Mittwoch, 6. April 19h; Akademie für gesprochenes Wort, Richard-Wagner-Str. 16
Prof. Dr. Jürgen Wertheimer: Kleist oder die wiedergefundene Aufklärung
„Ich bin nicht so verrückt…“ – diese Aussage der Hauptfigur seines Dramas „Penthesilea“ trifft auch auf Heinrich von Kleist (1777-1811) selbst zu: Dass er eher radikaler Fortsetzer der Aufklärung als deren psychopathischer Verdunkler ist, versucht dieser Vortrag zu zeigen.
Allen Figuren Kleists ist die Fähigkeit und der Trieb zu eigen, ein Problem über die Grenze des als vernünftig Geltenden hinaus zu verfolgen. Und alle Geschichten, die er erzählt, sind letztlich Szenarien und Experimentierfelder, um den elementaren Fragen nach Ursache und Wirkung, Schuld und freiem Willen, gesellschaftlicher und individueller Determination schonungslos nachzugehen –: das zu ergründen, was man Identität nennt.
Jürgen Wertheimer, seit 1991 Professor für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft in Tübingen hat eine Vorliebe für die schwer Einzuordnenden: Hölderlin, Kleist, Büchner. Er selbst überschreitet immer wieder die Grenzen des universitären Betriebs; so als er gegen den „Infantilismus in der Fun-Gesellschaft“ (2002) schrieb oder zuletzt mit seinem Roman „Als Maria Gott erfand“ (2009).
Eintritt: 10 Euro. – Eine Veranstaltung der Akademie für gesprochenes Wort im Rahmen der AnStifter-Reihe „Hölderlin zu Besuch bei Hegel“.