Augen auf, rief mir meine Omi Glimbzsch hinterher, als ich mich aufs Glatteis der Jungen Pioniere wagte. Und sie wusste auch schon als Kind, dass man keine Faust machen darf, wenn man überall die Finger drin hat wie Freidemokrat Lindner. Der spricht von „Kampfansage“ und glaubt, dass Strack-Zimmermann & Co. die Sahra und ihren Oskar schlagen könnten. Völker, hört ihr die Signale? Also Augen auf! Trotz alledem und alledem: Wir schütteln uns: Ein garst’ger Wind – doch weiter nichts trotz alledem! Ferdinand Freiligrath. Unbeeindruckt von Bubi Scholz und dem Erfurter Programm der SPD zieht die FDP mit ihrer Eurofighterin in die neoliberale Schlacht am Buffett …
… aber unerschrocken verschreckt auf deutschen Straßen beim demokratischen Frühlingsfest: die Antifa und kreuzbrave biedere Bürger:innen mit dem Slogan „AfDler töten“. Augen zu und durch? Oder mit die Augen rollen?
Echt jetzt?, fragt sich der besorgte Leichenbeschauer in Aachen und muss um die Ecke denken: Natürlich will niemand die AfDler töten, da käme es schneller zum Prozess als die Polizei erlaubt. Abgesehen davon sind die AfDler ja seit Langem in der Überzahl. Doch eventuell meint die Antifa das mit dem Umbringen, Töten oder Ermorden ja gar nicht so! Vielleicht ist das alles am 20.1.2024 in Aachen ja nur der Vorbote des linksrheinischen Karnevals à la Spaßguerilla. Doch, die gab’s wirklich, ich sage nur Fritz Teufel (Hie gut Wirtemberg allewege!), Kommune 1, ApO, Kunzelmann. Die Spaßguerilla provozierte in den 68er-Zeiten und wollte der Arbeiterbewegung partout alternative Formen der Solidarität beibringen (Sie wissen schon: Hammer und Pichel, Haschisch, Habermas).
Andererseits: Eine ganz andere Botschaft der nichtklebenden Aachner Akteur:innen könnte sein, dass mit dem Slogan „AfDler töten“ der Blick von Bürgerschaft und berittener Polizei auf das Treiben der AfD gelenkt werden sollte, das, so meine Vermutung, letztlich zu Mord und Totschlag führen muss oder jetzt bereits führt – sieh nur an die europäischen Außengrenzen der herrschenden Parteien. Wie auch immer: Das mit dem Bürgerschreck ist so gut gelungen, dass es von den Faschos kommen könnte. Die pinkeln an die Brandmauern und reiben sich jetzt vor Freude ihre blutigen Hände.
Mit einem blauen Auge kam der Herrgott davon: Der CDU-Kandidat mit fetten 52 Prozent wäre im Saale-Orla-Kreis (bei Sibirien) chancenlos geblieben, hätten ihm nicht Sozis und Kommunisten die Stange gehalten und alle gemeinsam für Deutschland gebetet. Dass die AfD auch bei höherer Wahlbeteiligung und Fliegeralarm bei der Landratswahl nur auf lächerliche 48 Prozent kam, ist den linden Winden geschuldet. Die könn‘ sich jederzeit drehen, vgl. Klimawandel.
Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts Die AnStifter.