Liebe Bürgerinnen und Bürger,
oh oh oh, diese Woche kommt’s für die Bahn ganz, ganz dicke! Heute der Bericht im Spiegel, der uns zeigt, wie die Bahn nicht nur uns mit falschen Zahlen manipuliert (das wär’ ja nichts Neues), sondern auch die Entscheider – MdB, MdL’s, Minister, ja ganze Regierungen! Die Bahn treibt uns alle vor sich her wie eine Schaf- herde, gleichgültig, ob schwarz-gelb oder rot- grüne Schafe. Entscheidungen freilich müssen, das gebieten Verfassung und Haushaltsrecht, auf der Basis überprüfbarer, also harter Fakten getroffen werden, sonst schimpft erstens der Verfassungsschutz und es gibt zweitens gar eine Hausdurchsuchung bei Grube wie seiner- seinerzeit bei Zumwinkel. Fakten her! Alles andere ist Kokolores, Schrott, Beschiss – aber nicht neu, denn es entspricht dem lang geübten „Demokratie“verständnis: Gegessen wird, was auf den Tisch kommt, basta. Oder Rost ra’!
Bei der zweiten Hiobsbotschaft für die Bahn können wir uns die Hände reiben – aber sie ist nicht neu: Alte Unterlagen und Fahrpläne belegen eine grandiose Leistungsfähigkeit des alten Kopfbahnhofs – in früheren Zeiten. Das war damals, in Ihren Kindertagen, erinnern Sie sich? – als man in knapp 2 Stunden in München war. Das war damals, als man im Sommer noch keinen Hitzekollaps bekam, wenn es heiß wurde im modernen Zug der Zeit. Das war damals, als man noch auf ältere Menschen Rücksicht nahm: Die konnten nämlich selbstän- dig den Zug besteigen, während sie heute besser ein Hockerle von daheim mitnehmen müssen, um das Trittbrett zu erreichen. Das war damals, als Reisen noch ein Vergnügen war, im guten alten Speisewagen, als man über Nacht im Liegewagen ohne Umsteigen nach Berlin, Dresden oder Prag fahren konnte. Heute ist Fliegen billiger, und die Bahn macht den Zuhälter für den Flughafen (auch in Stuttgart). Die StZ jubelt, weil die Fluggast-Zahlen steigen: Habt Ihr denn da oben in Möhringen noch nie was davon gehört, daß boomende Flugverkehr dem Klima? Dass die Kohlendioxid-Emissionen allein in der EU in den letzten Jahren um 70 % zugenommen haben? Die Bahn war früher schneller, kunden- und umweltfreundlicher – heute wird an Personal und Service gespart, Schalter und Strecken werden stillgelegt, Gleise und Brücken sind oft in einem erbäm- lichen Zustand. Investitionen in die Zukunft beginnen hier – das könnt’ Ihr hunderttausende neue Arbeitplätze schaffen, Milliarden Euros ausgeben (und Stuttgart vor dem endgültigen Untergang bewahren). Das bleiben die Mineral- quellen sicher und keine ICEs im Tunnel stecken, da sind wir wieder, wie in der guten alten Zeit, schnell in München und wenn’s sein muß auch in Bratislava, ungelogen.
Euer Streßtest kann gar nicht schief gehen, dafür habt Ihr ja gesorgt. Alles unter Kon- trolle. Kein Mensch kann das ordentlich prüfen, weil Ihr Falten und Voraussetzungen verschweigt, weil Eure Gutachter nicht unabhängig sind, weil Ihr nicht einmal die Vorgaben von Heiner Geisler (aus dem amputierten Fakten-Check) erfüllt und den guten Hirten an der Nase durch Eure S-21- Manege führt.
Bahn, Schuster, Merkel, merke:
Die 300 alten Bäume geben wir nicht her! UnsereQuellen lassen wir nicht verkommen! Was Ihr Grundwasser-Management nennt, ist eine grandiose Fehlplanung, ein Kotzbrocken auf Stelzen.
