Dr. Susan Bardosz und Dr. Arpad Pusztai (England / Ungarn) erhalten den mit 5000 Euro dotierten Stuttgarter Friedenspreis 2009 des Bürgerprojekts AnStifter. Der Preis wird bei der FriedensGala am 18.12.2009 im Theaterhaus verliehen, die Laudatio hält Cornelia Füllkrug-Weitzel (AnSifterin und Direktorin von Brot für die Welt).
Cornelia Füllkrug-Weitzel am 18.12.2009 (Foto: Vaclav Reischl)
Die Ernährungssouveränität der Länder wird zunehmend eine Frage von Krieg und Frieden. Hungerrevolten machen in vielen Entwicklungsländern die dramatische Situation in der Landwirtschaft sichtbar, wo der Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen die Ernährungslage oft dramatisch verschlechtert. Durch die Patentierbarkeit gentechnisch veränderter Pflanzen steht die Welternährung vor einer ernsthaften Bedrohung. Dr. Susan Bardosz und Dr. Arpad Pusztai waren Wissenschaftler des renommierten Rowett-Instituts/Aberdeen. Pusztai kam zu dem Ergebnis, dass bei der Verfütterung gentechnisch veränderter Kartoffeln das Immunsystem bei Ratten geschwächt wird und sich innere Organe verändern. Er stellte dies der Öffentlichkeit vor – die Ergebnisse waren unanfechtbar, seriös und eindeutig. Doch Pusztai wurde suspendiert, der Zugang zu Unterlagen seiner Studie wurde ihm verwehrt, er erhielt Redeverbot. Er hat Suspendierung und Redeverbot ignoriert und sich gegen den Mainstream der Wissenschaftswelt entschieden. Er hat als erster Wissenschaftler die Aufmerksamkeit auf die gesundheitlichen Gefahren der Gentechnik gelenkt und damit eine weltweite Bewegung zur kritischen Gentechnikforschung ausgelöst. Seine Frau hat seine Entscheidung mitgetragen und ihn unterstützt. Mit dem Stuttgarter Friedenspreis werden sein Mut, seine wissenschaftliche Ethik und seine konsequente Haltung gewürdigt.
Fr, 18. Dez 09 – 19:30 h – FriedensGala 2009 im Theaterhaus: Mit Sabrina Fejzuli und Mohammad Reza Golemohammad, Tanz, Dr. Susan Bardosz und Dr. Arpad Pusztai ((England / Ungarn) Friedenspreisträger 2009; Cornelia Füllkrug-Weitzel, Direktorin von Brot für die Welt (Laudatio)
und der Buda Folk Band aus Budapest (u.a. mit Maruzsenszky Andor – violin; Csoóri Sándor – viola, guitar, percussion; Éri Márton – viola; Lukács Ákos – double bass; Salamon Soma – flute, accordion, Fekete Zsuzsanna – singer und den AnStiftern
Buda Folk aus Budapest – das ist eine der bekanntesten Gruppen aus Ungarn. Die Buda Folk Band wurde von eine Gruppe enthusiastischer, professioneller ungarischer Musiker gegründet. Bereits in der Musichochschule haben die Mitglieder der Band gemeinsam gespielt und wurden von den großen Meistern der ungarischen Volkszene, wie dem weltberühmten Muzsikás Ensemble, Sandor Csoŏri und Péter Ĕri, unterrichtet und inspiriert. Sie reisten in dutzende von Dörfern und Regionen Ungarns, um die ungarische Volksmusik an ihren authentischen Quellen zu lernen. Sie „erforschten“ und erspürten die Musik aus den Regionen des so genannten „historischen Ungarns“ – etwa Transsilvanien – und anderen Gebieten, die heute außerhalb der ungarischen Grenze liegen. Die Buda Folk Band spielt auf ganz besondere Art ungarischer traditioneller Musik – sie verschmilzt mit modernen Inspirationen aus heutiger Zeit. Ein ungewöhnliches, temperamentvoller Musikerlebnis bei der FriedensGala am 18. Dezember im Stuttgarter Theaterhaus.
www.myspace.com/budafolkband
es ist gut das es solche Gruppierungen gibt wie die der Anstifter. Schade aber auch, dass es solche in dem heutigen Zeitalter überhaupt geben muss. Intelligenz und Vernunft des Menschen hat leider nichts gemeinsames mit seiner Gier. Er war, ist und wird ein egoistisches Tier bleiben. Ein altbekannter Hut.
Solche Veranstaltungen müsste man zur Pflicht eines jeden Bürgers machen daran teil zu nehmen, vor allem für sämtliche Politiker und andere Staatsvertreter von denen man annehmen sollte das diese ihrer Verantwortung die sie tragen auch gerecht werden.
Ich bin mir aber sicher; „ich bin ein Träumer“.
