Auf Wikipedia wird zum Thema „Maul stopfen“ treffend gesagt, dass auf diese Weise wer auch immer durch Geld, Bestechung und andere Grobheiten zum Stillschweigen veranlasst werde. Oder, besser noch, durch (angedrohte) Gewalt, Bestrafung, Verhaftung mundtot gemacht werde. Gleich ganz erschossen wird man vor allem in Brasilien.
Das Maul stopfen mit Geld – das ist es, was wir dieser Tage in den gut temperierten Sälen im ägyptischen Sharm El Sheikh bei der 27. Weltklima-Konferenz hautnah miterleben dürfen: Den Meckerärschen aus den untergehenden Reichen wird ein letztes Mal Redefreiheit gewährt – zeitgleich werden die Kritiker aus dem Land am Nil den Krokodilen zum Fraß vorgeworfen. Hausmannskost. Wir kosten mit.
Zugegeben: Dass der Meeresspiegel steigt, ist vor allem Friedrich Merz zu danken. Nein, er hat’s nicht allein gemacht, wir haben geholfen. Aber er und seinesgleichen haben viel Geld in die Hand gekriegt, um Klima und Stimmung anzuheizen und Stimmen zu bekommen. Es ist nicht neu, „auch unsere Demokratie gehört zur kritischen Infrastruktur. Und sie steht unter Druck. Sie schützen können nur wir selbst. Das verlangt von uns Demokraten mehr als Bekenntnisse. Es verlangt Engagement, (…) Widerstandsgeist und Widerstandskraft“, behauptete jüngst der Bundespräsident.
Zugegeben, an Kraft und Geist fehlt es heute ja weltweit, ganz im Gegensatz zum Geld. Die armgehaltenen Länder, denen das Wasser bis zum Hals steht (Unterkante Oberlippe, wie meine Omi Glimbzsch aus Zittau weiß), müssen bei ihrer Rede- und Gedankenfreiheit und ihrem Engagement für die Demokratie in Sharm El Sheikh freundlich und höflich bleiben beim Betteln und versprechen, dass sie uns die Klimaflüchtlinge vom Hals halten. Dann wird bezahlt, aber nur dann.
Seitenwechsel, rechts fahren: Friedrich Merz und seine Bande – das sind in Wahrheit die Leute der letzten Generation, egal, ob sie fliegen oder segeln oder radeln, ob sie Kombis, Limousinen, Coupés, SUVs, Cabriolets, Roadster, Vans oder Betonmischer fahren oder Twitter kaufen. Hinter, vor und neben ihnen stehen die hartgesottenen Retter von Abendland und Kapital – die Blackrocker aus Philadelphia, Budapest, Rom, Stockholm, Warschau etc. pp.
Nebenbei: Die Mercedes-Benz Group ist der größte Einzelaktionär der Daimler Truck Holding. Große Anteilseigner: die chinesische BAIC Group, der chinesische Investor Li Shufu, der Staatsfonds von Kuwait, um nur ein paar zu nennen. Mercedes baut die sichersten und schnellsten Autos der Welt, die größten Betonmischer und die schnellsten Krankenwagen. Ham’se mal ne Mark?
Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator von Bürgerprojekten.