Pressemeldung

Stuttgarter AnStifter appellieren an Kardinal Marx:
Pax Christi nicht das Geld streichen

Mit einem Offenen Brief bitten die Stuttgarter AnStifter Kardinal Marx, den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, darum, der christlichen Friedensinitiative Pax Christi nicht die finanzielle Unterstützung in Höhe von 60.000 Euro zu streichen. „Wir wenden uns mit dieser eindringlichen Bitte an Sie, weil wir es gerade heute als besonders geboten erachten, mit all jenen Gruppen zusammenzuarbeiten und sich gegenseitig zu ergänzen, die sich der Friedensarbeit verpflichtet fühlen“, heißt es in dem Brief. Angesichts der Einnahmen durch die Kirchensteuer in Höhe von sechs Milliarden Euro sei die Unterstützung für Pax Christi für die katholische Kirche ein eher kleiner Betrag. Für Pax Christi sei dieser finanzielle Zuschuss allerdings überlebensnotwendig.

„Friedensarbeit zu leisten in einer Zeit, da Waffenexporte und Militäreinsätze wieder verstärkt als Mittel der Politik gesehen werden, ist nötiger denn je“, argumentieren die Stuttgarter AnSifter und appellieren an Kardinal Marx, „diese Entscheidung zu revidieren“.

Der vollständige Offene Brief an Kardinal Marx:

Offener Brief zum Thema:
Zuschüsse für Pax Christi

Sehr geehrter Herr Kardinal,

wie wir mit großem Bedauern aus der Presse erfahren haben, will die Bischofskonferenz der christlichen Friedensinitiative Pax Christi die Mittel streichen.

Wir, „Die AnStifter“, eine zivilgesellschaftliche Initiative, die in Stuttgart und der Region über 4000 Menschen regelmäßig informiert und zuweilen aktiviert und ein großes Interesse an einer pluralen Gesellschaft hat, möchten Sie und Ihre Brüder aus der Bischofskonferenz bitten, diese Entscheidung zu revidieren.

Wir wenden uns mit dieser eindringlichen Bitte an Sie, weil wir es gerade heute als besonders geboten erachten, mit all jenen Gruppen zusammenzuarbeiten und sich gegenseitig zu ergänzen, die sich der Friedensarbeit verpflichtet fühlen. Unsere Mitglieder kommen aus allen Teilen der Gesellschaft. Sie zeichnen sich durch große Verschiedenheit in weltanschaulichen Fragen aus. Bei aller Verschiedenheit unserer Mitglieder eint uns der Wunsch nach dauerhaftem Frieden und Versöhnung. Pax Christi war uns stets ein verlässlicher Partner mit bemerkenswerter Zivilcourage und Eigensinn. Und wir wollen ihn weiter an unserer Seite wissen. Dies ist aber durch Ihre Entscheidung, Pax Christi die Mittel zu entziehen, in Frage gestellt. Wenn man die Höhe des Zuschusses (ca. 60.000 Euro im Jahr) den Kirchensteuern gegenüber stellt (sechs Milliarden Euro im Jahr), so scheint uns, dass es sich bei dem Zuschuss für Pax Christi um einen eher kleinen Betrag für die katholische Kirche handelt. Für die bei Pax Christi engagierten Christen, denen ein Fünftel der Einnahmen wegbrechen würde, ist die finanzielle Bezuschussung allerdings überlebensnotwendig.

Es scheint uns zwar dem Zeitgeist zu entsprechen, doch im Sinne einer friedlichen Welt eher zweifelhaft, das Handeln an finanzorientierten Kriterien, durch Unternehmensberatungsgesellschaften vorangetrieben, auszurichten. Es ist ein fataler Fehler, den auch viele Unternehmen der Privatwirtschaft schon begangen haben. Es drängt sich der Verdacht auf, dass eine Unternehmungsberatung ganze Bereiche der katholischen Kirche als wichtig oder unwichtig kategorisiert und damit Schwerpunkte setzt, die in der katholischen Kirche nicht im Vordergrund stehen sollten.

Pax Christi ist in der katholischen Kirche als eine Stimme bekannt, die voll und ganz dem Gedanken der Bergpredigt verpflichtet ist. Dies nicht nur bei Gründung von Pax Christi nach dem Zweiten Weltkrieg, als es galt, die Menschen Europas zu versöhnen, im Westen wie im Osten, sondern auch heute, angesichts steigender Rüstungsausgaben. Friedensarbeit zu leisten in einer Zeit, da Waffenexporte und Militäreinsätze wieder verstärkt als Mittel der Politik gesehen werden, ist nötiger denn je.

Die Stärkung des christlichen Friedensengagements ist in dieser Weltlage ein Gebot der Stunde – Papst Franziskus bringt das mit seinen Aufrufen zur „aktiven Gewaltfreiheit“ eindringlich zur Sprache. Wir bitten Sie, folgen Sie den Gedanken Ihres obersten Hirten und geben Sie nicht diejenigen in der katholischen Kirche auf, die sich gewaltfrei für den Frieden im Sinne Jesu einsetzen.

Hochachtungsvoll
i.A. Michael Seehoff
(Die AnStifter e.V.)