Am Aschermittwoch wird in Dresden wieder gedacht, an die Toten, nicht an die Lebenden. Überhaupt denkt man beim Gedenken viel lieber an die Toten – die können sich bekanntlich nicht mehr wehren und sind der Stadt am 13. Februar in lebhafterer Erinnerung. Die eigenen, na klar! Soll man, bei derart vielen zvilen Opfern, auch noch an die Schlowacken oder Zwangsarbeiter denken, die nicht in die Bunker durften? Na sehnse!
„Meine Fresse, was da alles zerstört wurde – das geht ja auf keine Kuhhaut“, tät’ meine Omi Glimbzsch aus Zittau jammern. Sie sah den blutenden Himmel über Dresden, hörte die Bombengeschwader und Hans Albers aus den Volksempfängern „Flieger, grüss‘ mir die Sonne , grüss‘ mir die Sterne und grüss‘ mir den Mond“.
Zwei links, zwei rechts, und mit heißer Nadel gestrickt: Während sich die deutschen Kameraden und die NPD Gedanken ums Heldengedenken machen und wie man mit den linken Gesocks, das am 13. 2. auf die Straße drängt, am schnellsten fertig wird, stoppt das Dresdner Verwaltungsgericht ein sogenantes Blockade-Training der demokratiefreundlichen Gruppe „Dresden nazifrei“. Die Nazis, so die Richter, seien schließlich eine Minderheit und bedürften des Grundrechtsschutzes. Der Sinn des Trainings? Nachzudenken und auszuprobieren, ob und wie man das Stärkerwerden der Nazis verhindern kann.
Am 18. September 2012 hat das OVG Münster geurteilt, dass das Verbot von Blockadetrainings ein rechtswidriger Eingriff in das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit ist – oder andersrum: Auch Blockaden stehen unter dem Schutz des Versammlungsrechts. Beim Stricken mit den heißen Nadeln kann natürlich auch ein Gericht einen Fehler machen. Dann heißt es, einfach mal die Masche fallen lassen.
Als die Russen Dresden befreiten, bargen sie als erstes die Kunstschätze – das, was die Nazis nicht verscheuert, verbrannt und verbannt hatten als entartete Kunst. Sie waren halt bissel spät dran, weil unsere Großväter bis zum Umfallen ihren Mann standen. Das mit der Bergung und Rettung hatten auch die Franzosen vor – doch Geschichte wiederholt nicht, selbst wenn in diesen Tagen das französische Afrika-Korps unserer westlichen Werte schützt. Es geht eben nicht nur um Uran, sondern auch um Menschenrechte.
Die Bibliothek von Timbuktu brannte längst, als die Truppen noch im brennend heißen Wüstensand vor Timbuktu steckten. Dem Afrikaner bleib nichts anderes übrig, als seine Bibliothek selbst zu retten, bevor der weiße Mann da war. Man weiß ja nie… Aber er weiß aus Erfahrung: Befreier verspäten sich meistens.