Wachstumskritik, Vernetzung, Bewegung, Unabhängigkeit – Volker Lösch hat auf der gestrigen Montagsdemo viele Themen angeschnitten, die weit über Stuttgart 21 hinausreichen. Ein Muss für alle, die sich nicht nur um die Zukunft Sorgen machen, sondern diese tatkräftig gestalten wollen.
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Harald Welzer / Stefan Rammler: Der FUTURZWEI-Zukunftsalmanach 2013: Geschichten vom guten Umgang mit der Welt. Fischer-Taschenbuch, Frankfurt 2012, ISBN 978-3-596-19420-9.
Harald Welzer: Selbst denken. Eine Anleitung zum Widerstand, S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2013, ISBN 978-3-10-089435-9.
Wikipedia zu Degrowth/Wachstumsrücknahme
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Fourth International Conference on Degrowth for Ecological Sustainability and Social Equity (2.-6. September 2014 in Leipzig)
Rede von Volker Lösch, Theaterregisseur, auf der 200. Montagsdemo am 2.12.2013
this is politics!
in der aktuellen amerikanischen fernsehserie house of cards,
die auf faszinierende weise die intrigen und machtkämpfe der amerikanischen politik abbildet,
wird am anfang der vierten folge der demokratische kongressabgeordnete frank underwood,
gespielt von oscar-preisträger kevin spacey, von seinem kollegen bob birch angegangen:
„sie haben sie angelogen, frank!“
„nein“ antwortet underwood, „ich habe die parameter meines versprechens neu gesetzt.“
„das heißt lügen, frank!“
„nein bob, das heißt politik!“
this is politics!
frank underwood, der mit allen wassern gewaschene berufspolitiker,
hat also nicht gelogen, sondern nur „die parameter seines versprechens neu gesetzt“.
machtpoker
liebe mitstreiterinnen, liebe mitstreiter!
der beruf des politikers war einmal eine anerkannte profession.
er handelte von gemeinsinn und verantwortungsgefühl,
von ehrlichem engagement und sachlicher leidenschaft.
„politik ist“– wie eine beliebte definition verheißt –
„die gesamtheit aller aktivitäten zur herstellung gesamtgesellschaftlich verbindlicher,
am gemeinwohl orientierter, und der ganzen gesellschaft zugute kommender entscheidungen.“
in der aktuellen praxis
ist politik aber nur noch ein deprimierend durchsichtiges feilschen um macht.
in dem, von den nicht mehr zu unterscheidenden parteien cdu und spd,
beschlossenen koalitionsvertrag,
wird das wort ‚ausnahme‘ wichtigste und zentrale hinzufügung
eines großen und faulen kompromisses:
das hintertürchen, die ausnahmeregelung
manifestiert den politischen stillstand in dieser republik.
halber mindestlohn
„hurra, der mindestlohn kommt“!
er gilt aber nicht für alle, für viele erst ab 2017;
auch wird er eingefroren, somit ist er 2017 weniger wert als heute;
für leiharbeiter gibt es ihn erst ab 9 monaten,
die meisten leiharbeiter wechseln aber spätestens nach 6 monaten den betrieb!
weitere ausnahmen sind natürlich möglich.
und 2017 sind dann eh neue wahlen,
dann kann man diesen mindestlohn, nur halbherzig eingeführt,
auch gleich wieder abschaffen.
aber die spd, die neoliberale agenda 2010-partei,
die sich plötzlich wieder für den sogenannten ‚kleinen mann‘ einsetzt,
heuchelt mit triumphgeschrei: „wir haben den mindestlohn durchgesetzt!“
wahrscheinlich werden sie auch noch die arbeitslosigkeit abschaffen,
den klimawandel verbieten und die ‚rente mit 35‘ einführen.
und sie sollten sich konsequenterweise wieder in ‚USPD‘ umbennen:
„unbestritten sinnloseste partei deutschlands“!
viel interessanter aber als all die halben versprechungen,
die verlegenheitslösungen und widersprüche
sind die versäumnisse, die auslassungen und leerstellen –
denn die lücken verraten das wahre potential dieses vertrags:
leerstellen
nichts zur energiewende, nichts zum klimawandel, nichts zu hartz IV.
