Cumrun Vafa ist kein Gewürz der Mullahs, sondern ein saumäßig gutbezahlter, also hochgeachteter Physiker der Harvard-Universität. Er hat im brütend heißend Sommer 2018 gesagt, es sei durchaus möglich, dass es das Universum gar nicht gibt. Das hatte ich schon früher befürchtet – aber weder Vafa noch ich können es bisher beweisen. Letztlich würde das ja auch auf die Demokratie zutreffen: Sie liegt räumlich etwas näher bei uns als das Universum – aber schlüssig beweisen kann man ihre Existenz nur durch die Probe aufs Exempel. Hin und wieder kriegt man dafür eine aufs Maul, aber dieses Risiko muss man schon eingehen.
Wenn fürs Wahljahr 2019 der Heilige Franziskus Fress-Sucht und Völlerei brandmarkt und die Vielfalt (sic!) lobt, Japan wieder die Harpunen schärft und unser korrupter Helfershelfer Al Baschir im Sudan die Menschen in die Flucht treibt, sollten wir uns einen Blick aufs Naheliegende gönnen. Es schadet nichts, wenn’s etwas mehr als eine Nabelschau wird. Ostwärts von Gutland hat die CDU bereits das Muffensausen und spielt den Weichmacher. Die stärker werdende Nationale Front der Rechten wird in Brandenburg fast schon in trockene Tücher gewickelt – eine Große Koalition von CDU und AfD ist im neuen Jahr kein Schreckgespenst für den gesättigten Demokraten Ingo Senftleben. Deutschland bröselt.
Sara Wagenknecht fordert vom anderen Ufer (in Gelber Weste vor dem Kanzleramt) die sozial deklassierten Republikaner und Demokrate auf, sich von ihren Sitzen zu erheben. Doch den munter fortschreitenden Rechtstrend wird man kaum durch Peitschengeknalle auf den Straßen von den Futtertrögen der Parteienfinanzierung fernhalten, da braucht’s vielleicht doch im Vormärz den demokratischen Urknall der Republik, auch wenn es zur „befreiten Gesellschaft“ noch ein gutes Stück Weg ist. „Die Welt ist unvernünftig eingerichtet“, erklärte mir meine Omi Glimbzsch in Zittau immer wieder, „aber zum guten Leben für alle ist noch ein Weilchen hin.“ Vorerst bleibt’s also beim Ende der Völlerei und der Moschee-Steuer.