Am 21. September berichteten wir über das Dekret des brasilianischen Präsidenten Temer, mit dem er eine Riesenfläche (Renca) im amazonensischen Regenwald zur Ausbeutung durch Bergbaufirmen freigeben wollte. Begründet wurde dies wie immer, wenn es um Zerstörung geht, mit notwendigem Wirtschaftswachstum. Dass damit unendlich wertvoller Regenwald mit seiner Artenvielfalt, seinen Menschen, seinen Tieren und seiner klimaregulatorischen Wirkung verloren geht, scheinen ihn und die Bergbaufirmen nicht zu interessieren.
Nur eine Woche später allerdings, erlitt Temer eine Niederlage vor Gericht. Da Umweltschutzareale betroffen seien, müsse der Kongress der Rohstoffförderung zustimmen, urteilte ein Gericht in der Hauptstadt Brasilia.
Jetzt zieht Temer sein Dekret komplett zurück. Es ist ein „Etappensieg“ vieler gesellschaftlicher Gruppen und Umweltschützer, die weltweit gegen diesen Wahnsinn protestiert haben. Doch es gilt wachsam zu bleiben. Die Bergbaufirmen zusammen mit der Agrarier-Fraktion im Parlament geben nicht auf, wenn es um die Profite geht, die aus den Wäldern zu holen sind.
Offenbar spekuliert die Regierung darauf, die Woge der Empörung verebben zu lassen und das Thema dann erneut auf den Tisch zu bringen. Das Energieministerium macht erst gar keinen Hehl daraus: „Zu einem späteren Zeitpunkt“ werde die Debatte wieder aufgegriffen, heißt es in einer Erklärung. Die Gründe, die ursprünglich zur Aufhebung des Schutzstatus geführt hätten, seien nicht überholt. „Das Land muss wachsen, Arbeitsplätze schaffen und Investoren gerade im Bergbau anlocken.“
Das Renca-Gebiet in den Bundesstaaten Amapá und Pará war 1984 von der damaligen Militärregierung unter Schutz gestellt worden. Auch das geschah aus wirtschaftlichem Interesse, um den Abbau von Rohstoffen durch ausländische Konzerne zu blockieren. In der Folgezeit wurden auf dem Territorium nördlich des Amazonas sieben Naturreservate und zwei Schutzgebiete für indigene Völker u.a. der Wajapi, eingerichtet. Mit den Wajapi arbeitet POEMA seit 10 Jahren zusammen und unterstützt sie vor allem im Gesundheitsbereich.
Wir werden die Wajapi auch zukünftig in ihrem Kampf um ihr Land unterstützen. Das Land ist ihre Lebensgrundlage und darf nicht zerstört werden, um der Sucht nach Gold, Kupfer, Eisenerz usw. im Norden der Welt nachzukommen. Es ist nicht das Land des „Weißen Mannes“ Es ist ihr Land!
(Quelle: Gerd Rathgeb u.a. AnStifter. Poema wurde 2008 mit dem Friedenspreis der AnStifter ausgezeichnet.)
Merke dazu bitte vor: Vortrag und Diskussion zum Thema: IMPERIALE LEBENSWEISE. Zur Ausbeutung von Mensch und Natur im Globalen Kapitalismus am Montag, 6. November – 19 Uhr – Welthaus Stuttgart Charlottenplatz 17 – mit Ulrich Brand, Politikwissenschaftler und seit September 2007 Universitätsprofessor für Internationale Politik an der Universität Wien. Er arbeitet zu Fragen der kapitalistischen Globalisierung, ihrer Kritik und Möglichkeiten politischer Steuerung, zu internationaler Ressourcen- und Umweltpolitik sowie zu Lateinamerika.
Ein Gedanke zu „Ein Etappensieg in Amazonien“
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