Nein, diesmal kein schräger Humor, keine Glosse im Glück, kein gutes Wetter, kein schöner Land in dieser Zeit. Es geht ums Grundsätzliche, ums Zusammenleben, ums Gemeinsame, ums Künftige, um das wir uns mehr kümmern müssen, ums Grundgesetz. Das wurde vom Parlamentarischen Rat, dessen Mitglieder von den westdeutschen Landesparlamenten gewählt worden waren, am 8. Mai 1949 beschlossen und am 23. Mai 1949 verkündet. Sie können mit Recht einwenden, dass da etwa die Bürger:innen der DDR nichts mitzusprechen hatten, so wenig wie die Frauen oder die Jugendlichen oder andere Sprachlose. Aber ich sag‘ Ihnen, es hätte schlimmer kommen können mit dieser Republik, deren Feinde weiterhin an den Hebeln der Macht saßen.
„Jetzt schlägt’s 13“ will meilenweit sichtbar und 75 Jahre nach dem „Tag der Verkündung“, also am 23. Mai 2024, Zeichen setzen. Will auf das Unvollendete im Grundgesetz aufmerksam machen, auf Fehlstellen der Demokratie, aber in vorderster Front auf seine Gefährdung – nein, nicht nur durch rechte Radikalinskis und Faschisten, nicht nur durch den Kauf von Parlamentsentscheidungen, nicht nur durch den Ausschluss der Vielen von „demokratischer Teilhabe“, sondern durch demokratische Askese und Ansprachlosigkeit, durchs Nitschewo der Mitte, durch ein meilenweites Piepegal gegenüber der Demokratie.
Mit „Jetzt schlägt’s 13“ können Sie und du und ich und alle, die das lesen und gut finden und weitergeben, öffentlich ein Zeichen setzen: fürs Grundgesetz, für Informations- und Meinungsfreiheit, für politisches und alltägliches Engagement in allen Lebensbereichen. Die Kulturschaffenden treten vors Publikum, Schulen, Universitäten demonstrieren Demokratie, aus allen Fenstern winkt die Republik. Musiker:innen singen und spielen auf Straßen und Plätzen, Beschäftigte treten vor ihre Arbeitsstellen, der Verkehr stockt für fünf Minuten, es wird öffentlich geredet und gestritten, Flugschriften kursieren, die sozialen Medien feiern die Fantasie in Kinos und Theatern, auf den Bühnen landauf, landab, auf Betriebsversammlungen, in Museen, Volkshochschulen, in den Kirchen der Soziokultur. Auf den Titelseiten der freien Presse, in Funk und Fernsehen werden Ausrufezeichen und Fragezeichen verteilt, individuell, gemeinschaftlich, genossenschaftlich, eigenverantwortlich. Enough is enough! Quando il troppo è troppo? C’est le bouquet! Sind Sie angestiftet?
Man sieht dich, man sieht sich. Raus vors Haus am 23. Mai um 13 Uhr.
Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts Die AnStifter.