerböden und und unersetzbaren Lebensraum für Pflanzen und Tiere zerstören würde. Das Negative dieser Straße überwiegt einen möglichen Nutzen derart, dass die Planung nun eingestellt wurde.
Ähnliches gilt auch für die anderen von Ostertag und Kölz geforderten neuen Straßenbauten. Mit Straßenbau löst man die Stuttgarter Verkehrsprobleme sicher nicht. Durch ihre Forderung danach entwerten die beiden Autoren ihr Buch, das teilweise durchaus gute Diskussionsbeiträge enthält.
Wer den Nordostring fordert, liefert wissentlich oder unwissentlich einen Beitrag dazu, die Dominanz des Autos im Verkehrsmix in der Region Stuttgart in die Zukunft fortzuschreiben. So ändert man nichts zum Guten. Schade.
Joseph Michl