Lieber Herr Schneider,
die größten Realisten sind die Träumer – sie träumen den Traum von einer besseren Welt.
Ohne solsche Träume kann man doch kaum leben, oder?
Vielleicht sieht man sich ja bei der FriedensGala- jedes Jahr ein tolles Fest, das Mut macht!
Peter Grohmann
Nur gut, daß Herr Schneider nicht die Macht besitzt, es jedem (!) Bürger zur Pflicht zu machen, an irgendeiner bestimmten Veranstaltung teilzunehmen. Daß solche Verpflichtungsträume im Schwabenland auch noch mit dem Datum der zwanzigsten Wiederkehr des Mauerfalls geträumt werden, hätten sich die Widerständler in Sachsen oder anderswo wohl auch nicht träumen lassen, meint Gerhard Wagner.
So ein Quatsch! Wenn jemand einen Preis verdient hätte, wären es Professor Ingo Potrykus, (Emeritus von der ETH Zürich) und Prof. Peter Beyer von der Univ. Freiburg gewesen, nämlich für ihre Entwicklung des „Golden Rice“. Die haben etwas für die Menschheit geleistet. Wo das Verdienst der Preisträger liegt, kann ich nicht erkennen.
http://www.goldenrice.org/index.html
Offener Brief an die Direktorin von „Brot für die Welt“, Frau Füllkrug-Weitzel
Sehr geehrte Frau Füllkrug-Weitzel,
Dr. Susan Bardosz und Dr. Arpad Pusztai erhalten am 18.12.2009 den Stuttgarter Friedenspreis 2009 des Bürgerprojekts AnStifter. Sie, sehr verehrte Frau Füllkrug-Weitzel, halten als AnSifterin und Direktorin von „Brot für die Welt“ die Laudatio. Wenn die Direktorin von „Brot für die Welt“ für eine Führungspersönlichkeit der Antigentechnik-Bewegung eine Laudatio hält, so ist das ein öffentlichkeitswirksames Signal.
Bitte gestatten Sie, dass ich, zur Besonnenheit mahne und Sie inständig ersuche, sich nicht blindlings vor den Karren der Antigentechnik-Bewegung spannen zu lassen und somit die Milderung des Welt –Hungerproblems behindern. Ich bin davon überzeugt, dass ich hier im Namen vieler Wissenschaftler spreche.
Was hat Herr Dr. Pusztai preiswürdiges getan? Er kam zu dem Ergebnis, dass bei der Verfütterung gentechnisch veränderter Kartoffeln das Immunsystem bei Ratten geschwächt wurde und sich innere Organe veränderten. Er stellte dies der Öffentlichkeit vor, noch bevor dies in üblicher Weise in einem anerkannten Fachjournal publiziert worden war, und bekam Ärger mit seinem Arbeitgeber. Es heißt in der Begründung des Bürgerprojekts AnStifter, dass „die Ergebnisse unanfechtbar, seriös und eindeutig“ gewesen seien. Aber gerade das ist unter Wissenschaftlern höchst umstritten und es ist auch nicht verwunderlich, dass ein voreiliger Bericht unter Verletzung der üblichen Publikationspolitik eines angesehenen Institutes Ärger einbringt, zumal sich die Ergebnisse (und dass ist nun wirklich unbestreitbar) auf einen äußerst geringen Untersuchungsumfang stützten und vor der Veröffentlichung hätten besser gesichert werden müssen.) Aber nehmen wir an, Pusztais Ergebnisse wären unanfechtbar, seriös und eindeutig. Was ist daran preiswürdig? Erst kürzlich wurden Versuche veröffentlicht, bei denen Gene für die Produktion eines Eiweißes von einer Bohne in Erbsen transferiert worden waren und es geschah genau das, was Pusztai für die Kartoffel beschrieben hatte. Das Bohneneisweiß, produziert von der Erbse, erwies sich im Tierversuch als giftig! Die Erbse wird niemals Marktreife erlangen und man musste erkennen , dass man eine große Summe Forschungsgelder in den Sand gesetzt hatte. Gentechnik bringt, so wie jede andere Arbeitsrichtung auch, unbrauchbare Produkte hervor. Na und? Wäre das auszuschließen, hätte das renommierten Rowett-Instituts, in dem Pusztai gearbeitet hatte, seine Versuche von vornherein als Geldverschwendung unterbunden.
