In China kommen bösartige Journalisten oder der Chinese als solcher in ein Umerziehungslager, wenn sie nicht gut tun. Wenn sie Pech haben, werden sie dort alt. Die nordamerikanischen Methoden für kleine und große Kriminelle sind individueller – Guantanamo, die Kette am Fuß oder eine Drohne am Heimathimmel finden auch bei uns Beifall und Wohlwollen. Auch bei Mütterchen Rußland ist der Mensch als solcher nicht sicher – Meteoriten, Geheimpolizei und Fememorde gehören zum Alltag des Journalisten.
In Aserbeidschan hat die Regierung Alijew soeben dem Kollegen Akram Aylishi seinen Ehrentitel als “großer aserbaidschanischer Volksdichter” aberkannt – das ist doch vergleichsweise human. Doch vor dem Haus des Journalisten und Autors in Baku versammelt sich der Kaviar-Mob, der auch den Europarat schmiert, und will dem Mann ans Leder, wenn er nicht endlich das Maul hält, und verbrennt einstweilen nur dessen Bücher.
In Neckarwestheim braucht’s keinen Kaviar, da genügen dem Dorf die Wohltaten der Fortschrittsgläubigen aus dem Strahlenumfeld des Atomkraftwerks: Der Bürger darf für umme warm duschen und diverse Ortsvereine freuen sich Jahr um Jahr, daß ihr Kässle aufgefüllt wird. Angst vor Meteoriten hat man hier weniger – das Vertrauen in die deutsche Ingenieurskunst ist trotz Stuttgart 21 ungebrochen. Hin und wieder war mal von ewig Gestrigen der Teufel in Form eines Erdbebens an die Wand gemalt worden – aber auch die neue grünlich-rote Landesregierung ließ müde abwinken: Das Atomkraftwerk stehe auf Fels.
Meine Omi Glimbzsch aus Zittau würde jetzt sofort das Markus-Evangelium volksnah zusammenfassen: Wer’s glaubt, wird selig! Recht hat sie!
Klar, ausgerechnet vor den Wahlen, kommt jetzt ein im Land bekannter Geologe daher und behauptet steif und fest, dass „das GKN ist auch ohne Erdbeben unsicher“ ist. Ein Schlag ins Kontor der Warmduscher. Dr. Hermann Behmel, ehedem Direktor und Geschäftsführer des Instituts für Geologie und Paläontologie der Universität Stuttgart, stellt u.a. lapidar fest, daß wesentliche Anlagenteile des GKN I und II tief unter dem Neckarspiegel und auf Kalksteinschutt, also zerbrochenem „Fels“. liegen. „Den gefährlich unzuverlässigen Untergrund darunter bildet löcheriger Gips. Jeden Tag wird ein Kubikmeter davon herausgelöst. Seit Betriebsbeginn des GKN I sind das mindestens 18 600 Kubikmeter. Das ist mehr als die Hälfte des Landtagsgebäudes. Niemand kennt den Verlauf der verzweigten Spalten und Höhlen.“ Dr. Hermann Behmel weiß, von was er spricht – seine detailgenaue Begründung liegt kontext vor. Die Zukunft mag weisen, wie weit die Macht der Atomlobby reicht. Ihre strahlenden Hände können vermutlich so manchem Medium im Land des Häusles- und Bahnhofsbauer das Maul zuhalten – aber den Grünen und Roten, unserem Landesvater? Die Landeskinder sind etwas aus der Fassung, wenn Behmel sagt: „Unter dem GKN tickt eine geologische Zeitbombe.“
(Die faktenreiche Broschüre erscheint demnächst bei den AnStiftern: „Geologische Zeitbombe“, einzeln 3,- / 10 Ex = 10.-)