Wir lassen uns von Euch nicht in einen 40 Kilometer langen Tunnel von Halbwahr- heiten und Gipskeuper stecken!
Schnelle Bahn? Ja! Bessere Bahn? Ja! Bürgerbahn? Aber nur! Arbeitsplätze? Ja! Einen modernen, Licht durchfluteten Solarbahnhof a la Roland Ostertag? Ja!
Aber kein Milliardengrab, kein Schuldenmachen auf dem Rücken unserer Kinder und Enkel.
Wessen Park? Unser Park! Wessen Stadt? Unsere Stadt! Wessen Welt? Unsere Welt. Oben bleiben, friedlich, ungehorsam, mit Ausdauer und Zivilcourage.
Da bin ich dabei. Ihr Peter Grohmann
3 Gedanken zu „Bürgerbrief 48“
Kommentare sind geschlossen.
Den Kernsatz hast du selbst angeführt. lieber Peter:
„Gegessen wird, was auf den Tisch kommt, basta“
Den vielen guten Argumenten gegen S21 und für die Alternative „oben bleiben, intakt und im Takt“ würden sich unsere Oligarchen wohl nicht verschließen, ginge es „nur“ um eine den Bahnbetrieb und den Stuttgarter Bahnhof.
Sie dürfen in dieser Fehde nicht wanken, wo doch schon die Atomflanke verloren scheint.
Wenn S21 nicht durchgesetzt wird, will der Biedermann womöglich auch auf anderen Feldern mitbestimmen. Dabei hat er doch immer Brot und Spiele bekommen!
Die verängstigten Knappen im Politikzirkus hat Großmogul Zetsche gerade zur Ordnung gerufen. Die Botschaft: hört auf das tumbe Volk, wenn ihr alles verderben wollt. Wehret den Anfängen!
Hallo Ihr Anstifter, ich möchte euch bitten den wöchentlichen „Bürgerbrief“ doch ins Internet zu stellen. Ich finde sie immer sehr informativ und auch oftmals witzig und daß ist in unserer situation duch auch wichtig, den Humor nicht zu verlieren. Also bitte stellt ihn ins Netz, ich kann nicht immer alle x-mal kopieren und verschicken. Bitte, sicherlich spreche ich auch im Sinne von anderen Lesern. Ich sehe ja, wie sie bei den Demos Peter aus den Händen gerissen werden. Danke und freundliche Grüße
Nachdem die wöchentlichen Bürgerbriefe mir schon wirklich häufig aus der Seele gesprochen und zudem wesentlich dazu beigetragen haben das ich mir wieder weniger gefallen lassen will als noch bis vor ca. anderthalb Jahren, würde ich es ebenfalls begrüßen, wenn man die ins Netz stellen könnte. Das ich als jemand der im „analogen“ Zeitalter aufgewachsen ist, auch weiterhin vorzugweise bei den Demos versuchen würde den aktuellen Brief auf dem gewohnten gelben Papier zu erhalten, ist eine andere Geschichte. Sehr freuen würde ich mich zudem, wenn die „Gesamtausgabe“ ins Netz gestellt werden könnte. Schließlich habe ich durchaus den einen oder anderen Brief verpasst und wüsste gerne was ich da so bislang verpasst habe.
Wenn es so oder so mit den Protesten gegen das Größenwahnprojekt S 21 vorbei sein sollte so hoffe ich doch das diese Briefe, die mir den ein Stück weit den Glauben an die Sinhaftigkeit politischen Engagements zurückgegeben haben und die mich aus meiner vorigen Lethargie gewckt haben, irgendwie weiter geführt werden können.
Obwohl ich zuhause das Ostertag-Buch „Stuttgart soll schöner werden“, das Stolpersteine-Buch, das Buch über die Stuttgarter NS-Täter und „Die entzauberte Stadt“ habe, bin ich erst über die Bürgerbriefe bewußt auf „Die Anstifter“ aufmerksam geworden.
Schön das es Sie gibt!