Der Türke an sich sieht sich den lieben langen Tag nur türkisch-stämmige Sender an – da kann ja nichts anderes rauskommen! Das ist etwa so, also würden wir, also die Deutschen an sich, ausschließlich die größte unabhängige Zeitung Baden-Württembergs lesen. Wie in den Hinterhof-Moscheen von Untertürkheim oder beim Segen auf dem Petersplatz sprengt die engen Spalten der Stuttgarter Zeitung ab und an auch ein Prophet. Die Ostermärsche hatten noch gar nicht begonnen, da zog das Blatt am Ostersamstag bereits Bilanz: „Fußlahme Ostermarschierer“. Die mangelnde Teilnahme läge auch daran, dass der „bunte Haufen von Altlinken und Dogmatikern dominiert“ werde. Und: Ein Bundesliga-Spiel mobilisiere mehr Menschen als alle Ostermärsche zusammen. Richtig. Aber in ein einziges Stadion passen ja auch alle Abonnenten der Zeitung gleich zweimal. Und an die guten Zeiten mit 96 Seiten am Wochenende und die Trennung von Nachricht, Kommentar und Hellseherei erinnert sich allenfalls meine Omi Glimbzsch in Zittau.
Das Kriegsbeil gegen ihren Präsidenten begraben haben jetzt natürlich auch sehr viele Journalisten in den USA, die noch vor Monaten Trumps Fehdehandschuh aufnahmen. Ja, es gab fast Jubel für die „richtige und schnelle Antwort auf den Giftgas-Einsatz Assads“, und wenig später tröstete dann die Mutter aller Bomben die müden Pressekrieger über so manche verlorene Schlacht. Seinerzeit freilich hätten die Leute der New York Times und der Washington-Post in ähnlichen Fällen vor Ort und selbst recherchiert – oder eine unabhängige Untersuchung gefordert. Heute weiß aber selbst Ursel von der Leyen bereits 5 Minuten nach Zwölf und guter Fernsicht, wer Schuld ist und was getan werden muss: Aufrüsten. Zurückschlagen. Egal, wen’s trifft. Um das zu untermauern, greift sie aber dummerweise zu einem Brecht-Zitat: „Stell dir vor, es ist Krieg, und keiner geht hin – dann kommt der Krieg zu euch“. Das Zitat ist eine Fälschung – wie der versprochene Frieden.
Sometime they’ll give a war and nobody will come – diesen von uns Friedensfreunden aufgegriffenen Satz schrieb der Dichter Carl Sandburg 1936 in seinem Gedichtband The People, Yes. Aktuell bleibt, dass es der moderne Krieg mit seinen Massenvernichtungswaffen immer schaffen wird, zum Volk zu kommen.