die themen gleichstellung, emanzipation und geschlechtergerechtigkeit
spielen ebenso keine rolle,
wie die notwendige abschaffung des betreuungsgeldes,
die einführung einer frauenquote oder das adoptionsrecht für homosexuelle.
nichts zum bankensektor, offenlassung der frage der bahnprivatisierung,
nichts zu ‚stuttgart21‘.
die fatale europa-austeritätspolitik wird fortgesetzt,
die jungen werden geschwächt, und langzeitarbeitslose einfach ignoriert.
aber das schlimmste, geradezu beschämend skandalöse
an dieser großen klientelparteienverabredung ist:
diese koalition wird nichts gegen die umverteilung von unten nach oben tun!
diese koalition wird gegen die immer ungleicher werdende
einkommens- und vermögensverteilung nicht vorgehen!
sie wird keine reichensteuer einführen,
keine steuererhöhungen für spitzenverdiener beschließen,
sie wird die konzerne in ruhe lassen und die gesamte steuerlast dem mittelstand aufbürden.
es geht also wieder nicht um gerechtigkeit, sondern abermals nur um wachstum:
die logik der wettbewerbsfähigkeit steht über allem.
keine politik
liebe freundinnen und freunde des kopfbahnhofs:
diese große koalition wird nicht – wie merkel sagt – die „großen aufgaben meistern“;
denn sie kapituliert ja schon im ansatz vor der zukunft!
sie vermeidet die beschäftigung mit allem relevanten,
verwaltet visionslos und kleinmütig die gegenwart.
das ist neuaufgelegter neoliberalismus,
knallharter kapitalismus,
das ist alles mögliche, nur eines ist es nicht:
es ist keine politik!
wachstum und gutes leben
aber warum hat sich die mehrheit der deutschen
für diese verweigerung von ernstzunehmender politik entschieden?
warum hat das sogenannte volk –
entgegen aller umfragen – wieder dafür gestimmt,
dass die bereicherung der reichen nicht angetastet wird?
merkels wichtigstes wahlversprechen war die sicherung von wohlstand.
„weiteres wachstum wird euch ein gutes leben garantieren,
und wenn ihr uns wählt, bleibt alles wie es ist“.
das ist es also: es soll alles bleiben, wie es ist.
also mehr wachstum, mehr wohlstand, dafür weniger wohlfahrt.
aber stimmt das denn, dass mehr wachstum –
langfristig gesehen – auch mehr wohlstand bringt?
soll denn wirklich alles bleiben wie es ist?
zustand der welt
jeder, der sich ernsthaft mit zukunft beschäftigt, weiß,
dass unsere kultur des wachstums den planeten ruiniert.
denn sie muss ihre dosis ständig erhöhen,
ihre produkte in immer kürzeren zyklen auf den markt bringen,
sonst kann sie sich nicht erhalten.
wir müssen unsere kultur also nicht festigen, sondern wir müssen sie in frage stellen!
also soll nicht alles so bleiben, wie es ist!
und warum beschäftigen sich ausgerechnet diejenigen,
die dafür gewählt und bezahlt werden, nicht mit diesem für alle existentiellen thema?
warum tischen sie uns die schamlose lüge auf,
dass weiteres ‚wachstum über alles‘ gut für uns sei,
dass dann ‚alles so bleibt wie es ist‘,
– und dass es auch gut sein soll, wenn wir alles bleiben lassen, so wie es ist?
wachstumsversprechen
die antwort auf diese frage ist ernüchternd einfach:
würde unsere kultur reduktiven, nachhaltigen bedingungen folgen,
wäre sie an effizienzsteigerung, an dem ewigen ‚schneller, höher, mehr und weiter‘
gar nicht mehr vorrangig interessiert.
in einer solchen kultur könnten politiker ihre falschen wachstumsversprechen
aber gar nicht mehr machen, keiner würde sie mehr wählen,
und die schöne macht wäre dahin.
und genau da setzt unsere kritik an ‚stuttgart21‘ an:
an den falschen wachstumsversprechen!
wir brauchen keinen bahnhof, der mit gefälschten kapazitätsdaten
bis zu 12 milliarden euro verschlingt!
wir brauchen kein bahnprojekt, welches unsere umwelt zerstört,
und unsere lebensqualität einschränkt!
