Eine Sau braucht, um fett zu werden und 120 bis 130 Kilogramm auf die Waage zu werfen, weder Auslauf noch Freunde und auch nicht viel Zeit für Spaziergänge. So erleben etwa die meisten Schweine nie in ihrem Leben Weihnachten. Und da geht es ihnen nicht viel besser als den Gänsen – die Mehrheit schafft’s nicht mal bis zum ersten Advent. Dabei könnten sie, ging’s nach der Natur, 20 Jahre alt werden – doppelt so alt wie eine Wildsau, wenn die nicht in eine Falle tappt.
Nachdem schon die Grünen – siehe Veggie-Day – auf ihre vegane Stammwählerschaft zurechtgestutzt wurden, sollte man vorsichtig sein und den Bundesbürgern nicht voreilig die Fleischeslust verderben. 78 Prozent wollen eine Große Koalition und verzehren als solche in ihren Leben rund 54 Schweine, 4 Rinder, 1660 Hühner, 79 Enten, 104 Puten und nur 6 Gänse. Immerhin sind mehr als zehn Prozent der Wahlberechtigten – rund sechs Millionen – resistent gegen viele Antibiotikagruppen: Mit dem Putenschnitzel, dem Kotelett und den Hühnerstreifen im Salat Hawaii nehmen wir jede Menge Antibiotika-resistente Keime auf. Wenn wir dann krank werden, wirken die Arzneien nicht mehr. Oder andersrum: Statt Kopfschmerztabletten schlucke ich eine Hühnerbrust (in warmem Wasser auflösen), die dürren Reschtle kommen als Massenwaren nach Afrika – Hals und Flügel, Pfoten, Knochen, Kroppzeug, alles tiefgefroren und zum Mindestlohn.
Ich würde mich nie dazu hergeben, nun einen Zusammenhang zwischen dem Fleischkonsum hier und dem weltweiten Hunger dort, den Flüchtlingen oder der Gesundheit in islamistischen Ländern zu konstruieren. Muslime essen bekanntlich kein Schweinefleisch. Freilich gilt auch dort: Reiche Leute leben länger, Arme sind dafür länger im Himmel – darunter etwa vier Millionen Kinder, die an Hunger sterben, Jahr für Jahr.
Die Flucht auf den Acker als Ausweg aus der Misere, ins Ökoland, wird aber auch immer fragwürdiger. In China, wo die wohlhabende Klasse umzudenken beginnt, sind die Ackerböden so stark verseucht, dass sogar das Politbüro gegen Blei, Kadmium und Zink auf die Straße gehen würde. Zehn Prozent des Ackerlands sind mit Schwermetallen längst so stark belastet, dass alle gültigen Grenzwerte überschritten werden. Und das will was heißen für China, bei den Grenzen dort! Die Schadstoffe stammen aus verseuchtem Wasser oder Abgasen und führen zu Vergiftungserscheinungen.
Was tun?, wie meine Omi Glimbzsch in Zittau oft fragte. Den chinesichen Weg aus dem Hunger von morgen einschlagen! Die Regierung kauft den armen Schluckern in den unterentwickelten Ländern ihre guten Böden ab und exportiert alles, was da wächst, hinter die große Mauer: Weizen, Mais, Hirse, Hafer und Soja – Letzteres für Ökosprit.
Eine perfekte Satire! Auch gerade dann, wenn Kleinigkeiten nicht genau stimmen: wir essen auch ‚chicken wings‘; Hühnerfüße sind in Thailand eine ausgesprochene Delikatesse (habe ich selbst schon probiert); und ‚heute kommt Hansi (der Stallhase) auf den Tisch‘ dürfte jedermanns Sache sein, auch wenn er antibiotikafrei ist. Und Schwermetalle im Ackerland: wie lange hat es bei uns gedauert, bis Klärschlämme nicht mehr als Dünger verwendet wurden. Aber wir haben ja auch BIO-Landwirtschaft und beim BIO-Metzger erfahre ich den Namen des Rinds von meinem Schnitzel. DENNOCH: guten Appetit!