Alle Welt beklagt neuerdings nicht nur, dass die Bundeswehr für Konflikte sauschlecht gerüstet ist, wenn’s mal ernst würde. Noch mehr Sorgen bereitet dem gewöhnlichen Militaristen, dass die Soldaten unterfordert sind. Zwei Drittel der Soldaten meinen, sie hätten nichts Nützliches gelernt. Das stimmt uns Friedensapostel nachdenklich. Ist es denn nicht nützlich, im Nahkampf seinen Mann zu stehen? Zu wissen, wo das Messer anzusetzen ist, wenn das Vaterland in Gefahr ist? Nur 31 Prozent der potenziellen Nahkämpfer äußerten sich positiv über die Sinnhaftigkeit des Dienstes, verzichteten allerdings auf Details. Tröstlich immerhin ist, dass 83 Prozent der Soldaten mit dem Sold „zufrieden“ bis „sehr zufrieden“ sind. Kameradinnen, Kameraden, danke für das offene Wort! Wegtreten.
In der Zivilgesellschaft, die sich ja letztlich erst unter dem Schild, Schwert und Schutz der Bundeswehr entwickeln konnte, sieht es dagegen duster aus: 79 Prozent der von mir Befragten sind mit ihrem Salär mehr oder weniger unzufrieden – und so richtig zufrieden sind eigentlich nur die Großverdiener und Kuponschneider. Im Arbeitsleben selbst, also etwa bei Heckler & Koch, zweifelt kaum jemand an der Sinnhaftigkeit der Produktion: „Eine gute Waffe von uns kann überall auf der Welt eingesetzt werden“, meinte ein Betriebsrat in einem vertraulichen Gespräch. So funktioniert eben Gleichberechtigung! Meine Omi Glimbzsch in Zittau etwa durfte zu Zeiten der DDR bei der Gesellschaft für Sport und Technik schießen lernen – das hat sie der älter werdenden Generation im Westen voraus, wenn je der Kampf um gerechte Renten geführt werden würde.
Sei’s drum! Unsere Kinder in der Bundeswehr brauchen wieder einen Arsch in der Hose. Vielleicht würde ja eine Friedensmission in der Ostukraine Abhilfe schaffen? Momentan will Schwarz-Rot-Gold die einst geschleiften Panzerkasernen wieder auf Vordermann bringen – die Ukraine ist im Grunde genommen nur einen Katzensprung entfernt. Die Route für die Vorhut: Zittau–Mariupol. Rund 2000 Kilometer, Zeit etwa 23 Stunden, Kraftstoffverbrauch 150 Liter, Kosten ca. 220 Euro. Panzer brauchen natürlich deutlich länger, könnten aber auf dem sicheren NATO-Bahnweg direkt an die Front gebracht werden, über Kassel–Stuttgart–Bratislava–Kosice – und gleich da.
Peter Grohmann schreibt sein Wettern der Woche für die Wochenzeitung Kontext – für lau.