Mit Blick auf die Kriege, auf Hunger und Not, auf Flüchlinge und Fluchtursachen sagt der heute 91-jährige Soziologe Zygmunt Baumann: „Es gibt keinen anderen Ausweg aus der Krise, in der sich die Menschheit befindet, als die Solidarität.“
Diesem Satz fühlen wir uns verpflichtet, wie auch der FriedensPreis und die Arbeit der AnStifter ganz praktisch unsere Idee beschreibt, unsere Arbeitsbasis. Von Alternativlosigkeit können nur jene reden, die schon aufgehört haben, zu leben.
Für die Verwirklichung und den Schutz der Menschenrechte zu streiten, für Gerechtigkeit also, für Solidarität und Frieden, das nannte Hannah Arendt das Recht, Rechte zu haben.
Alle, die nicht schweigen, auch nicht,
wenn sich Knüppel zeigen, solln aufstehn
Alle, die zu ihrer Freiheit
auch die Freiheit ihres Nachbarn brauchen, solln aufstehn
Alle, für die Nehmen schön wie Geben ist
Und für die das Geldverdienen
nicht das ganze Leben ist, solln aufstehn!
Alle, die wie Du auf bessere Zeiten hoffen,
Alle, die wie wir ganz offen streiten ,
Alle, die das Offne wagen
und auf Obrigkeiten pfeifen
wie auf Waffentragen
und die trotzig Nein heut sagen, sollen aufstehn!
Ja, komm! ins Offene, Freund!
Zwar glänzt ein Weniges heute Nur herunter und eng schließet der Himmel uns ein.
So komm!
Dass wir das Offene schauen,
Dass ein Eigenes wir suchen, so weit es auch ist.
So soll’s sein – angelehnt und erinnert an die niederländische Musikgruppe BOTS und an unseren Freund Friedrich Hölderlin: Hölderlins Hyperion stößt die Rohheit des Krieges ab.
Und was schulden wir heut‘ gemeinsam und einzeln der Mutter Erde?
Wie sie werden könnte, diese Erde, davon haben sie geträumt, Nelly Sachs, die heute Geburtstag hätte, der unorthodoxe Flüchtling Fritz Lamm, dem 1941, vor 75 Jahren, die Flucht von Stettin ins Ausland gelang und der nicht Rabbi werden konnte, aber Betriebsrat und Querdenker wie Eugen Eberle. Oder Georg Herwegh, Sohn unserer Stadt, mit dem wir im Mai 2017 seinen 200. Geburtstag feiern, Lilo Hermann, August Thalheimer, Susanne Leonhardt, Fritz Bauer und die vielen…
Hier sind sie, unsere Wurzeln,
Grabt, wo Ihr steht!
Doch die Träume nicht vergessen! Sie müssen ausreichen über die kalten Nächte.
Die Kunst der kleinen Schritte soll gelernt sein, praktische Solidarität mit Deserteuren, Brot und eine Decke für die Zeit. Und neben dem selbstfahrenden Auto den selbstdenkenden Menschen, klug und heiter im Widerstand gegen den Zeitgeist der Ewiggestrigen – und ganz im Geiste des Laupheimers Albert Einsteins:
„Ein kluger Kopf passt unter keinen Stahlhelm“.
Liebe Mitstreiterinnen, liebe AnStifter, liebes Publikum:
Geben Sie jenen eine Stimmen, die nicht sprechen können!
Geben wir jenen eine Stimme, die in den Kellern der Angst hocken,
den Gefolterten, den Gefangenen, den Geflohenen!
Gegen die Arroganz der Mächtigen setzen wir auf Eigensinn und Fantasie.
Die einen haben das Deutsche Reich –
wir haben Bob Dylan!
Die einen haben das eingemauerte Abendland –
wir sagen: Komm ins Offene, Freund!
Die einen haben den Verfassungsschutz samt der freien Kameradschaft Chemnitz – wir haben die Omi Glimbzsch in Zittau!
Über die Grenzen hinweg brauchen dringlich eine demokratische Polarisierung unserer europäischen Gesellschaften. Wir brauchen im Lande von Christian Friedrich Daniel Schubart, Schiller, Hecker und Hegel eine höhere Sehschärfe für den großen Ruck nach rechts.
Wir brauchen den scharfen Blick für die neuen Koalitionen, die die sogenannte Mitte mit dem rechten Rand eingeht.
Wir brauchen den scharfen Blick kritischer Menschen.
Stärken Sie uns den Rücken – und den Geldbeutel.
Helfen Sie, damit wir weltoffen, selbstkritisch und unabhängig bleiben.
*)Peter Grohmann ist Kabarettist und Initiator des Bürgerprojekts Die AnStifter