wir brauchen kein ‚stuttgart21‘,
welches nur die kassen der bahn AG und anderer profiteure füllt!
wir brauchen kein weiteres, asoziales umverteilungsprojekt,
wir brauchen keine kultur der moderne, die nur auf wachstumsversprechen basiert!
wir fordern dagegen:
statt den bahnhof abzureißen, baut man ihn um!
an diesem konflikt, und an den 2 möglichkeiten ihn zu lösen,
zeigen sich die beiden zukünftigen lebens- und wirtschaftsmodelle,
wovon eines unser schicksal sein wird:
das expansive – destruktive, oder das reduktiv-konstruktive modell –
wie es der soziologe harald welzer
in seinem bemerkenswerten buch ‚selbst denken‘ eindrücklich beschreibt.
david gegen goliath
wer oder was repräsentiert eigentlich diese destruktive kulturdefinition?
und gegen wen kämpfen wir?
gegen merkel, gegen die spd? gegen grube, gegen die baumafia?
gegen kretschmann oder gegen die immobilienlobby?
gegen wen richtet sich unser protest?
angesichts der weltweiten machtkonzentration
von weniger als 200 vernetzten finanzunternehmen und konzernen,
die jederzeit ganze volkswirtschaften und staaten zerstören könnten,
stellt sich diese frage nicht nur in stuttgart.
es ist eine entscheidende frage: gegen wen soll man protestieren?
denn gegen baukonzerne, lobbygruppen und die mafia
kann man nicht auf die straße gehen, und man kann sie auch nicht abwählen.
wir führen heutzutage keinen ideologischen kampf mehr,
wie er in den 70ern und 80ern stattfand, als links und rechts,
als gut und böse so schön getrennt voneinander existierten.
es ist ein anderer kampf geworden, ein kampf zwischen gruppen:
gruppen mit organisations- und geldvorteilen kämpfen gegen gruppen,
die kaum geld und organisationsnachteile haben.
so war es bei der volksabstimmung, und so ist es auch heute noch.
david kämpft gegen goliath, auch hier in stuttgart.
stuttgarter verhältnisse
auch bei uns gibt es keinen ideologischen kampf mehr.
der gegner ist oft schwer zu fassen, er bildet immer wieder neue koalitionen,
ändert sein gesicht, wechselt die erscheinungsformen.
wer heute dafür ist, kann morgen dagegen sein,
wer als partner galt, steht plötzlich auf der anderen seite.
denken wir nur an die rolle der grünen hier im ländle,
die wir nicht kritisieren, weil sie das projekt nicht stoppen,
sondern die wir kritisieren, weil sie nicht das tun,
was sie im rahmen ihrer rolle als regierungspartei tun könnten!
ironischerweise handelt es sich dabei um jenen politischen opportunismus,
den die spitzenleute der grünen hier auf den montagsdemos immer kritisiert haben –
oder mit frank underwood gesprochen:
die grünen haben einfach mal – „die parameter ihrer versprechen neu gesetzt“!
unabhängigkeit
liebe grünen und angegrünten mitstreiterinnen und mitstreiter!
wer die kritik an kretschmann und co,
da sie sich von versprechen abwenden, nicht aushält;
wer partei- und machtinteressen
denen des widerstands gegen ‚S21‘ vorzieht;
wer den widerstand nicht weiter politisieren,
sondern durch verhinderungsaktionen schwächen möchte;
wer alle sinnvollen vorhaben wie demos, blockaden, bürgerbegehren,
die verknüpfung mit anderen sozialen bewegungen zu verhindern versucht;
wer nicht mehr alle möglichkeiten gegen ‚S21‘ nutzen,
sondern nur noch kleinteilig administrativ arbeiten will;
wer sich von den zielen der bürgerbewegung in raten distanziert:
der soll wenigstens so ehrlich sein, das offen auszusprechen,
und die längst fälligen konsequenzen daraus ziehen!
politische taktiererei schadet dem immer noch gemeinsamen ziel,
‚stuttgart21‘ zu verhindern,
und unsere außerparlamentarische bürgerbewegung
ist kein anhängsel von vereinen und parteien – wir sind unabhängig!
