Es ist jetzt schon eine ganze Weil her, dass der kürzlich verstorbene Edward Kennedy mit einer Gruppe mexikanischer Intelektueller und Politiker bei mir zu Gast war. Man debattierte und diskutierte angeregt bis jemand eine Frage stellte, die indirekt die USA als Nation kritisierte. Kennedy zögerte einen Moment, er antwortete nicht, stand nur auf und meinte, es ist Zeit zu Abend zu essen. Fuentes, der diese Situtaion in der heutigen Ausgabe von El País schildert, meint, dass er Kennedy gut verstehen konnte. Die Politik der Vereinigten Staaten zu kritisieren sei eine Sache, die Vereinigten Staaten aber als Land zu kritisieren war eine ganz andere. Das politische Handeln Kennedys zeichnete sich letztich genau durch diese Unterscheidung aus. Die zahlreichen Gesetzentüwrfe, die auf seine Initiatie vorgelegt wurden; die Kritik, die Kennedy an Aktivitäten der Regierung übte, die seines Erachtens verfassungswidrig waren. Man würde Edward Kennedy ganz und gar falsch verstehen, wenn man meint, dass damit eine krititsche Haltung gegenüber seinem Land verbunden war. Ganz im Gegenteil, seine kritische Haltung definierte seine innige Beziehung zu seinem Land. Das erklärt auch, warum Kennedy als einer von 23 Senatoren gegen den Irak-Einsatz stimmte. Und die Zeit, so Fuentes, gab ihm Recht. Das war kein Krieg gegen Al Quaida, sondern ein Krieg, bei dem des um Erdöl und den amerikanischen Herrschaftsanspruch in der Region ging: Al Quaida und der Irak waren und sind zwei verschiedene Paar Schuhe. In gleicher Weise war Kennedy gegen den Verkauf von Waffen an General Pinochet, so erinnert sich Fuentes heute, und unterstützte den Boykott des Südafrikanischen Apartheid-Regimes, das z.B. von Dick Chenney unterstützt wurde. (Zusammenfassung eines Berichts des mexikanischen Cervantes-Preisträger und Ehrendoktor der FU Berlin Carlos Fuentes für El País) (bkh)