In dem von der „Neuen Württembergischen Zeitung“ herausgegebenen Kalender „Göppingen in den ‚Goldenen 50ern‘“ wird mit dem Oktober-Blatt der Gründung der Marktapotheke im Jahr 1950 gedacht. Gegründet wurde die Apotheke von Dr. Victor Capesius, der im 1. Frankfurter Auschwitz-Prozess mit Urteil vom 19./20. 8. 1965 zu neun Jahren Zuchthaus verurteilt worden ist. Das Frankfurter Gericht fand Capesius der gemeinschaftlichen Beihilfe zum gemeinschaftlichen Mord schuldig. Er hatte nachweislich auf der Rampe in Birkenau im Sommer 1944 und tausende Juden aus Ungarn ins Gas geschickt, darunter auch Menschen, Ärzte zumeist, die er persönlich aus Siebenbürgen kannte. Das Gericht traf im Urteil auch die unzweifelhafte Feststellung, dass sich Capesius an Hab und Gut der deportierten Juden bereichert hat. Auch Zahngold soll Capesius zur Seite geschafft haben. Selbstverständlich traf das Gericht keine Feststellungen darüber, ob Capesius mit dem aus Auschwitz stammenden Vermögen sich ein Existenz in Göppingen aufgebaut hat. Gleichwohl ist die Gründung der Markt-Apotheke durch den Auschwitz-Apotheker kein historisch „unschuldiges“ Faktum, an das in einem Kalender, der die „Goldenen 50er“ vergegenwärtigen soll, erinnert werden kann. Ein aufmerksamer Esslinger Bürger hat auf den Kalender aufmerksam gemacht – und der NWZ geschrieben. Die antwortet u.a., …einen Zusammenhang zwischen dem Kalender-Hinweis auf das Apotheken-Jubiläum herzustellen, „ist etwas weit hergeholt“. Richtig – bis weit nach Auschwitz.
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