Sehr geehrte Frau Füllkrug-Weitzel, es steht zu befürchten , dass Sie in Ihrer Laudatio
· die Möglichkeiten der Grünen Gentechnik bei der Bekämpfung des Hungers in der Welt nicht nur ungenügend würdigen sondern sogar bestreiten,
· neuere Untersuchungen ignorieren, wonach gerade arme Bauern in den Entwicklungsländern von der Gentechnik stark profitieren und zu bescheidenen Wohlstand gelangen (Prof. Quaim aus Göttingen, Nature Biotechnology, 2009)
· die längst widerlegte Behauptung Vandana Shiva von der gentechnikbedingten hohen Suizidrate der indischen Bauern wiederholen,
· auch Sie vor dem „Golden Rice“ warnen und ihn als „Trojanisches Pferd“ sehen, das von den Gentech-Konzernen hinterhältig ins Spiel gebracht wird, um die „schlimme Gentechnik“ salonfähig zu machen und nicht zur Kenntnis nehmen, dass angesichts der Chancen des Produktes sogar schon der neuer Greenpeacechef : Kumi Naidoo .nachdenkliche Töne anschlägt und den Benefit von „Golden Rice“ ernsthaft prüfen will,
· nicht zur Kenntnis nehmen, dass der Klimawandel schnelle Erfolge in der Bereitstellung trockenresistenter Kulturpflanzen braucht, die mit konventioneller Züchtung und sogar mit „smart breeding“ entweder gar nicht oder viel zu spät bereitgestellt werden können,
· einer neuen GV-Baumwolle mit essbaren Samen (Protein für eine halbe Milliarde Menschen!) eine Absage erteilen werden.
Sehr geehrte Frau Füllkrug-Weitzel, Sie dürfen mir glauben, dass ich Ihre Engagement anerkenne und Ihre Arbeit hoch achte. Aber bitte bedenken Sie, dass all Ihre Aktivitäten, egal ob es um das Bohren von Brunnen, um Bereitstellung von Land- und Energietechnik oder Saatgut geht, nur punktuell und lokal begrenzt wirken. Neben Ihren Aktivitäten brauchen wir in den meisten Entwicklungsländern Veränderung der politischen Situation und eine Technologieoffensive! Hier spielt die Grüne Gentechnik eine Schlüsselrolle. Bitte beachten Sie den Aufruf aller namhaften Wissenschaftsorganisationen Deutschlands (sowie auch der Royal Society des U.K.), die uno sono davor warnen, angesichts der Menschheitsprobleme, die Möglichkeiten Grünen Gentechnik zu unterschätzen oder diese sogar zu behindern. Diese ehrwürdige Gemeinschaft kann man nun wirklich weder als töricht, eigennützig oder lobbyhörig diffamieren.
Ich wäre ihnen dankbar, wenn Sie, bei der Vorbereitung Ihre Laudatio dies alles bedenken und sich mit kompetenten Wissenschaftlern beraten würden. Es darf nicht passieren, dass eine angesehene Organisation wie „Brot für die Welt“ die wichtigste Ressource zur Bekämpfung des Hungers, nämlich die Wissenschaft, schlecht redet. Das würde dazu führen, dass letztlich ein Aktienkauf bei BASF oder Bayer mehr zur nachhaltigen Hungerbekämpfung beiträgt, als eine Spende für „Brot für die Welt“. Soweit darf es einfach nicht kommen.
Mit freundlichen Grüßen
Prof. Reinhard Szibor
Sehr geehrte Hr. Prof. Reinhard Szibor,
das Argument, dass Unternehmen den Hunger in der Welt bekämpfen wollen, kenne ich. Wenn für Pestizide, Herbizide, Insektizide und anorganische Düngemittel geworben wird, fiel und fällt dieses Argument ebenfalls immer mal wieder. Während sich aber der Markt für entsprechende Substanzen über die letzten Jahrzehnte im In- und Ausland weitgehen konsolidiert hat, hat sich das Problem des Hungers nur unwesentlich gebessert. Die Zahl hungernder Menschen erhöht sich im Verhältnis zur Zunahme der Weltbevölkerung etwas geringer, nimmt aber weiter zu.
Die Thematik, die Sie anschneiden, ist also ernst und es ist nicht nur wichtig, besonnen zu handeln, wie Sie sagen, sondern auch seriös zu argumentieren, was Ihnen, Hr. Professor, offensichtlich nicht leicht fällt. Warum werfen Sie Fr. Füllkrug-Weitzel schon in Ihren einleitenden Worten vor, Sie lasse sich „blindlings vor den Karren der Antigentechnik-Bewegung spannen“? Kennen Sie die Laudatio der Dame schon?
Einerseits stellen Sie die Forschungsergebnisse von Hr. Dr. Pusztai infrage („Was hat Hr.Dr.Pusztai preiswürdiges getan?“), andererseits führen Sie aus, dass spätere Forschungen eine Bestätigung der Erkenntnisse von Dr. Pusztai gebracht haben. Das Bohneneiweiß, das von der Erbse produziert wird, „erwies sich im Tierversuch als giftig“. Und richtig stellen Sie fest, dass „Gentechnik, so wie jede andere Arbeitsrichtung auch, unbrauchbare Produkte hervorbringt“. Daraus ergibt sich aber doch die Frage, wie die Gentechnik die Ergebnisse ihrer Bemühungen kontrolliert und sicher stellt, dass durch Genmanipulation keine Probleme entstehen. Dass Monsanto, BASF und andere Gen-Unternehmen nach Auftreten eines Problems sicherlich alles tun würden, um ein neues Produkt zu entwerfen, das auf dieses Problem reagiert, stelle ich nicht in Zweifel – (genveränderte Pflanzen sind ja heute schon auf Probleme zugeschnitten, die der Hersteller selbst verursacht hat). Wie absehbar oder unabsehbar sind Folgen gentechnischer Manipulation? Darauf haben Sie keine Antwort.
