Vom 5. bis 14. August 2018 kamen junge Menschen im Alter zwischen zwischen 17 und 27 Jahren aus Deutschland und Italien in Camaiore und Sant’Anna di Stazzema (Toskana, Italien) zusammen, um sich mit der Geschichte der deutschen Besatzung Italiens und dem SS-Massaker von Sant’Anna di Stazzema am 12. August 1944 auseinanderzusetzen.
Begleitet wurden die 17 Teilnehmenden während des zehntägigen Projekts durch ein deutschitalienisches Team. Ein Historiker, eine Künstlerin und Erinnerungspädagogen organisierten ein vielseitiges Programm, das eine multiperspektivische Annäherung an das Thema ermöglichte. Entlang historischer Pfade wanderte die Gruppe gemeinsam zu dem Bergdorf Sant’Anna di Stazzema. Es fanden mehrere Begegnungen mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen statt. Zum Abschluss des Workcamps wirkte die Gruppe an der offiziellen Gedenkfeier zum 74. Jahrestags des Massakers aktiv mit.
Das „Campo della Pace“ („Friedenscamp“) konnte durch die finanzielle und administrative Unterstützung der Naturfreundejugend Württemberg, der Initiative Lern- und Gedenkort Hotel Silber e. V., der AnStifter Stuttgart e. V., dem Land Baden-Württemberg, privaten Spendern, der Associazione Martiri di Sant’Anna und dem Parco Nazionale della Pace sowie dem Museo storico della Resistenza (Sant’Anna di Stazzema) bereits zum zweiten Mal nach 2017 realisiert werden. Die Landeszentrale für politische Bildung fördert die Vor- und Nachbereitung. Ein besonderer Dank gebührt den Überlebenden Siria und Adele Pardini, Enio Mancini und Enrico Pieri.
Das langfristig angelegte Workcamp-Projekt, bei dem junge Menschen aus Deutschland und Italien sich umfassend mit den Verbrechen des Nationalsozialismus und des Faschismus auseinandersetzen, aber auch über die Bedeutung von Frieden und einem vereinten Europa reflektieren, soll auch den Austausch junger Menschen beider Länder verstärken und das Interesse fördern, die Zukunft Europas aktiv mitzugestalten.
Im Auftrag des Workcamp-Teams: Petra Quintini
REDEBEITRAG CAMPO DELLA PACE 2018 Gedenkfeier 12.08.2018 – Sant’Anna di Stazzema (vorgetragen von Chiara Bertolli)
“Nie wieder Sant’Annas”, diese Worte, die Enrico Pieri häufig ausspricht, sind für uns von großer Bedeutung. Es sind einfache und klare Worte, die aber unsere Wünsche und Hoffnung ausdrücken, dass sich Ereignisse wie diese niemals wiederholen mögen. Und genau dafür setzen wir uns im Campo della Pace ein.
Das Campo della Pace, das sind wir, 17 junge Weltbürger, die in Italien und Deutschland leben und sich an diesem Ort, in Sant’Anna di Stazzema, treffen, einem Ort, an dem Schreckliches geschehen ist. Wir versuchen zu verstehen, wie es dazu kommen konnte und erarbeiten uns die Geschichte aus ganz unterschiedlichen Perspektiven.
Wir hatten das große Glück mit den Überlebenden Enio Mancini, Adele und Siria Pardini sowie Enrico Pieri sprechen zu können und dabei ist uns klargeworden, dass wir eine Verpflichtung haben, uns ihrer Berichte zu erinnern, denn es bleibt nicht mehr viel Zeit und es wird nicht mehr viele Gelegenheiten geben, die Überlebenden selber zu treffen, mit ihnen zu sprechen und von ihnen zu lernen. Ein ganz besonderer Moment war für uns, als Enio Mancini uns sein Buch „Sant’Anna di Stazzema – 12.08.1944 – sie haben es auch Dir angetan“ überreicht hat, denn damit hat er seine Erinnerungen in unsere Hände übergeben.
Das von uns gestaltete Banner spiegelt unsere Erfahrungen und Reflektionen dieser Woche wider und unsere Botschaft, die wir in die Welt rufen möchten: Unser Aufruf für Menschenrechte, Brüderlichkeit und Frieden.
Die 12 Kinder, die sich an der Hand fassen und einen Ringelreihen tanzen, erinnern zum einen an das Foto von Sant’Anna di Stazzema, das auch ein bekanntes Symbol geworden ist, stehen aber auch für die 12 Sterne der europäischen Fahne. Dies drückt unseren Wunsch nach einem gemeinsamen Europa aus, in dem man sich einander wieder die Hand reicht um die Probleme unserer Welt zu lösen, was nur gemeinsam zu schaffen ist.
Die Taube als Symbol des Friedens haben wir mit den Abdrücken unserer Hände geformt. Damit wollen wir ausdrücken, dass jeder von uns die Verantwortung hat, die Erinnerung weiter zu tragen und die Menschenrechte zu schützen.
Das Zitat “Nie wieder Sant’Annas” haben wir in den Farben des Regenbogens geschrieben, denn diesen Satz verstehen wir als optimistische Vision der Zukunft und der Welt. Wir möchten nicht, dass Sant’Anna ein bloßer Ort der Trauer und des Schmerzes bleibt, es soll vielmehr ein Ort sein, der uns hilft zu erkennen, wie wir gemeinsam in Frieden und Harmonie leben können. In einer bunten Welt der Vielfalt.