Die hochgerüstete Polizei hat nicht nur in Köln uns guten Weißen eine geruhsame Silvesternacht im Kreis unserer Liebsten beschert: Alkohol, Feuerzauber und Feinstaub wie immer, gute Laune und wenig Afrika. Danke. Das erinnert an eine Plakat-Collage aus den Sechzigern: Auf dem originalen Foto ziert das Schild „Nur für Deutsche“ eine Parkbank. Darunter hatte der Künstler das Logo der Deutschen Bank gesetzt. Für den Drucker hatte das unangenehme Folgen, weil den Staatsanwalt weder der Artikel 5/I (die Sache mit der Meinungsfreiheit) noch der Absatz III (die Behauptung mit der Kunstfreiheit) interessierte. Das Plakat konnte nur heimlich gedruckt und weitervertrieben werden: Also doch keine Zensur.
Nun kann man den Achtundsechzigern vorwerfen, was man will – dass sie gute Europäerinnen waren, Internationalisten gar, Fluchthelfer, Kritiker der DDR, Freunde der radikalen Demokratie, Trotzkisten oder Sozialdemokraten – aber nicht, dass sie besonders viel erreicht haben. Die Fraktion der Sesselfurzer ist längst die größte geworden. Sie sitzt überall quengelnd und quälend herum und ist keineswegs auf Parlamente beschränkt. Sie furzt in Bürgerinitiativen, Redaktionen, Amtsstuben oder kulturell: Natürlich politisch korrekt. In den letzten Tagen des alten Jahres etwa machte sich ein Herr Conz von der Stuttgarter FDP bei den Muslimen bekannt. Der liberale Feuerschlucker verbreitete als Offerte an die Terroristen von morgen auf Facebook ein Foto, das einen Moslem in einem öffentlichen Verkehrsmittel beim Gebet auf seinem Gebetsteppich zeigt. Sein Kommentar zum Foto: „kick him“ (das soll angeblich heißen: Tritt ihn den Arsch, aber richtig!). Von Gewalt gegen Muslime ist also weit und breit nichts zu sehen – und das sieht auch der hiesige Staatsanwalt Kraft so. Er weigerte sich, nach einer Anzeige von unsereins wegen öffentlicher Aufforderung zu Gewalt oder Volksverhetzung u.a.m., zu ermitteln (7 Js 118235/16). Echte Muslime, schrieb der ungläubige Staatstragende, würden so was eh‘ nicht machen. Auch sei ja wohl kaum damit zu rechnen, schloss er sinngemäß, dass der Andersbetende je in Stuttgart Busse und Bahnen nutzen und Fahrgäste segnen würde.
„Nu, warum denn gleich mit der juristischen Keule winken?“, tät‘ meine Omi Glimbzsch aus Zittau rufen. „Hamwa nich andre Sorgen?“ Hamwa, Omi, hamwa! Aber wir haben doch auch versprochen, im Kleinen zu beginnen, Widerspruch einzulegen, das Maul aufzumachen und die Sessel zu lüften, 2017. Glückauf dabei!
*) Peter Grohmann ist Kabarettist und Initiator des Bürgerprojekts Die AnStifter