Es ist sicherlich nicht unumstritten, wenn eine Vertreterin von „Brot für die Welt“ eine Laudatio auf einen Preisträger hält, der die Gentechnik und deren Auswirkungen kritisiert. Vordergründig wird damit nämlich ein Zusammenhang hergestellt zwischen Lebensmitteln und Gentechnik. Diesen Zusammenhang stellen auch Sie her, indem Sie einen Bezug herstellen zum Welthungerproblem. Monsanto, BASF und anderen Gen-Unternehmen geht es nicht um die Verbesserung von Lebensgrundlagen, sondern um eine grundlegende Umgestaltung des Lebendigen. Es geht um die Privatisierung natürlicher Ressourcen. Und nur aus diesem Grund könnte es sinnvoller sein, nicht eine Vertreterin von „Brot für die Welt“ zu Wort kommen zu lassen, sondern eine Vertreterin z.B. des Deutschen Patent- und Markenamtes. Gentechnik sucht mit gen-veränderten Pflanzen und Tieren nicht den Hunger auf der Welt zu beheben, sondern den Hunger auf der Welt zum Geschäft zu machen. Und ich gehe davon aus, Hr. Prof. Szibor, dass das auch Fr. Füllkrug-Weitzel weiß, deren Laudatio für Sie und Ihre Gen-Kollegen ein Schlag ins Gesicht sein wird.
Burkhard Heinz
Sehr geehrter Herr Professor Szibor
Sie scheinen mehr um die öffentliche Meinung Sorge zu haben, als um das treffliche Argument. Es gab Zeiten, da konnte man ruhig sagen: ‚Was gut ist, wird sich durchsetzen‘.
Warum das heute nicht mehr so ist , und warum stattdessen Mißtrauen sinnvoll ist?
Darauf gibt es einige Antworten, die mit Grenzüberschreitungen zu tun haben. Sie sprechen davon, daß sich Frau Füllkrug-Weitzel nicht vor einen Anti-Gentech.-Karren spannen lassen soll. Wissenschaftler lassen sich vor den Karren weltumspannender Unternehmen mit rein ökonomischer Interessen spannen. Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, was rein ökonomische Interessen für Folgen zeitigen? Das ist aber noch nicht alles: Die Verstrickungen von Dick Cheney und Donald Rumsfeld mit Monsanto sind bekannt. Dahinter stecken die Bemühungen, Lebensmittel (auch Wasser) als strategisches Machtmittel der Zukunft zu behandeln. Es geht dabei um die Erlangung von unumkehrbarer Abhängigkeit.
Der Begriff des „systemischen Risiko“ beschreibt dies auf dem Finanzsektor. Dort hat man Fakten geschaffen, die es besser erscheinen lassen, den Wahnsinn aufrecht zu erhalten, als über Alternativen auch nur nachzudenken. Es löst Panik aus und Schrecken, etwas nicht nach Profitstreben auszurichten. Das soll übertragen werden auf den Lebensmittelsektor und auf andere Gemeingüter. Das Gemeinwohl in den Händen einer handvoll regierungstreuer Firmen? – da bitte ich doch um Verständnis für den Protest.
Wissenschaftler spezialisieren sich so weit, daß ihnen jegliche Gesamtsicht, also die Möglichkeit ethisch tragbare Einbettung in angemessene Lebenszusammenhänge abhanden gekommen scheinen. Also auch die Grundlage legitimer Beurteilung, was dem Leben der Menschen und dem Wohl der Natur dient. Das können und müssen die Menschen schon mit beurteilen, die dort leben, wo etwas zum Einsatz kommt. Man darf diese nicht für zu blöd halten und sich selbst als Experten auf den professoralen Olymp heben.
Mit dem gleichen Atemzug wird vom Welthunger gesprochen und den Bauern unbezahlbares Saatgut oder Düngemittel aufgezwungen (Indien, Afrika, Süd-Amerika). Wodurch soll das widerlegt sein? Es ist Fakt. Mit dem gleichen Atemzug wird der Anbau von Pflanzen für Biokraftstoff argumentiert und den Bauern Land weggenommen, womit sie ihre Familien ernähren. – Ich kenne auch positive Beispiele, die laufen aber jenseits von weltformelartigen Kommerzlösungen.
