Liebe Bürgerinnen und Bürger:
manchmal läuft’s bei uns noch dümmer als bei der Bahn: Da bitten wir um eine milde Gabe für die AnStifter, Sie sind nicht so und überweisen – und dann kommt’s Geld zurück! Sie sind geduldig wie bei einer Montagsdemo,wiederholen das Spiel – wieder zurück. Was issen bloß los, Herr Grohmann?! Ooch, sagt der Ihnen heute ganz treuherzig, weiter garniseht. Nur die Kontonummer war falsch. Nicht zu fassen, Peter! Spenden können Sie und Ihr hier!
***
Mein Kollege, der Kabarettist Mathias Richling, ist überzeugt, dass Bürgerproteste wie gegen das Projekt Stuttgart 21 oder gegen die Atomkraft langfristig die Politik verändern werden. „Ich glaube, dass es einen Moralwechsel geben wird, weil den Politikern in Zukunft weniger durchgehen wird. Aufgrund der neuen Informationsmöglichkeiten können die Dinge nicht mehr so leicht unter den Tisch gekehrt werden“, so Richling im Interview mit Joe Bauer. Es werde ein neu es Bewusstsein für öffentliche Themen entstehen, weil viele gemerkt hätten, dass sie sich besser informieren und dadurch besser wehren könnten. „Die Politiker werden zu einer neuen Moral gezwungen werden. Bisher bedeutet Moral ja eher: Wie viel darf ich zugeben, ohne Schaden zu nehmen? .. lch finde es unglaublich, was passiert. Andauernd werden die Pannen des Großprojekts aufgedeckt. Egal, ob Kostensteigerung, fehlender Brandschutz, gefährliche Bahnsteige. Die Leute, die S 21 betreiben, machen ungerührt weiter, der gesunde Menschenverstand spielt überhaupt keine Rolle mehr. Wozu braucht eine Stadt wie Stuttgart ein Bahnhofsprojekt, das zehnmal so teuer ist wie der neue Berliner Bahnhof? Ein Projekt, für das man 60 Kilometer Tunnel graben muss, ein Eingriff, der die ganze Stadt verändert? Das zeugt von einer unfassbaren Hybris der Verantwortlichen.“ Peter Främke faßt jedeWoche das Zeitgeschehen nicht nur ums Milliardengrab sehr pointiert zusammen – wenn Sie seine kritischen Kommentierungen erhalten wollen, hier die eMail: peterfraemke–ätt–t-online.de. Danke, Peter!
***
Wie die trickreich die Demokratie ausgebremst wird, haben wir mehr als einmal hautnah erlebt. Ein Musterbeispiel war die gestrige Sendung mit Merkel / Steinbrück: Wochenlange Power auf allen Kanälen, ein Hämmern, penetranter noch als die Rammstöße von Untertürkheim. Komisch nur, daß sich niemand aufzuregen scheint, dass die gewalttätige Einflußnahme aufs Volk gerade mal zwei Parteien zugute kommt. „Ihr seid mir valleicht scheene Demokraten!“, würd‘ da meine Omi Glimbzsch in Zittau sagen. Mit Recht.
***
Heute vor etwas mehr als 17 Jahren haben der Bund deutscher Architekten, die DB AG und das Deutsche Architektur-Zentrum unseren Bahnhof als deutschen Beitrag zur „Renaissance der Bahnhöfe“ für die 1996 in Venedig stattfindende VI. Internationalen Ausstellung der Architektur der Weltbiennale ausgewählt. Der Hauptbahnhof wurde außerdem am 20. August 1987, also vor 26 Jahren, samt Empfangsgebäude, Turm und Seitenflügeln als Kulturdenkmal besonderer Art unter Denkmalschutz gestellt und ins Denkmalbuch der Stadt Stuttgart und ins Landesverzeichnis der Baudenkmale in Württemberg eingetragen – und zwar als Bahnhof und nicht als Allzweckgebäude. Nein, keine Nostalgie! Es soll uns zu denken geben: Die Herrschaft verfährt mit derlei Peanuts wie Josef Ackermann mit dem Finanzvorstand der Zürich-Versicherung, Pierre Wauthier: Aufbrechen, auffressen und den Rest aufn Müll. Wauthier hat sich deshalb das Leben genommen.
***
Unser Engagement gründet auf der
Überzeugung, daß die Menschen nicht nur
dazu imstande sind, die Welt zu erforschen,
sondern auch, sie zu verändern.
Alexander Dubcek vor 45 Jahren in Prag
Also oben bleiben, sag‘ ich da! Peter Grohmann