„Meine Hand wandert über die warme Rauheit, noch einmal anfassen, wer weiß wie lange noch? Denn vielleicht hat man ja im Quartier S schon einen Keller geplant, in dem die Mauer fortan stehen soll – gehortet wie eine alte Büchse, deren Inhalt ungenießbar geworden ist und die doch zum Wegschmeißen zu schade ist. So wie es mit den nach Mord und Menschenverachtung stinkenden Eingeweiden des Hotel Silber geschehen soll, das in der Dorotheenstraße stört und noch steht, noch Schimpf und Schande schreit. Nicht mehr lange, weil diese Stadt sich selbst immer erinnerungsloser macht, die letzten Zeugen an die and stellt und unter den Einschlägen der Abrissbirne wegsacken lässt.“
Anm.d.Red.: Diese bemerkenswerte Passage fand Harald Stingele (AnStifter) in dem langen Aufsatz „Zu Hause im Unbewohnbaren“ der Stuttgarter Schriftstellerin Anna Katharina Hahn in der Wochendbeilage der Stuttgarter Zeitung vom 28. November 2009. Im Aufsatz geht es um den bevorstehenden Abriss der Marienpassage zugunsten des Quartiers S und dort um die Frage, was mit dem dort befindlichen Rest der Stuttgarter Stadtmauer geschehen wird. (pg)