Die Sortenvielfalt und die Resistenz von Sorten wird durch Gen-technologisch veränderte Pflanzen – um der Abhängigkeit willen – dramatisch eingeschränkt. Das gefährdet unser Ökosystem. Die lebendige Vielfalt und die Varianz sind der Schlüssel gesunder Lebensmittel, nicht ein „Golden“ genanntes Wunderprodukt der Firma Monsanto, Beiersdorf oder Ciba-Geigy.
Es wird vielfach die tatsächliche Wirksamkeit des als „Golden Rice“ bezeichneten Kunstprodukts angezweifelt. Potrykus, der Erfinder, spricht von einer Umsetzung des erwünschten Beta-Kartins im Faktor 2:1, Kritiker sprechen von einem geringeren Faktor von 12:1. Außerdem zerfällt Beta-Karotin offenbar durch Lagerung und durch Kochen schnell. Es kommt also wesentlich weniger als der meßbare Wert beim Menschen an.
Solange es keine validen Folgerisiko-Forschungsergebnisse gibt, stehen Ihre Argumente, Herr Professor, wackelig wie ein Kartenhaus.
Ich habe im Alter von 18 jahren einen maßgeblichen Politiker gefragt, wer denn die Verantwortung im Falle eines großen Unfalls in einem Atomreaktor trüge, wenn man sich für diese Technologie entschiede. Er antwortete daruf: „Ich“. ich fragte ihn, wie das aussehen würde? Er schwieg eine Weile und sagte dann, er würde zurücktreten. – Dieses Verantwortungsverständnis durch Eliten hat uns in eine gefährliche Irre geführt. Deshalb ist Gegenwind und Zweifel seitens Frau Füllkrug-Weitzel eine demokratische Grundtugend und hat aufklärerische Funktion. Aufklärung ist aber etwas anderes, als Propaganda. Die Mitttel dafür liegen nicht nur in den Veröffentlichungsmedien der Wissenschaft. da wird ebenfalls sehr viel getürkt und manipuliert.
Es erstaunt mich nicht wie auf den Brief von Professor Szibor reagiert wird. Auf all das einzugehen, würde dieses Forum sprengen. Nur so viel: Er hat, völlig berechtigt, gefragt, was Herr Pusztai denn eigentlich Preiswürdiges getan hat, und hat dann im Einzelnen aufgezählt, was er getan hat und was daran kritik-, aber durchaus nicht preiswürdig war. Nun hält ihm Herr Heinz vor, er hätte ja selbst geschrieben, dass „spätere Forschungen eine Bestätigung der Erkenntnisse von Dr. Pusztai gebracht haben.“ Nein, das hat Herr Szibor nicht geschrieben. Er hat lediglich ein Beispiel dafür angeführt, dass auch mit Gentechnik etwas anderes herauskommen kann als erwartet, und dass man also sehr genau prüfen muss. Da muss ja dann auch die Frage erlaubt sein: Welche Konsequenzen ergeben sich aus den beiden Fällen eigentlich für die Pflanzen, die seit 1996 in riesigem Umfang angebaut werden, also für herbizidresistente Sojabohne-, Mais-, Baumwolle- oder Raps-Sorten? Oder neuerdings auch für Zuckerrüben? Oder für Mais mit eingebauter Resistenz gegen Stengelbohrer der verschiedensten Art oder gegen den Maiswurzelbohrer? Oder für Baumwolle mit eingebauter Resistenz gegen den Baumwollkapselwurm und ähnliche Schädlinge? Oder mit gentechnisch virusresistent gemachter Papaya auf Hawaii? Die haben alle mit Herrn Pusztais Kartoffeln oder mit den australischen Erbsen nicht das Geringste zu tun! Nur das häßliche Etikett Gentechnik. Diese Pflanzen werden seit 1996 in immer größerem Umfang angebaut. Wenn man aber Gentechnik-Kritker darauf aufmerksam macht, dass es nicht den geringsten Hinweis dafür gibt, dass Verbraucher an diesen Pflanzen zu Schaden gekommen sein könnten, heben sie immer noch warnend den Zeigefinger und beklagen, dass man eigentlich epidemiologische Studien hätte machen müssen, um das genau zu untersuchen. Dabei hat es noch kein klagefreudiger amerikanischer Verbraucher fertig gebracht, Monsanto und Co auch nur wegen eines verklemmten Pupses zu verklagen. Eigentlich sollte das ein Anlaß, wenn nicht unbedingt zur Freude, so aber doch zur Zufriedenheit sein. Zumindest ist das ein sehr kräftiges Indiz dafür, dass diese Pflanzen im Rahmen des Zulassungsverfahrens richtig beurteilt wurden.
