Betreuungsgeld für Guido Westerwelle? Oder eine Anschlussverwendung in Fukushima? Unser Kolumnist Peter Grohmann versucht sich in diesem Wochenwettern als Arbeitsagentur-Betreuer für die gescheiterte FDP-Prominenz.
Was wir diese Woche nicht wissen wollen: Auch Westerwelle wird abgehört – Guido gilt wegen seiner Orientierung letztlich nicht nur als unsicherer Kantonist bei Reisen nach Kuweit. Abgehört werden jedoch auch andere politische Verlierer in den Vereinigten Staaten auf Kuba, genauer: in Guantánamo, was Guido trösten mag. Abhörgerätschaften nobelster Art gibt es dort selbst in Waschräumen und Toiletten. Gut zu wissen, nett zu hören.
Von Andrea Nahles hört man unterdessen, dass sie (im Boudoir von Angela Merkel?) auf ihrem persönlichen Mindestlohn für entgangene Leistungen in der Opposition beharrt. Den Mindestlohn mindestens hätte sie ja seinerzeit mit Peter Hartz und mit links einführen können. Eine fatale Lage diese Woche für Sozis, die gern aufmüpfig erscheinen wollen, wie der pfälzische Bruder von Rainer Brüderle, Sympathico Kurt Beck (vormals SPD). Das rote Kurtle geht zu Boehringer Ingelheim, weil: Die Ingelheimer brauchen so einen Ratgeber dringend. In Indien werden dem Konzern Menschentests vorgeworfen, will sagen: Medikamententests, zu denen nicht mal Hartz-IV-Empfänger in Gelsenkirchen-Buer bereit gewesen wären.
Ganz anders in Japan, dort heißt es, wie einstens bei den Jungen Pionieren: Seid bereit – immer bereit. Die Ärmsten der Armen melden sich als Kamikaze-Rabotniks fürs letzte Gefecht, um das nächste Leck in Fukushima zu stopfen, notfalls mit dem eigenen Körper. Sie werden dann, wie ihre Kollegen in Tschernobyl, die jetzt im Himmel heimisch sind, zu Helden der der Arbeit.
Aber wir dürfen nicht klagen – auch bei uns ist ja, wie man nicht weiß, die Lebenserwartung von Geringverdienern noch geringer als der Verdienst. Männer, die nur bis zu 60 Prozent des Durchschnittseinkommens nach Hause bringen (wenn sie dann noch ein Zuhause haben), leben zehn Jahre weniger als ich besserverdienender Besserwessi. Gute Aussichten also für meine Omi Glimbzsch in Zittau, die sich immer noch weigert, im Rosa-Luxemburg-Altenheim totgepflegt zu werden. Sie freut sich aufs betreute Wohnen bei der Caritas und weiß: Reiche Rentner leben länger.
Westerwelle, Brüderle und Konsorten wünsch ich dieser Tage daher nur eins – die schnelle Anpassung ihres Lebens an jenes, das sie Hartz-IV-Empfängern zubilligen: 345 Euro als Regelbedarf für volljährige Partner innerhalb einer Bedarfsgemeinschaft. Für Nahrungsmittel etwa und alkoholfreie Getränke 128,46 Euro (nein, nicht täglich), für Wohnen, Energie und Instandhaltung 30,24 Euro (kein Angst, es gibt ja Wohngeld, sofern die Wünsche bescheiden sind) und für Bildung 1,39 Euro (richtig gelesen, weniger als einsfünfzig).
Zu viel Bildung schadet, wie man bei Georg Büchner sieht. Also doch: Friede den Hütten, Krieg den Palästen. Es muss ja nicht gleich ein Weltkrieg sein.