Wenn die Polizei nicht so viel in München zu tun gehabt hätte, bei der Sicherheitsknferenz, und nicht zu viel in Dresden zu tun hätte, beim Aufmarsch der braunen Brüder, dann hätte sie in Stuttgart zu tun. 1000 Betten waren bereits gebunkert für den Großeinsatz – aber die grünen Quertreiber Kretschmann und Hermann (win-win), jetzt Machthaber im Lande der Dichter und Denker, machten die Buchung noch einmal rückgängig. Jetzt aber wird zum großen Halali geblasen – wenn alles gut geht (oder schlecht, je nach Sicht), wird gefällt, ob’s gefällt oder nicht. Ein paar hundert Bäume, darunter alte Herren aus Königszeiten, müssen dran glauben, und der grüne Teil der roten Regierung schaut in den Abgrund. Ist’s der eigene?
Hier fällt die Mehrheit des Volkes. Hugh, ich hab gesprochen, und die bunte Bewegung, die überwiegend und kräftig ins Horn dieser seltsamen Volksabstimmung gestoßen hat, versammelt sich als Trauergemeinde am Whirlpool der Wasserwerfer.
Der Baum als solcher, mein Freund, ist tot. In unserem Falle ist er das Ökolabel jener vielen, denen Fortschrittsglaube und Geschwindigkeitswahn auf den Geist gehen. Bahnhof heißt eben nicht nur oben bleiben oder untergehen. Stuttgart 21 ist das allgemeine Symbol für Politiker-Verdrossenheit, ist die Sicht auf weltweite Ausplünderung der Ressourcen, ja, steht auch für Wulff und Whyl und Waldsterben.
Der „Stuttgarter“ Widerstand lebt ja, und wenn ihr dreimal das Gegenteil behauptet, nicht von Bonatz und seinen Enkeln in Halbhöhenlage, sondern von der selbst gewonnenen Erkenntnis der vielen, die mit Recht den Experten misstrauen und sich sachkundig gemacht auf jenen Feldern, die sich bislang die hohe Politik vorbehalten hat.
Grube, Kefer, Mappus, Gönner, Schuster und der liebe Gott haben bekanntlich dem Schlichterspruch des selbst ernannten Schlichters Heiner Geißler zugestimmt und Geißler heiliggesprochen. Eben jener Spruch war freilich materielle und ideelle Basis der folgenden Volksabstimmung: Komm, wir spielen Schiffle versenken oder Bäume versetzen. Ein Rattenschwanz weiterer Auflagen und Abmachungen kam hinzu – von der Leistungsfähigkeit über die Kosten, vom Katastrophenschutz zum Wassermanagement – und ab mit der Gäubahn.
So wie’s jetzt aussieht, wollen die da oben von alldem nichts mehr wissen:
Sie ziehen damit der Volksabstimmung den demokratischen Boden unter den Füßen weg: Das ist das Problem. Wenn die Männer mit den Stihl-Sägen anrücken, ist das kein Spiel mehr, da geht’s ans Eingemachte – das Selbst-Verständnis von Demokratie. Sonderlich friedlich für die Bäume wird’s nicht. Das Ende vom Lied? Der letzte Vers ist noch nicht gesungen, sagte meine Omi Glimbzsch aus Zittau gern. Herzlich Ihr Peter Grohmann