Das T-Shirt kommt harmlos daher, es ist weiß, mit schwarzem Aufdruck, ein Standardmodell. Aber was ist noch harmlos in einem Land, das nach Darstellung der Regierung von Terroristen und Putschisten unterwandert ist? Die türkische Regierung jedenfalls hält das Shirt mit der Aufschrift „HERO“ – Held – für ein Erkennungszeichen der Gülen-Bewegung, weshalb sich jeder, der es trägt, des Sympathisantentums verdächtig macht.
Dummerweise ist das Shirt wohl tausendfach verkauft worden; es handelt sich um ein Modell des türkischen Bekleidungsherstellers Defacto, dessen Billigware in Einkaufszentren im ganzen Land vertrieben wird. Politisch wurde das Stück Stoff, als es Gökhan Güçlü Mitte Juli vor Gericht trug. Dem ehemaligen Soldaten wird vorgeworfen, Teil des Gülen-Netzwerks und am gescheiterten Putschversuch im Juli 2016 beteiligt gewesen zu sein. Dass Güçlü zum Prozessauftakt mit einem „Hero“-Shirt auftrat, löste Tumulte im Gerichtssaal aus, die Anhörung musste zeitweise unterbrochen werden.
Die regierungsnahe Tageszeitung Sabah klärte ihre Leser anschließend auf, HERO sei ein Akronym für „Hoca Efendi Razı Olsun“, (etwa: „Möge der geliebte Meister euch segnen“), wobei mit „geliebter Meister“ nur Fethullah Gülen gemeint sein könne, der in den USA lebende Anführer der „Fetö-Terrororganisation“. (Süddeutsche)