Man versteht die ganze Aufregung nicht. Oder man versteht sie viel zu gut. Während der eine, als hätte man ihn in Frauenkleidern beim Pokerspiel entdeckt, zurücktritt und die beleidigte Leberwurst spielt, outet sich der andere im Rahmen einer breit angelegten Pressekampagne als zukünftige Bundeskanzlerin. Während jener der Öffentlichkeit vorwirft, sie unterstelle ihm Aussagen, die mit dem Grundgesetz nicht in Einklang stünden, scheint der andere, wie mit einem leichten Schwipps auf einem Teekränzchen – deutsch für „tea party“ – gar nicht zu wissen, was jener damit meint. Dass Aristokratie keine Geschlechtskrankheit bezeichnet, sondern das lateinische Wort für Schamlosigkeit ist, erscheint auf einmal als die vernünftigste Erklärung dafür, dass ein Minister, der am 5. Dezember vor nicht einmal 40 Jahren geboren wurde, es als Selbstverständlichkeit betrachtet, darüber reden zu müssen, dass die Bundeswehr im Ausland fortan (noch gewissenloser) zur Realisierung wirtschaftlicher Interessen eingesetzt werde. In Zukunft, so ist zu vermuten, bekommt der amtierende Arbeitgeberpräsident eine zusätzliche Aufgabe: Oberbefehlshaber der bundesrepublikanischen Wehrmacht, was von diesem und dessen (Verteidigungs-)Minister, der wiederum in Zukunft auch Anspüche auf das Wirtschaftsministerium anmeldet, als Sparmaßnahme dargestellt wird und dem Arbeitgeberpräsident das Budget für Lobbyismus wird reduzieren helfen. Dass das katholische Boniftiuswerk in Paderborn ausgerechnet jetzt dazu aufruft, den Nikolaus nicht mit dem Weihnachtsmann zu verwechseln, kann da kein Zufall sein. (bk)