Nichts gegen Argentinien – wir sind ja alle Wessis! –, aber wahrer Weltmeister ist Coco-Cola: „süße Giftbrühe“ oder „Ami-Brause“, sagte meine Omi Glimbzsch aus Zittau schon zu DDR-Zeiten. Und heute? Kein Furz, kein Foto, kein Film aus Katarrh, bei dem nicht irgendwie, irgendwo fast alles durch Coca-Cola oder andere Sponsorensäfte versaut ist. Okay, man kriegt ja auch in Deutschland schon lange keinen Sportler mehr vor die Linse oder vors Mikro, der nicht irgendwie wie ein Werbeclown daherkommt – außer Boris Becker, der trägt in dieser Zeit Puma. Kein Interview ohne Werbewand, und wenn doch, gibt es für den Gefilmten saftige Sanktionen. Falls die öffentlich-rechtlichen oder privaten Medien das Spielchen nicht mitspielen wollen: kein Interview. Selbst bei der Wahl zur Sportlerin des Jahres sind die Werberüpel dabei, und ich hab‘ die Sendung sooo geliebt!
Heute weiß ich: Wenn sich Werbung und Hurra-Journalismus küssen, bleibt kein Auge trocken. Alles wie bei Elon Musk, nur andersrum: Du kannst wählen wie bei den Waffen: ob im Kleiderschrank, der privaten Waffenkammer oder als Spielzeug. Aber wer legt schon seinen Kindern in diesen bitteren Zeiten noch einen Schützenpanzer, gar einen Puma, untern Tannenbaum? Marder, Leute, Marder! Nein, so mein‘ ich das nicht! Nur zum Spielen, zum Üben.
Xingbao riskiert jetzt alles – Puma bleibt im Sortiment. Das rotchinesische Unternehmen mit Sitz in Shantou (Gut Freund! Nicht schießen!, wie die Bundeswehr gern sagt) verfügt über das umfangreichste Waffenarsenal der Welt – halt: nur zum Spielen, aber alles originalgetreu. Alles mit Rückgaberecht, wie der echte Puma. Der ist – so die Info von Klaus, der das Modell in Facebook bewirbt – „der teuerste und der schwerste Schützenpanzer der Welt“. Für die wenigen Pazifisten unter uns: Xingbao hat keinen Betriebsrat, stellt Klemmbausteine her (wie Lego, nur mit noch mehr Mikroplastik). Damit könnt’ste auch die Krippe von Bethlehem im arabischen Stil bauen!
Klar, das ist alles nix gegen die echten Waffen, die mehr als eine Million Zivilisten in Deutschland mit dem offiziellen Segen der Ämter tragen dürfen – mal ist von 5,2 Millionen Waffen die Rede, mal von 5,5, mal von 5,9. Ist egal. Hauptsache, die funktionieren. Sonst wird geklagt.
Wenn wir schon vom Kaufen reden: bitte kein Mikroplastik mehr. Gefährlich! Nichts mit Acrylate Copolymer (AC), Acrylate Crosspolymer (ACS), Polyamide (PA, Nylon-6, Nylon-12), Polyacrylate (PA), Polymethylmethacrylate (PMMA), Polyethylene (PE), Polyethylenterephthalate (PET), Polypropylene (PP), Polystyrene (PS), Polyurethane (PUR)! Mein Motto dieses Jahr: Edel sei der Mensch, hilfreich und gut, auch wenn sich das ja kein Mensch mehr leisten kann. Frohe Kaufnachten!
Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator von Bürgerprojekten.