Genau genommen ist es Jesus von Nazareth, ein Ausländer und gar ein jüdischer Wanderprediger, auf den sich die Pegida-Anstifter unwissentlich berufen: Einer, , vielleicht entgangen ist. Pegida steht, schweigt und marschiert „für die Erhaltung und den Schutz unserer christlich-jüdisch geprägten Abendlandkultur“ – eine Forderung, der sich ein normaler Hooligan genauso anschließen kann wie weite Teil des von Überfremdung bedrohten deutschen Volkes. Pegida wird dafür von großem Wohlwollen begleitet und hinter den Gardinen stehen Vati und Mutti und rufen laut Bravo! Nun freilich vergisst die christliche Seite des Abendlandes immer wieder, was sie nirgends so richtig gelernt oder gar verinnerlicht hat. Wer bitte weiss noch etwas von den populären Hexenverbrennungen? Wer bringt die Ausrottung der Indianer in einen Kontext mit Kirche und Christentum? Wer weiss noch etwas vom herbeigewünchten Segen Gottes bei der Versklavung und Ausrottung der Schwarzen? Eine rassistische Polizei in den NSUSA ist doch nicht nur das Erbe des Ku-Klux-Klan, sondern der beschworenen Überlegenheit der abendländischen Kultur geschuldet.
Im Deutschen Reich hieß 1904 der Befehl „Aufräumen, aufhängen, niederknallen!“ Absender war Reichskanzlers von Bülow, Empfänger der Killer Lothar von Trotha, Befehlshaber in Südwestafrika: zwei standhafte christliche Abendländler. Zu Ehren Trothas (niemals vergessen!) ist im sozialdemokratischen München immer noch eine Straße nach ihm benannt. Nein, es wäre zuviel, beim Thema Abendland auch noch Hindenburg oder Bismarck aus der Schatztruhe zu holen, da könnte man ja gleich so tun, als gehöre das polnische Auschwitz auch dazu.
Meine Sorgen möcht‘ ich haben, tät meine Omi Glimbzsch in Zittau jetzt rufen und fragen: „Haste denn nischt Positives?“ Doch, Omi, sogar aus Stuttgart! „Der Verein Glückspelze will Hunden im Tierheim eine besondere Freude zu Weihnachten machen: Kinder haben Leckerli in Klorollen verpackt“ – und Unternehmer haben beim Klorollen-Sammeln geholfen – so wortgetreu in der Filderzeitung am 13.12.14. Ja, es gibt noch Zeichen und Wunder im Abendland.
Peter Grohmann schreibt und spricht das Wettern der Woche für die Wochenzeitung Kontext – für lau.