Jetzt machen Sie sich nicht gleich wegen der paar Prozent in die Hosen! Erstens wollen die Sachsen seit je lieber einen König, dass ist bekannt. Und wetten, dass sie jederzeit Kurt Biedenkopf krönen statt köpfen würden, wenn’s legal wäre? Zweitens, dass man in Dresden und Umgebung den Rechtsradikalen gut, gern und freiwillig für 15 % Vertrauen schenkte, kann uns doch in Stuttgart nicht schrecken! Hier erhielt 1968 die Nationale Front alias NPD bei den Landtagswahlen auch knapp 10 %, und da sind die Scheindemokraten gar nicht mitgerechnet! Wir wussten eben damals schon, was Demokratie heisst, haben es aber glücklicherweise schnell wieder vergessen. Schön, bliebe noch die schlaffe Wahlbeiteilung: Von fast 75 % kurz nach der Machtübernahme 1990, als man noch von Kohls grünen Landschaften träumte, der außerparlamentarische Absacker 2014. Heute träumt man von der Mauer. Rund die Hälfte aller Wahlberechtigten blieb doch in Sachsen auch 1990 zu Hause! Die zwei Prozent zwischen damals und heute machen das Kraut auch nicht mehr fett. Doch es ist ein grausames Menetekel: Die Zukunft der Parteien-Demokratie sieht düster aus, und das Geschrei wird übermorgen umso größer werden, je mehr die Wahlbeteiligung abnimmt. Es riecht nach rechts außen, nach scharfem Populismus, nicht nur in Sachsen und nicht erst seit dem 31.8.2104. Und bitte sehr: Wer will sich schon von den Kohorten der AFD die Diäten vom Teller nehmen lassen? Die knapp hunderttausend Wählerinnen und Wähler von CDU, FDP, Linken, NPD und SPD haben gewusst, was sie wählten: Das markige DM-Gefühl, die Abscheu vor der Homo-Ehe, das Nein zur Frauenquote, den Stopp für Einwanderer und Flüchtlinge. Insoweit muss nun nicht nur Stanislaw Tillich (auch kein echter deutscher Name, oder?) vorsorgen. Er hat sich zwar bereits den Slogan seiner linken Ex-Freunde „Mehr Lehrer und Polizisten“ zu eigen gemacht: Nu ja ja, nu ne ne – helfen wird’s ooch nischt, wie meine Omi Glimbzsch aus Zittau weiss. Die Hochwasseropfer der Asylantenflut empfangen ihre Machthaber immer mit Pfiffen. Kein Wunder, dass nun die insolvente Frauke Petry samt Bernd Lucke für die AFD ein „Arbeitsrecht für Asylanten“ fordert – ein durchaus populärer Ruf, der wie vieles andere aus der Mitte der guten Gesellschaft ertönt: „Kinder statt Inder“. Auch die in Sillenbuch oder am Killesberg wollen keine Moschee – Sie etwa?
Peter Grohmann schreibt und spricht das Wettern der Woche für die Wochenzeitung Kontext – für lau.