Es war ein vertracktes Jahr, erinnerungsschwer wird es uns noch lange in den Därmen hängen. Nein, nicht nur, dass der VfB fast ausgerutscht wäre, macht Sorgen. Es sind die Fans! Bei der Rückfahrt von einem verlorenen Spiel, das nicht das letzte sein sollte, verprügelten sie sich gegenseitig statt den Gegner. Es ging um überzogene Kritik, nicht mehr, nicht weniger. Die alten Ägypter von heute lassen ihre Kritiker gar nicht erst einreisen – von wegen Staatssicherheit. Die Mumien müssen unter sich bleiben, die Opposition auch. Personen, deren Einreise nach Ägypten die Sicherheit oder die öffentliche Ordnung gefährden würden (!), erhalten ab Januar 2015 nun kein Visum mehr. Protest, Protest? Gemach, gemach! Nach Deutschland kommt, entgegen landläufiger Annahme, auch nicht Hinz und Kunz aus Kairo! Jedes Jahr werden (von wegen Staatssicherheit) 150-200000 Visaanträge abgelehnt.
Die Friedenspreisträgerin Fatuma Abulkadir Adan aus Kenia beispielsweise musste 600 km durch die Wüste, durch die Steppe zur deutschen Botschaft nah Nairobi reisen, Grüß Gott sagen und ihren Einreiseantrag persönlich abgeben. Ein paar Wochen später das gleiche Spiel: Durch die Wüste, Grüß Gott sagen, Pass mit Stempel abholen – macht 2400 km. Und da ist man noch längst nicht in Stuttgart.
Da hat’s der Russe bislang doch einfach. Er hat eine Zweitwohnung in Baden-Baden oder Esslingen (Merkelsches Bad!) oder in Prenzelberg – wenn’s schlimm wird, bleibt er einfach da- oder dort. Denn die Zeiten werden härter, was man am Koffertragen sehen kann. Der Boy bekam dafür einstens meist einen Zehner, jetzt trägt der Russe selbst, wenn er überhaupt ankommt. Leere Plätze auch in den Kasinos von Konstanz oder Garmisch oder Lindau: Das Volksvermögen wird ab sofort nicht mehr im feindlichen Ausland verzockt, sondern wartet zu Hause auf bessere Zeiten. Auch der Nordamerikaner sorgt vor: Gerade noch rechtzeitig vor Weihnachten hat der Senat einstimmig „tödliche Militärhilfe“ für die Ukraine beschlossen – das lässt darauf schießen, dass es auch so etwas wie nicht tödliche Militärhilfe gibt. Welch ein Trost für den Pazifisten in uns. Apropos Waffen: Allein die 100 größten Waffenproduzenten haben im vergangenen Jahr einen Umsatz von 400 Milliarden Euro gemacht, aber Produktion und Handel stagnieren. Man hofft natürlich allerseits, dass sich das bald ändert. Meine Omi Glimbzsch in Zittau hofft nicht mit.
Peter Grohmann schreibt und spricht das Wettern der Woche für die Wochenzeitung Kontext – für lau.