Und nun muß natürlich auch noch der Golden Rice verdammt werden, der, das wissen so unendlich viele selbst ernannte Experten in Europa so fürchterlich genau, überhaupt nichts taugt. Warum kann man nicht einfach mal warten, bis dieser Reis bei den Bauern auf dem Feld steht? Warum kann man nicht einfach mal warten, wie dieser Reis mit seiner etwas anderen Farbe bei den Bauern ankommt? Ob er ihnen schmeckt? Und ob er wirklich das hält, was er verspricht? Nämlich zumindest in den Reis anbauenden Ländern das Problem des Vitamin A-Mangels zu lindern oder gar zu lösen. Nach neuesten Prognosen soll er im Jahr 2012 endlich soweit sein. Was ist an diesem Reis so problematisch? Das Problem scheint mir zu sein, dass dieser Reis eben nicht in der Hand der bösen Agrobiotech-Konzerne ist, das die also keine Chance haben daran zu verdienen, dass man ihnen also nicht unterstellen kann, sie wollten den Saatgutmarkt der ganzen Welt unter Kontrolle bringen. Und dass sich hier endlich mal um ein Produkt handelt, von dem ein ganz bestimmter Verbraucherkreis einen eindeutigen Vorteil haben könnte. Seitdem dieser Reis in der Diskussion ist, also seit dem Jahr 2000, höre und lese ich immer wieder, dieser Reis sie ja total überflüssig, es gäbe so viel andere Möglichkeiten, mit dem Problem Vitamin-A-Mangel mit all seinen bösen Folgen fertig zu werden. Es hätte einer Organisation wie Brot für die Welt wirklich gut angestanden, sie hätte das mal in der Praxis demonstriert. Nur gehört habe ich davon nichts. Vor zwei Jahren hatte ich mal nachgefragt, aber keine Antwort bekommen. Laut WHO erblinden jährlich zwischen 250.000 und 500.000 Kinder infolge Vitamin-A-Mangels, und die Hälfte stirbt innerhalb eines Jahres daran. Diese Zahlen haben sich seit Jahren nicht geändert. Statt dessen gibt sich Brot für die Welt ebenso Misereor unendlich viel Mühe, Gentechnik zu verdammen. Ab und an sollte man nicht nur fragen, was falsch ist, wenn man bestimmte Dinge tut. Ab und an sollte man auch fragen, was geschieht, wenn man bestimmtes Tun unterläßt. Das sollte auch für die Hilfsorganisationen beider christlicher Kirchen gelten.
Sehr geehrter Hr. Dr. Langelüddeke,
versuchen Sie bitte etwas aufmerksamer zu sein. Das hilft Ihnen und Ihrer Forschung!
Sie schreiben:
„Nun hält ihm [Dr. Szibor] Herr Heinz vor, er hätte ja selbst geschrieben, dass „spätere Forschungen eine Bestätigung der Erkenntnisse von Dr. Pusztai gebracht haben.“ Nein, das hat Herr Szibor nicht geschrieben.“
Doch, das hat Hr. Szibor geschrieben. Ich zitiere:
„Erst kürzlich wurden Versuche veröffentlicht, bei denen Gene für die Produktion eines Eiweißes von einer Bohne in Erbsen transferiert worden waren und es geschah genau das, was Pusztai für die Kartoffel beschrieben hatte.“
Burkhard Heinz
Sehr geehrter Herr Heinz
Danke für den Hinweis. Das ändert aber absolut nichts an meiner Kritik: Denn Hernr Pusztais Lektin-Kartoffeln und die australischen Erbsen haben absolut nichts mit den seit Jahren in großem Stil angebauten transgenen Planzen zu tun. Und das ändert schon gar nichts an meiner kritik am Verhalten von Brot für die Welt.
Mit freundlichen Grüßen
Peter Langelüddeke
Die Welt der Pflanzen befindet sich eigentlich in einem ständigen Krieg. Jeder versucht durch selbst erzeugte Gifte die Nahrungskonkurrenz oder Fressfeinde klein- zuhalten. Man denke nur an das Beispiel mit dem Rotklee, der ein Hormon erzeugt, welches bei seinen Fressfeinden zu einer Verringerung der Fruchtbarkeit führt.
Das Beispiel zeigt: Pflanzen zu manipulieren ist ein Eingriff in ein komplexes, vom Menschen nicht durchschaubares System. Wer eine Pflanze mit veränderten Eigenschaften einführt, spielt nicht Gott, er verhöhnt ihn. Denn Evolution ist ein seit Jahrmillionen andauerndes Experiment. Alle Arten, die heute existiernen, sind Kinder von Siegern. Sie haben sich gegen unzählige Arten und Varianzen durchgesetzt, die es nicht geschafft haben. Hier muss jeder Genetiker zugeben: Der Forschungsforsprung der Evolution gegenüber der menschlichen Wissenschaft ist enorm.
