Liebe Leute,
angesichts des Desasters, das die Parteien in Frankreich erlebt haben, gerät man ins Grübeln. Wer steckt hinter Macron? Gott in Frankreich, der Volkswille, die Fügung? Auch in Deutschland haben 700 Interessenvertreter Hausausweise zum Bundestag – es gibt also mehr Lobbyisten als Abgeordnete, und die haben manchmal mehr Einfluss als der Abgeordnete selbst. Wer in seiner Partei oder Firma vorwärtskommen will, hält besser das Maul. Momentan scheint’s ja so zu sein, dass Europa „am Arsch“ ist – es wird als Europa der Reichen, der Wirtschaft betrachtet – mit dem Siegel „Demokratie Mangelware“. Wenn wir uns zu Europa bekennen, dann ist es das Europa mit den offenen Grenzen, das Europa der Menschenrechte, ein Europa, das nicht (wie heute) die ärmsten Länder knechtet wie etwa Griechenland, sondern ein soziales und solidarisches Europa. In Frankreich muss sich zeigen, ob die Zivilgesellschaft in der Lage ist, die Rolle der Parteien als Opposition zu übernehmen – die Schüler und Studierenden, die sozial Geschwächten, jene, die die Dreckarbeit „für die da oben“ machen. Es ist weiss Gott kein großes Kunststück, für Europa einzutreten, wenn man nicht sagt, wie dieses Europa denn aussehen soll. Man merkt an Worthülsen wie „soziale Gerechtigkeit“, dass da oft nur billige Anmache dahintersteht. Es braucht in allen Gesellschaften Auseinandersetzungen, Opposition, Kritik, Demokratie – und Visionen – für die Stadt von morgen, für die Welt von morgen. Richtig – eine andere Welt ist möglich. Und die braucht uns, unseren Verstand und unseren Widerstand gegen die Feinde der Demokratie. Im Frankreich der Menschenrechte wird sich zeigen, was die Verfassung taugt.
Einer der Vorkämpfer für Demokratie und Menschenrechte ist in diesen Tagen im hohen Alter von 101 Jahren gestorben: Theodor Bergmann.
Es war ein widerständiges Leben, in Opposition gegen alte und neue Nazis, gegen der Dogmatismus der Kommunisten, in Kritik zur Politik Israels, dessen Bürger er war und dessen Existenzrecht er vehement verteidigte. Der Vorteil des Alters ist die Erfahrung. Die Trauerfeier für den AnStifter findet am 22.6. 2017, um 11.00 Uhr auf dem Pragfriedhof Stuttgart statt.
Der Nachruf.
Ein voller Terminkalender beginnt mit dem Geburtstagsfest unseres Partners Poema am 23. Juni (17.00 Uhr, Haus des Waldes, Degerloch). Da sieht man sich. Und dann sind wir beim Festival „Zirkus Mutter Erde“ am Berger Sprudler beteiligt – mit einer Stadtführung (24.Juni, 14.00 Uhr) und einem Input zur Kritik (24.Juni, 15.15 Uhr, Berger Festplatz): Wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt. Wie gelingt die größtmögliche politische Partizipation der Bürgerinnen + Bürger?
Dr. Annette Ohme-Reinicke zeigt am Beispiel der jüdischen Philosophin Hannah Arendt, wie gemeinsames Handeln für das Gemeinwesen gelingen kann.
Musik, Essen, Gespräche und viel mehr.
Noch bis 28. Juni läuft der 2.Wahlgang für den Friedenspreis der AnStifter – es ist Ihr Geld, Ihre Spende, Ihr Preis. Danke dafür. Besonders empfehlen wir die Ausstellung Titos Bunker im Württ. Kunstverein (noch bis So, 6. August 17) und die Debatten-Reihe bei Hannah Arendt.
Danke, dass Sie so oft an uns denken! Und wir an Sie.
Für’s Team aus der DenkMacherei
Elka Edelkott, Evy Kunze, Dr. Annette Ohme-Reinicke, Ebbe Kögel und Peter Grohmann
PS: Peter Grohmann wetterte über „Frère Jacques, Frère Jacques, Dormez-vous?“ und „Mein Gott in Frankreich“