Von Gerd Rathgeb, Wolfgang Manuel Simon und Dieter Streicher
Drei Mitglieder von POEMA e.V. Stuttgart – Preisträger des Stuttgarter Friedenspreises derAnStifter 2008 – sind seit Anfang November auf Rundreise durch die brasilianischen Bundesstaaten Para und Maranhao zu ihren Projektpartnern. So haben wir in der ersten Woche Vertreter des Kaapors-Rates in Ze Doca getroffen. Es ging dort um Auseinandersetzungen zwischen dem indigenen Volk und den umliegenden Großgrundbesitzern/Fazendeiros die versuchen immer wieder illegal ins Reservat einzudringen, um z.b. dort Holz raus zu holen und Weidefläche zu rauben. POEMA hat vereinbart, die sogenannten Vorposten (kleine Indigenen-Dörfer) auf den Zugangswegen zum Reservat mit solaren Wasseranlagen und Solarlampen zu unterstützen.
Auf der weiteren Reise nach Santarem haben wir einen weiteren Ort großer Auseinandersetzungen aufgesucht. In Itaituba und Miritituba am Rio Tapajos gelegen werden seit Jahren neue Logistikzentren für den weltweiten Sojahandel ausgebaut. Darüber hinaus wird das indigene Volk der Munduruku von Behörden und internationalen Bergbaufirmen zurückgedrängt. Den Kampf der Munduruku gilt es ebenfalls mit anderen Partnern aus Deutschland zu unterstützen.
In Gesprächen mit dem Bischof von Altamira Erwin Kräutler und der Symbolfigur der Bewegung „Xingu Vivo“ Antonia Melo erfuhren wir die Probleme kurz vor der Flutung des Stausees: vollzogene Räumung eines Stadtteils von 20000 Menschen, Zunahme von Gewalt und Kriminalität (allein in der Zeit unsere Anwesenheit mehr als 8 Morde) und jede Menge sozialer Konflikte und Probleme. Tief beeindruckt von den Gesprächen wissen wir um die Verbundenheit mit den Opfern dieser gigantischen sozialen wie ökologischen Zerstörung. Erwin Kräutler sprach besonders die Hauptprofiteure dieses „Energie-Wahnsinns“ an: Siemens, Voith aus Heidenheim und Andritz aus Österreich.
Beim mehrtägigen Aufenthalt in der Region Anapu bei unserem Freund und Partner Giovanny Guzzo besuchten wir bestehende Projektdörfer der Landlosen und Landbesetzer (auch hier gab es seit Juni 6 Morde an landlosen Bauern). Vor allem die seit fünf Monaten ausbleibenden Niederschläge hier in Amazonien lassen die Brunnen und Flüsse austrocknen. Der Klimawandel schlägt hier bereits gnadenlos zu! Das Wasserkraftwerk Tucurui musste wegen Wassermangel abgeschaltet werden. Dazu kommt eine „Agrokalyptische Agrarpolitik“, die auf extensive Rinderweidezucht mit Bodenzerstörung und Brandrodung einhergeht.
Unsre letzte Station wird jetzt das Gebiet rund um Oeiras do Para und Cameta sein, in der unsere Partnerin Bena Castro lebt und unsere Projekte voranbringt. Hier geht es vor allem um kleinere Projekte der Wiederaufforstung.
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