Darwin sprach vom Survival of the Fittest, nicht vom Survival of the Best. Evolution ist der Versuch, sich bestmöglich an die bestehenden Verhältnisse anzupassen. Evolution kennt die Zielgerichtetheit, das Streben nach Perfektion der menschlichen Wissenschaft nicht. Daher kann eine zu einem bestimmten Zweck erzeugte Art nur scheitern, da sie einen bestimmten Apsekt überbetont, und sich nicht ganzheitlich entwickelt hat.
Michael
Sehr geehrter Herr Langelüddeke
Ich gehöre nicht zu den Experten. ich halte das für gut und werde meinen Löffel nicht an Experten abgeben, sondern mich im Zeitalter der Aufklärung so gut es geht selber um Verständnis bemühen. ich halte es für abträglich, wenn man an Experten oder das Wissenschafts-Pow-Pow glaubt, wie der päpstlichen Unfehlbarkeit. Es geht darum, Dinge in ihrer Wirkung aufeinander anzuschauen, nicht isoliert, wie im wissenschaftlichen Experiment. Zum Gen-Thema begreife ich: Dass es um die Diversivität in der Natur geht, denn Leben, das ist Vielfalt. Die Industrialisierung nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten (Reproduzierbarkeit, Kontrolle aller Phänomene) innerhalb der Landwirtschaft hat durch Monokulturen das Gegenteil geschaffen (Anfälligkeit durch Konzentration). Es sind Probleme zu verzeichnen, welche diesselben Kräfte nun behaupten, lösen zu können. Ich wiederhole gerne: Es geht darum Zusammenhänge anzuschauen und angemessen zu reformieren. Nahrung entsteht durch pfleglichen Umgang mit der Natur und durch Wirtschaftsweisen, Wirtschaftsweisen haben mit Techniken zu tun und diese (u.a.) mit Preisbildung, diese wiederum mit Wertschätzung zwischen handelnden Menschen (Lebensrecht statt Ausbeutung und Sklaverei), usw. Ich freue mich, wenn es mit dem „Goldenen“ Reis anders laufen sollte (wie sie schildern), als mit 99% solcherart durchökonomisierter Produkte. Negativbeispiele sind HIV-Medikamente, chemisch-pharmazeutische Produkte überhaupt, siehe Düngemittel, siehe Saatgut-Patente.
Ich halte es für vollkommen naiv, wenn nicht berücksichtigt wird, daß man in einer nicht abgrenzbaren Weise mit Gen-Technologie in den Stoffwechselhaushalt und das Erbgut der gesamten Pflanzenwelt, und damit auch derjenigen, die sich durch Pflanzen ernähren, eingreift. es grenzt an das magische Bewußtsein von Kindern, daß man heutzutage immer noch scheinbar begrenzbare Probleme lösen will (Stengelbohrer, Baumwollkapselwurm), dabei aber nicht berücksichtigt, welche tiefgreifenden Probleme man schafft (siehe Atomkraft, siehe Finanz“System“). Das Problem liegt in unserer Denkweise, die sich mit Experimenten einseitg das Lebendige, bzw. die Natur und alle verfügbaren Ressourcen ohne Rücksicht dienstbar machen will. Wegen der Denkweisen habe ich auf die Atomkraft (kontrollierbar?) und den Finanzkreislauf (kontrollierbar?) hingewiesen. Ich sehe den Fortschritt innerhalb der Menscheit möglich, wenn wir, so wie wir die Natur durchdrungen haben, uns selber besser erkennen – und Technologien erfinden und Methoden anwenden, die weniger Schaden anrichten, mehr kultuvieren, mehr Vertrauen schaffen, mehr befähigen, schlichter sind, zugänglicher, verständlicher sind, naheliegender, dezentraler, vielfältiger, – statt weiterhin weltformelhaft überzustülpen, auszuschließen (Selektionsprinzip) abhängig zu machen, auszubeuten, zuzukleistern, zwangszubeglücken. Ich gebe zu, daß mir der Neid-Streit über Herrn Pusztais Kartoffeln dagegen reichlich lächerlich vorkommt. Kann sogar sein, daß diese Diskussion hier genau das ist, was förderlich ist.
