Lieber Arm dran als Bein ab – von Peter Grohmann
Armut kann untersucht werden, genauso wie sexuelle Abneigungen oder Fremdenangst, und manchmal geht alles neben- und miteinander. Knapp jeder dritte Grundschüler im Alter zwischen sechs und zehn Jahren kommt in den Unterricht, ohne gefrühstückt zu haben. Nein, nicht Kosovo oder Ukraine, hier, Deutschland.
Keine Rede vom Pausenbrot, das die Eltern in der guten alten Zeit den Kindern mitgaben und das Kriegskinder immer den Mädels abgeschwatzt haben. Keine Rede auch vom Geld, das die Erzeuger ja ihren Nachkommen mitgeben könnten, wenn sie keine Zeit haben, um ein Butterbrot zu schmieren oder eine Banane abzuhacken. Aber sie haben ja Zeit – soweit sie nicht auf Arbeitssuche sind. Ihre Kinder sind hungrig, können sich schlecht konzentrieren und sind unmotiviert. Schlechte Noten, für die Kinder, für die Eltern, für die ganze Bande. Mit schlechten Noten schlüpfst du in die gleichen Pantoffeln wie die Alten.
Vielleicht sind das ja die Kinder jener knapp acht Millionen Menschen, die für Hunger- oder Niedriglöhne arbeiten müssen? Die Zahlen dazu legte eben das Institut für Arbeit und Qualifikation vor. Das Institut sitzt in Duisburg und gehört zur Fakultät für Gesellschaftswissenschaften der Universität Duisburg-Essen. Naja, sag ich da, vermutlich ein linkes Nest. Die wollen sogar belegen, wissenschaftlich(!); dass 23 Prozent der Beschäftigen davon betroffen sind. Und in Ostdeutschland müssten knapp 40 Prozent für einen Hunger- oder Niedriglohn arbeiten. Jetzt mal in aller Freundschaft: das ist doch kein Thema, Leute! In anderen Zeitungen hab ich davon nischt gelesen.
„Haste zurückgehauen?“, fragte mich meine Omi Glimbzsch aus Zittau jedes Mal, wenn ich jammernd und mit blutiger Nase nach Hause kam und mal wieder Prügel bezogen hatte. Man muss Geduld haben.