Arne Hornung aus Kolumbien
Comité de Mujeres

Nach guten acht Wochen im Cauca bin ich nun wieder zurück in Bogotá. Die Zeit in Inzá war sehr hilfreich für mich um wirklich in Kolumbien anzukommen. Arbeitsmäßig konnten wir dort leider nicht wirklich etwas machen. Wir begleiteten die Frauen des Comité de Mujeres von der Bauernorganisation zu ihren Workshops um den Prozess, den sie dort mit voller Hingabe betreiben, kennenzuelernen. Die Zone um Inzá ist sehr ruhig und friedlich, was den Konflikt betrifft. Die Menschen sind sehr herzlich, offen, gastfreundlich und vertrauensvoll. Dennoch gibt es schwerwiegende Probleme in Bezug auf die patriarchale Gesellschaftstruktur und innerfamiliäre Gewalt. Dagegen anzukämpfen haben sich die Frauen des Comités verschrieben. Sie stellen Räume des Ausdrucks, des Kennenlernens, Bildung für die Bäuuerinnen der Region zur Verfügung. So war es jedesmal sehr bewegend an den Workshops teilzunehmen. Fast jede Frau berichtete über eigene Gewalterfahrung, was mir sehr ans Herz ging. Sehr beeindruckend war eine alte Bäuerin, deren Tochter vom Militär umgebracht wurde und als getötete FARC-Guerrillera der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Eine sogennate falsa positiva. Die Frau berichtete voller Schmerz und Würde über das Geschehene und wie sie seither sich für eine gerechtere Gesellschaft und die Anerkennung und Würdigung ihrer ermordeten Tochter einsetzt.
Um euch die Arbeit der Bauernorganisation und speziell des Frauenkommittes vorzustellen, findet hier einen kleinen Text zur Organisation. Da ihre derzeitige Kampagne Frauen vereinet, für eine würdevolles Leben, frei von Gewalt im Sommer endet, und damit verbunden auch ihre Finanzierung, suchen sie Organisationen, die sie finanziell unterstützen um den Prozess ihrer Arbeit fortzusetzen. Falls ihr irgendwelche Kontakte oder Ideen habt, sagt mir bitte Bescheid.

ACIT gründete sich 1997 als gemeintätige Bauernorganisation. Derzeit hat die Organisation etwa 3.000 aktive Mitglieder, welche im landwirtschaftlichen Sektor in der Gemeinde Inzá tätig sind. Die Organisation entstand mit dem Ziel sozio-ökonomische Entwicklung in selbstorganisierter Arbeitsweise in der Region voranzubringen sowie die Lebensumstände der Landbevölkerung Tierradentros zu verbessern. Zu den gesteckten Zielen gehören:
Plan zur ländlichen Partizipation
Plan zur Entwicklung der Bauerngemeinde
Beschaffung von Materil
Profesionalisierung der Mitglieder in diversen Arbeitsbereichen
soziale und politische Anerkennung in der Region und den ansässigen Insitutionen

Wir sind überzeugt, dass die Unterstützung durch die Einführung von produktiven Projekten danei hilft die Situation der Landbevölkerung zu verbessern. Mittels der Aneignung neuer Produktionstechniken in Verbindung mit den traditionellen Arbeitstechniken und dem kulturellen Wissen der Gemeinden ein sozio-ökonomisches Wachstum in der Region generiert.

Ziele von ACIT sind:
Voranbringung, Weiterentwicklung und Anregung der Produktion und Vertriebswege der landwirtschaftlichen Produkte,
Unterstützung der Mitglieder in der Verteidigung und Durchsetzung ihrer Rechte sowie deren Vertretung und Einforderung vor den entsprechenden Insitutionen und öffentlichen Stellen,
Begleitung und Fürsprache vor den entsprechenden Stellen zur Erlangung technischem Equipments, Krediten und Einkommen zur Erweiterung und Verbesserung der landwirtschaftlichen Produktion,
Eintreten für die Wiederherstellung und Erhaltung der Umwelt,
Beratung und Befähigung in wirtschaftlichen Fragen zum verbesserten Umgang mit den vorhandenen finanziellen Ressourcen der Mitglier.

Auftrag:
Impulse geben für die soziale und ökonomische Entwicklung mittels Förderung, Koordinierung, Ausführung und Multiplizierung des Organisationsprozesses auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene zugunsten der integrativen Entwicklung der Kultur und Heimat der Gemeindemitglieder, Gemeinden und Vereinigungen

Vision:
ACIT will eine sozial und ökonomisch stabile Organisation sein mit profesionell qualifiziertem Mitgliedern, die für die Weiterentwicklung der Region, gesellschaftliche Gerechtigkeit, Empowerment und Partizipation der Bauern, eintritt.

Grundsätze:
Territorium,
Stärkung von Organisation, Produktion sowie Bildung,
Identität,
Interkulturalität,
soziale und gesellschaftliche Partizipation,
Souveränität in Ernährungsfragen.

(Anm.d.Red.: Arne ist Anfang Herbst 2009 für ein Jahr nach Kolumbien gegangen. Er wollte in einem Projekt für die Resozialisation von Kindersoldaten arbeiten. Vor seiner Abreise war er Gast in der Sendung AnStifterFunken des Freien Radios für Stuttgart. Sein Aufenthalt in Südamerika wird von den AnStiftern unterstützt.)

Über Peter Grohmann

Peter Grohmann, Jahrgang 1937, Breslauer Lerge, über Dresden auf d' Alb, dann runter nach Stuttgart: Schriftsetzer und Kabarettist, Autor und AnStifter gegen Obrigkeitsstaat und Dummdünkel. Mitgründer: Vom Club Voltaire übers undogmatische Sozialistische Zentrum, vom Theaterhaus zu den AnStiftern. Motto: Unruhe ist die erste Bürgerinnenpflicht. Was ärgert Grohmann? Alle, die den Arsch nicht hochkriegen, aber dauernd meckern. Und an was erfreut er sich? An Lebensfreude und Toleranz