grünen-bashing
ein paar worte noch zum dem so oft beklagten ‚grünen-bashing‘,
welches ja den rednerinnen und rednern
auf unseren demos immer wieder unterstellt wird.
ich persönlich finde es larmoyant und undifferenziert,
dass kritik an den grünen pauschal nur noch als ‚bashing‘ abgetan wird.
meine wahrnehmung ist, dass die grünen umso kritik-unfähiger werden,
je länger sie an der macht beteiligt sind.
viele in dieser partei sind schon lange nicht mehr ‚dagegen‘,
sondern sie spielen nur noch die rolle des ‚dagegen seins‘.
mit ihren stromlinienförmigen anpassungsmanövern
tragen die grünen inzwischen leider viel
zum funktionieren der herrschenden kultur bei.
denn grünes wachstum ist letztlich auch nur wirtschaftswachstum!
auch bei grünem wachstum geht es um die steigerung von effizienz;
und daran geht die welt genauso zugrunde, wie durch herkömmliches wachstum.
die grüne lüge heißt – sehr ähnlich der merkel-lüge:
„die zukunft wird sein wie jetzt, nur nachhaltiger“.
aber unter den bedingungen eines dauerhaften wirtschaftswachstums –
ob konventionell oder erneuerbar –
kann die ökologische sphäre nicht entscheidend entlastet werden!
es müssen also existentiellere und weitreichendere fragen
bezüglich unserer überlebensmöglichkeiten gestellt werden,
fragen, die aus schwarzgrünen mainstream-thinktanks
sicherlich nicht mehr zu erwarten sind.
kritik ist immer auch eine form der intellektuellen zuwendung.
wen man kritisiert, den nimmt man ernst.
und deshalb ist jetzt schluss mit ‚grünenbashing‘ –
das ist zeit- und aufmerksamkeitsverschwendung.
lassen wir die grünen da, wo sie sich wohlfühlen,
und wo sie auch hingehören:
im schwarz-grünen wolkenkuckucksheim!
unangenehme wahrheit
liebe montagsdemonstrierer –
die wahrheit ist, dass sich nachhaltigkeit und wirtschaftswachstum ausschließen.
die wahrheit ist, dass sozialer frieden, dass gerechtigkeit
nur mit anderen lebensmodellen, einer anderen sozialen praxis
des wirtschaftens und verteilens zu haben ist.
wir können unsere zivilisation, unsere demokratie,
unsere menschenrechte, unsere rechtsstaatlichkeit nur aufrechterhalten,
wenn wir die verschwendung von ressourcen,
wenn wir unseren wohlstand einschränken:
durch die reduktion von verbrauch, und durch die reduktion von konsum.
andere fragen
was bedeutet das nun für jeden einzelnen von uns?
dann stellen wir doch einmal die fragen,
die die meisten parteien nicht mehr stellen :
– was wollen wir behalten, und was müssen wir aufgeben?
– welche zukunft wünschen wir uns, und wie soll sie aussehen?
– kann ineffizienz einen wert darstellen?
– kann es sinnvoll sein, zeit zu verschwenden?
– macht zeitwohlstand glücklicher als geldwohlstand?
– wo müssen wir abstriche an wohlstand und lebensstandard machen?
– inwiefern müssen wir unser mobilitätsverhalten, unsere ernährung,
unseren arbeitsbegriff, unser freizeitverhalten,
unser wohnverhalten ändern?
– kann die reduktion von konsum zunahme von lebensqualität bedeuten?
– wie können wir unser leben entschleunigen, und den arbeitsmarkt so
strukturieren, dass es genügend arbeit für alle gibt?
– welche maßnahmen müssen wir ergreifen,
um eine postwachstumsgesellschaft sozialverträglich zu gestalten?
– welche werte müssen wir in frage stellen,
und was muss uns wichtig werden?
– wie können wir uns verändern,
und wie sieht dieser weg der veränderung aus?
