BürgerInnenbrief 146

Liebe Bürgerinnen und Bürger,

eine ganz dringende Bitte zuerst: dem Thomas sind 35 Drohnen abhanden gekommen! Sollten Sie in Ihrem Garten oder im Hinterhof eine finden, machen Sie sofort Meldung, entweder bei der nächstgelegenen Polizeistation oder direkt beim Bundesminister der Verteidigung in der Stauffenbergstraße 18, 10785 Berlin.

Alles Lüge, außer ich, denken Sie jetzt? Richtig ist, daß dem Minister 137 Drohnen verloren gingen. Aber vor ’ner Woche hatte Thomas de Maiziere ja vorm Bundestag noch behauptet, es fehlten „nur“ 124 Drohnen. Schon 2011 und 2012 hatte das Ministerium das Parlament angelogen, was die Verluste anging. „Ihr seid mir schöne Demokraten“, würde da meine Omi Glimbzsch aus Zittau sagen, und ich könnt ihr nur beipflichten. Wenn schon die Mitglieder des Parlaments in dieser Weise an der Nas’ herumgeführt kann man sich lebhaft vorstellen, daß beim gemeinen Volk (das sind Sie und ich) keinerlei Rücksicht mehr genommen wird, was Fehlinformationen und Lügen angeht. Klar, das läßt tief blicken! Übrigens: von den 137 Drohnen sind 52 abgestürzt und 50 hatten „einen Unfall“. (Quelle: FAS, 30.6., Seite 1).

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Wo es möglich ist, treibt die Bahn Stuttgart 21
und die Neubaustrecke nach Ulm voran. Dabei ist noch gar nicht geklärt, wer die Mehrkosten übernimmt, glaubt M. Bogner (Südwestpresse Ulm. Falsch geglaubt, denn egal, was passiert: Auf den Mehrkosten bleibt immer der Steuerzahler hocken, ob es sich nun um Drohnen oder Bankenrettung, Stuttgart21 oder andere Pleiten handelt. Das Spiel heißt immer 17 + 4: Zahlen werden wir, auch wenn man eilfertig behauptet, ach was, das zahlt ja der Bund oder die Bahn oder das Land. Merkel:Jeder Euro, der hier verschleudert wird, fehlt morgen bei der dringend notwendigen Sanierung der Bahn, bei Bildung und Sozialem. Da beißt keine Maus den Faden ab, und in diese Richtung zielt auch die negative Feststellungsklage der Fraktion der SÖS/Linke im Gemeinderat..
Es ist ganz gut, sich zu erinnern, zum Beispiel an einen Regierungsvermerk vom Mai 2011. Dort heißt es auf der Seite 5: „Das Bemessungsprogramm von Stuttgart 21 sieht keinen Leistungszuwachs von 30 Prozent in der Spitzenstunde vor. Dementsprechend ist dies auch weder im Planfestellungsverfahren noch in den Finanzierungsverträgen vorgesehen.“ Wir Bürgerinnen + Bürger fühlen uns von den Politikern nicht (mehr) repräsentiert. Wir argwöhnen – Ausnahmen möglich – daß die Politiker mehr ihren eigenen Interessen, fremden Lobbygruppen und vor allem dem Machtkalkül ihrer Partei folgen, nicht aber dem Wunsch und Willen von uns, jenen, die sie als ihre Volksvertreter gewählt haben. Nach einer Umfrage landet die Berufsgruppe der Politiker auf gleichem Niveau wie ein Gebrauchtwagenhändler oder der Immobilienmakler. Gibt das zu denken?

Hand in Hand für mehr Toleranz im Land: Das ist Motto der Menschenkette* gegen Rechts am Sa, 6. Juli, von der Heilbronner Theresienwiese zum Bahnhof in Bietigheim-Bissingen. Für die ca. 30 km braucht es 15.000 Menschen, die sich einreihen. Die Initiative wird u.a. von den AnStiftern, kirchlichen, gewerkschaftlichen und zivilgesellschaftlichen Gruppen getragen – darunter auch solche, mit denen wir bei anderen Themen nicht einer Meinung sind. Das hindert uns nicht, gemeinsam für mehr Toleranz einzutreten – nämlich die Fähigkeit, Menschen, die nicht so sind wie wir selbst, zu akzeptieren und zu respektieren. Jeder Mensch hat das Recht auf freie Meinungsäußerung. Dieses Recht umfasst die Freiheit, Meinungen unangefochten zu vertreten, Informationen + Ideen mit allen Verständigungsmitteln zu suchen, zu empfangen und zu verbreiten. Wer dieses Recht in Frage stellt, handelt kurzsichtig. Peter Grohmann

Über Peter Grohmann

Peter Grohmann, Jahrgang 1937, Breslauer Lerge, über Dresden auf d' Alb, dann runter nach Stuttgart: Schriftsetzer und Kabarettist, Autor und AnStifter gegen Obrigkeitsstaat und Dummdünkel. Mitgründer: Vom Club Voltaire übers undogmatische Sozialistische Zentrum, vom Theaterhaus zu den AnStiftern. Motto: Unruhe ist die erste Bürgerinnenpflicht. Was ärgert Grohmann? Alle, die den Arsch nicht hochkriegen, aber dauernd meckern. Und an was erfreut er sich? An Lebensfreude und Toleranz