Natürlich dürfen bei den Spielen deutsche Fahnen gezeigt werden,
ob DDR-Fahne, Reichskriegsflagge oder eben das einfachere Schwarz-Rot-Geld. Das ist sich die Fifa seiner Demokratie schuldig. Klar, wenn jetzt jemand auf die Idee käme, ein Sinalco-Fähnele zu schwenken oder ein Boss-T-Shirt provokativ überzuziehen – das ginge der Fifa ihren offiziellen Partnern denn doch zu weit. Die FiFa hat dafür zu sorgen, dass kein einziges falsches Fernsehbild unzensiert ein Stadion verlassen kann. Nicht nur nackte Brüste und Ärsche (schade!) bleiben da außen vor, auch obszöne Gesten oder, viel schlimmer, Kritik an der Mafia im besonderen oder den Zuständen im Allgemeinen müssen werden beschnitten. Dass dennoch den Fans und einigen anderen Interessenten die Demonstrationen der Millionen gegen die Fifa und für den legalen Fußball nicht verborgen blieben, liegt an der freien Welt und der freien Presse. Das ist es, was wir den Negern und vielen andere Unterentwickelten voraus haben: Dieses tiefe Mitgefühl für Freiheit und Demokratie, zum Teil sogar für echte Menschenrechte. Nehmen wir nur mal Ghana, das uns jetzt nahesteht und das früher, als es den Menschen dort noch besser ging als heute, mehr oder weniger weiß war. Die reichen Rohstoffreserven wussten, wo sie hingehörten, und der Handel mit Gold und Elfenbein war ebenso lukrativ wie der Handel mit schwarzen Menschen. Das ist Gottlob vergessen, und nur ganz schwach erinnern sich heute multinationale Konzerne an die unvorstellbaren Erdöl- und Erdgasfelder an der Goldküste, an die immer noch nicht voll ausgebeuteten Vorkommen an Aluminium, Mangan und seltenen Steinen. Die meisten Schätze des Landes gehen, wie man gern sagt, nach Übersee, aber den Ghanaern bleiben, so will es das Gesetz, 10% der Erlöse. Da würden sich andere Ländern die Finger abschlecken. Na gut – es ist damit zu rechnen, das Ghana nicht Weltmeister wird, sondern wir. Dennoch muss man mit den Fouls vorsichtig sein, auch wenn die Zensur manches schönen kann.
Was ich sagen will: Wir sollten uns den Fussball nicht durch miesepetrige Kommentare versauen lassen! Wenn schon die deutschen Nationalspieler nur vor einer Reklamewand das sagen würfen, was sie nie denken, sollten wir einfachen Spieler ganz, ganz leise sein. Darauf ein Budweiser, würde meine Omi Glimbzsch in Zittau jetzt sagen und heimlich ihr Eibauer Schwarzbier knallen lassen. Prost.
Peter Grohmann schreibt und spricht das Wettern der Woche für die Wochenzeitung Kontext – für lau.
wieso eigentlich immer nur „neger“ und nicht auch mal „schlampen“, „paselacken“, „assis“ oder „arschficker“?
Das ist es, was wir den Negern und vielen andere Unterentwickelten voraus haben, ein Auszug aus dem Text von P. Grohmann. Sinn der Sache: Aussprechen, was das sog. Volk denkt oder denkt und handelt P. Grohmann so? Eine Frage, um die ich eine Antwort bitte.
Lieber Peter, aus Leipzig erhalte ich regelmäßig Eure Mails, die oft informiert sind und einen anderen Blick oder neue Perspektive anbieten. Bei diesem Text auch wenn es um eine Satire geht, finde ich die Bezeichnungen „Neger“ und „Unterentwickelte“ rassistisch. Susan Arndt u.a. als Herausgeberin bietet gute wissenschaftliche Antworte hierzu unter http://www.unrast-verlag.de/gesamtprogramm/allgemeines-programm/antirassismus/wie-rassismus-aus-woertern-spricht-340-detail.
Beste Grüße
B. Lawson
Vielen Dank, aber ich kann da nicht zustimmen. Ich zitiere quasi den Volksmund, und genauso wie Susan Arndt das Wort „Neger“ uam ja selbst verwendet +- und ja auch Du in Deinem Schreiben an mich – tue ich es. Es wird in einem eindeutigen politischen Zusammenhang verwendet, der sich dem Lesenden auch erschließt. Oder anders gesagt:
Ich bin und spiele in in diesem Falle faktisch der „Rassisten“. Satire muss wehtun, sonst bleibt sie wirkungslos. So schreibt Tucholsky: „Die Satire muß übertreiben und ist ihrem tiefsten Wesen nach ungerecht. Sie bläst die Wahrheit auf, damit sie deutlicher wird.“
Wir haben solche Beispiele ja auch bei Brecht, in den Texten der Befreiungsbewergung und etwa der Black Panter.
Kurzum: natürlich muss man Rassisten zitieren.
Vielen Dank für die Rückmeldung.