– wie können wir andere werden, als die, die wir sind?
bild der zukunft
wir haben hier auf 200 montagsdemos formuliert, wogegen wir sind.
aber wofür sind wir bahnhofsgegner eigentlich?
es reicht nicht, nur gegen ‚S21‘ zu sein.
wenn wir das expansive lebensmodell gegen das reduktive,
wenn wir von der schlichten zur intelligenten lebensweise gelangen wollen,
dann müssen wir für etwas neues einstehen!
gegen-‚S21‘-sein ist keine vision.
wir brauchen aber visionen!
ein neuer kopfbahnhof ist keine utopie.
wir brauchen aber gemeinsame utopien!
wir müssen eine idee von der zukunft formulieren,
beschreiben, wie wir leben wollen,
denn ohne ein bild davon, wie unsere zukunft aussehen soll,
ohne die phantasie des ‚guten lebens‘ wird sich nichts neues bilden,
da wir keine unterschiede zum jetzt beschreiben können.
zukunftsvorstellungen bestimmen die gestaltung der gegenwart,
und wenn wir an das andere glauben,
dann können wir auch anfangen auszuprobieren, zu planen,
wir können herumspinnen und experimentieren,
aktiv werden und gestalten – gegenwelten erfinden.
wir können all das tun,
was die wachstumsfetischisten und elendsverwalter der politik
mangels visionen, mangels utopien nicht mehr tun können.
gegenwelt
und was haben denn bürgerinnen und bürger
– ohne politiker, ohne verwaltungen, ohne wissenschaftler –
heute schon erfunden, was für das neue stehen könnte?
welche gegenwelt gibt es bereits?
es sind einfache dinge wie carsharing und bioenergiedörfer.
es sind mehrgenerationenhäuser oder bürgersolaranlagen,
es sind gemeinschaftsgärten, es ist der ökologische landbau,
es sind außergewöhnliche schulprojekte,
initiativen zu regionalwährungen und bedingungslosem einkommen,
es sind tausch und schenkbörsen.
diese gegenwelt ist zerstückelt,
sie ist ein mix aus erfolgreichen und erfolglosen vorhaben,
aus gescheiterten versuchen, blöden ideen,
überraschenden erfolgen und genialen entwürfen.
diese gegenwelt folgt keiner übergeordneten idee,
sie ist unideologisch und wird auch nicht zentral angeleitet.
sie setzt sich aus den einzelnen projekten zusammen,
und kann inzwischen spannende geschichten erzählen.
es sind ‚geschichten des aufbruchs‘, wie harald welzer es beschreibt.
stuttgarter geschichten
liebe freundinnen und freunde des kopfbahnhofs,
wir können hier auch von diesen geschichten erzählen,
können spannende ansätze beschreiben,
von aufbrüchen und gegenwelten berichten:
– mit den schwabenstreichen wurden bündnisse geschaffen,
die teilweise heute noch politisch aktiv sind!
– die konstante pressearbeit der aktiven parkschützer
hat eine mediale gegenöffentlichkeit erzeugt!
– es sind gegen die leitmedien neue entstanden –
z.b. die zeitung ‚kontext‘ und die leider nicht mehr existente ‚21‘!
– es ist durch die demoteams und rednerinnen und redner,
durch die montagsdemos und großdemos und ihre besucher
eine gegenöffentlichkeit entstanden, die seinesgleichen sucht!
– es gibt fotographen und filmer, ‚fluegeltv‘ und ‚cams21‘,
die seit 4 jahren anders über die welt berichten!
– wir haben zig fachgruppen, zusammengesetzt aus ingenieuren,
architekten, juristen, christen, layoutern, geologen und und und,
die immer wieder an einem anderen bild von moderne arbeiten!
– es werden bürgerbegehren, gerade das 3.und 4. lanciert,
es gibt stadtteilgruppen und viele andere bündnisse!
– blockadegruppen und aktivisten leisten zivilen widerstand!
– intellektuelle schreiben auch überregional über mögliche andere welten,
in zeitungen, im netz und in büchern!
– auch die diversen ratschläge waren ernstzunehmende
versuche einer anderen demokratiegestaltung!
– es sind neue vernetzungen und großveranstaltungen enstanden,
z.b. gegen unnütze großprojekte, die gezi-plattform und andere!
– es gibt über 200 websites, die sich direkt und indirekt gegen ‚S21‘
wenden, allen voran ‚BAA‘ und die ‚parkschützer‘!
– mit anderen bewegungen haben wir gemeinsamkeiten entdeckt,
die beginnenden vernetzungen nach der formulierung
des ‚prinzips stuttgart21‘ schaffen viele neue kontakte!
– es wurden von aktiven mieterinitiativen initiiert!
– es gibt eine wache ‚recht auf stadt‘-diskussionskultur, z.b. beim WKV!
– flüchtlinge und ihre aktionen wurden von stuttgart aus unterstützt!
– die initiativen für rekommunalisierung der wasser-und
energieversorgung hängen auch mit dem bürgerprotest zusammen!
– die aktivitäten um st. anna di stazzema der ‚anstifter‘
haben durch die bewegung breite und wirkung bekommen!
– die mahnwache und ihre aktivistInnen, dieser hauptumschlagsplatz für infos und material,
dieser unermüdliche dienstleister, dieses sinnbild des durchhaltewillens,
diese faszinierende festplatte, diese kommandobrücke des widerstands;
ist nun sagenhafte 40 monate tag und nacht präsent,
und steht ganz zentral für ein anderes denken, ein anderes leben, für eine gegenwelt!
viele, die ich aus zeitmangel nicht aufzählen kann,
werden mir hoffentlich verzeihen:
das hier ist mehr als nur ein guter anfang,
das sind mehr als nur ein paar ‚geschichtchen‘ –
das sind alles schritte in die richtige, in die andere richtung!
dieses engagement kann beginn und bestandteil
einer relevanten zukunftsdebatte sein!
ihr alle habt diese stadt zum besseren verändert!
streitigkeiten
umso bedauerlicher ist, dass derzeit in vielen bereichen
dieser so breiten und erfolgreichen bürgerbewegung
destruktive diskussionen geführt werden, die lähmend wirken.
misstrauen allerorten, beschäftigung mit sich selbst, rechthabereien,
eitelkeiten, streitigkeiten wegen nichtigkeiten –
viele aktive berichten frustriert darüber.
liebe mitstreiterinnen, liebe mitstreiter.
wir haben es derzeit nicht leicht, zugegeben.
der große erfolg ist bisher ausgeblieben.
aber das kriminelle loser-projekt ‚S21‘ kann immer noch scheitern!
es steht immer noch auf der kippe,
steht immer noch unter dem druck einer starken,
hellhörigen und aufgeweckten bürgerbewegung!
es steht unter unserem druck, unser potential ist immer noch groß!
und deshalb dürfen wir uns nicht selber schlagen!
die meisten bürgerbewegungen, die gescheitert sind,
haben nicht gegen ihre gegner verloren,
sondern sich selber durch destruktion und negative moral,
durch sinnlose spaltungen handlungsunfähig gemacht!
hören wir auf, uns so verbissen wegen zweitrangigem zu streiten!
die aufgeregtheit und absolutheit, mit der seit einiger zeit debatten geführt werden,
das stilisieren von nebensächlichkeiten zu glaubensfragen – ist unangemessen!
es ist nicht wirklich existentiell,
ob die demos am hauptbahnhof oder auf dem marktplatz stattfinden.
die wirksamkeit unseres protests entscheidet sich nicht an dieser frage!
es gibt niemanden in der bewegung, der die weisheit mit löffeln gefressen hat –
und wir sollten zu dem zurückfinden, was uns stark gemacht hat:
zu solidarischem handeln, zu partnerschaftlicher toleranz,
und zu konzentration auf das wesentliche!
spielräume
liebe freundinnen und freunde:
um gesellschaften zu verändern, braucht es keine mehrheiten.
einen wandel können schon 5 prozent der menschen erreichen.
die atomkraft wurde, ausgehend von einer ganz kleinen menge,
in deutschland inzwischen abgeschafft.
die studentenproteste der 68er gingen von sehr wenigen aus,
ihre impulse haben aber die welt verändert!
entscheidend ist, ob und wie diese bewegungen in die gesellschaften ausstrahlen.
es liegt also allein an uns.
viele von uns haben durch die aktionen gegen ‚S21‘ erfahren,
dass es spielräume gibt, innerhalb derer veränderung möglich ist.
nun gilt es, diese räume zu erweitern!
jede und jeder muss für sich selber entscheiden,
wie sie, wie er diese räume entdecken und ausdehnen kann.
konkret werden
konzentrieren wir uns also wieder auf das wirklich wichtige!
– arbeiten wir in wachstumskritischen projekten mit,
erfinden wir neue! werden wir unternehmerisch tätig!
– schließen wir neue bündnisse!
– verteidigen wir das versammlungsrecht –
wir entscheiden selber, wo wir protestieren!
– gehen wir weiter zahlreich auf die straße!
– bauen wir unsere gegenöffentlichkeit immer weiter aus!
– setzen wir das demokratieprojekt vom sommer fort!
– denken wir immer wieder über neue protestformen nach,
bringen wir sie ins demo-team ein!
– veranstalten wir ende februar eine furiose konferenz zum thema
‚20 jahre bahnreform‘ – zusammen mit einer samstagsdemo!
– unterstützten wir das stuttgarter wasserforum mit ihrer kampagne
und die aktionen der ‚gesellschaft kultur des friedens‘
und anderer friedensinitiativen in stuttgart!
– seien wir nicht nett!
geben wir den stör-und blockadeaktionen mehr aufmerksamkeit!
ziviler widerstand ist und bleibt eine legitime form des widerstands!
stören wir übermorgen die tunnelanstich-feiern!
unterstützen wir die aktionen gegen die tunnelbohrmaschine!
– schauen wir uns die haushaltsberatungen,
die derzeit in stuttgart laufen, ganz genau an, protestieren wir wenn nötig dagegen!
– stützen wir den rechtshilfefonds, unterstützen wir die zu unrecht
kriminalisierten unserer bewegung, zeigen wir präsenz bei den prozessen!
– intensivieren wir die vernetzung mit anderen bürgerbewegungen in deutschland!
führen wir die ‚prinzip S21‘-debatte lustvoll weiter!
– glauben wir an unsere handlungsspielräume und möglichkeiten,
und erweitern wir sie stetig!
wir können alles – außer mutlos sein!
klüger sein
liebe zum sage und schreibe 200sten male montags demonstrierende!
wir haben hier oft mit vielem bewiesen:
wir sind klüger, als die politk erlaubt.
wir können das land re-politisieren!
die ‚frank underwoods# haben die schlacht noch nicht gewonnen.
und ihnen fehlt die kraft – für die notwendige vollbremsung
mit anschließender zukunftsdebatte.
uns aber fehlt sie nicht!
der wandel findet von unten statt,
denn wir glauben noch daran:
alles könnte anders sein!
„wer hartnäckig an den triumph der wahrheit glaubt,
für den ist immer noch – zur rechten zeit ein wunder geschehen.“
in diesem sinne wünsche ich euch eine schöne weihnachtszeit,
und uns allen ein angriffslustiges, kreatives und erfolgreiches 2014!
zum zweihundersten mal: oben bleiben!
Hört bitte endlich auf das Märchen von „die Mehrheit der Deutschen hat die CDU/CSU gewählt“ zu verbreiten.
Bezogen auf die Wahlberechtigten hat gerade einmal 24% der „Deutschen“ die CDU/CSU gewählt. Diese neue GROKO hat dann zusammen ca. 42% – also auch nicht die Mehrheit.
Grüße aus dem Remstal
Ich war dort und begeistert von der Wortgenialität
des Volker Lösch. Kann man den Text bekommen?
Die Rede von Volker Lösch ist auf Bei Abriss Aufstand in einer gut druckbaren Form hinterlegt.
Ggf. können Sie sie gedruckt noch an der Mahnwache erhalten. Diese erreichen Sie unter 0176 38505873 .
Beste Grüße aus Dresden! Volker Lösch hat auch in Dresden durch seine Inszenierungen Spuren hinterlassen. Seine Inszenierung der „Weber“ wurde zwar deutschlandweit bekannt, aber mehr oder weniger hauptsächlich, weil sie in den Medien skandaliert wurde. Für uns als Montagsdemonstranten gegen HartzIV war es eine große Unterstützung. Leider haben wir uns spalten lassen! Dass ihr trotz aller Gegenwehr weiter macht, ist toll und auch der Unterstützung engagierter Künstler wie Volker Lösch und Walter Sittler zu verdanken. Ich wünsche euch weiter viel Durchhaltevermögen und verbreite die Rede von Volker Lösch weiter.