Kai Hansen
Mit den Einwendungen der Herren Kai Hansen und Michael Conzelmann kann ich bedauerlicherweise nicht viel anfangen. Denn sie gehen, so habe ich sie verstanden, davon aus, dass erst mit der modernen Landwirtschaft massiv in die Natur eingegriffen wurde. Herr Michael Conzelmann versteigt sich sogar zu der Behauptung „Wer eine Pflanze mit veränderten Eigenschaften einführt, spielt nicht Gott, er verhöhnt ihn.“ Ich möchte in aller Bescheidenheit daran erinnern, dass unsere Vorfahren, als sie damit begannen, Ackerbau und Viehzucht zu betreiben, massiv in die Natur eingegriffen haben: Sie mußten Land, d.h. Wald- oder Buschland oder Prairie „urbar“ machen, damit sie dort Pflanzen anbauen konnten. Haben sie da nur Gott gespielt oder ihn gar verhöhnt? Sie haben Gewässer reguliert, sie haben Bodenschätze ausgebeutet, und sie haben außerdem noch etwas ganz Schlimmes getan: Sie haben das Rad erfunden! Gott hatte ihnen doch zwei Beine mitgegeben, mit denen sie sich fortbewegen konnten. Und dann erfanden sie in ihrem Übermut das Rad! War das nicht auch eine Verhöhnung Gottes? Und später haben sie andere Erdteile entdeckt und besiedelt, sie haben Dampfmaschinen, Verbrennungs- und Elektromotoren, Flugzeuge und Atomkraft erfunden. Und so ganz nebenbei auch die Herstellung von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln, und sie haben herausgefunden wie man bessere Pflanzensorten züchtet. Bei alledem haben sie eins – bewußt oder unbewußt – immer getan: Sie haben von Gott gegebene Naturgesetze entdeckt und für sich nutzbar gemacht. Und das ganze Instrumentarium moderner Landwirtschaft, einschließlich der Pflanzenzüchtung beruht letzten Endes auch auf nichts anderem als auf der Nutzung von Naturgesetzen. Nur mal als Beispiel die Zuckerrübe: Von 1850 bis 2000 stieg der durchschnittlich Zuckergehalt (dank des Könnens von Pflanzenzüchtern) von 6 auf etwa 18 %, und der Rübenertrag von 25 auf 50 t/ha (Tonnen pro Hektar), der Zuckerertrag mithin von 1,5 auf 9 t/ha. Kein Eingriff in die Natur? Anderes Beispiel: Da es ja bei „Brot für die Welt“ um unser tägliches Brot geht: Der Weizenertrag stieg in Deutschland von 1900 bis jetzt von etwa 1,5 auf 7,5 bis 8,0 t/ha. Pflanzenzüchter haben es sogar fertig gebracht, Pflanzen über die Arten- und sogar über die Gattungsgrenzen zu kreuzen, meist mit Griff in ihre Trickkiste. Beispiel: Josta: eine Kreuzung von Schwarzer Johannisbeere mit Stachelbeere (Früchte so groß wie Stachelbeeren, schmecken wie schwarze Johannisbeere, die Pflanzen haben keine Stacheln); oder Triticale: eine Kreuzung aus Weizen und Roggen (ein Futtergetreide, das die Ertragsfähigkeit des Weizens mit der Anspruchslosigkeit des Roggens vereint), oder oder. Waren das etwa keine Eingriffe in die Natur? Das alles sind doch wohl Pflanzen mit veränderten Eigenschaften, oder? Eine „Verhöhnung Gottes“, Herr Michael Conzelmann? Naturschwärmer wie die Herren Kai Hansen oder Michael Conzelmann wären möglicherweise nie geboren worden, wenn die Landwirtschaft auf dem wunderbar natürlichen Zustand von vor 100 Jahren stehen geblieben wäre, wenn nicht Wissenschaftler den Landwirten Werkzeug zur Verfügung gestellt hätten, mit deren Hilfe sie immer höhere Erträge dazu noch in immer besserer Qualität erzielen konnten.
Wir sollten den Anlaß der Diskussion aber nicht aus dem Auge verlieren: nämlich die Preisverleihung an Herrn Pusztai und Frau Bardosz. Ich bleibe dabei dass das was sie gefunden haben – auch unter der Annahme, dass die Ergebnisse einer seriösen Überprüfung standhalten – in keiner Weise preiswürdig ist. Insbesondere Herr Pusztai hat sich als Symbolfigur der Gentechnikkritiker jahrelang vor allem in Deutschland herumreichen, hat sich als Verfolgter der bösen Konzerne aufs Podest heben lassen, hat seiner Anhängerschar immer wieder Futter gegeben, hat sich bejubeln lassen, aber sein Renommee als Wissenschaftler dabei verspielt. Einen Preis verdient das nicht.
Sehr geehrter Hr. Dr. Langelüddeke,
es ist wichtig, dass eine andere Meinung, wie die Ihre, in einem Forum wie diesem frei vorgebracht werden kann. Sie müssen, anders wie Hr. Dr. Pusztai und Fr. Bardosz nicht die Konsequenzen Ihrer Meinungsäußerung fürchten. Sie haben Gründe genannt, warum Sie es nicht richtig finden, dass die beiden ungarischen Forscher von uns mit dem Stuttgarter Friedenspreis ausgezeichnet werden. Das ist Ihr gutes Recht. Und es ehrt Sie, wenn Sie hier zugeben, dass die Ergebnisse von Fr. Dr. Bardosz und Hr. Dr. Pusztai, deren Veröffentlichung seinerzeit für beide verheerende berufliche und persönliche Konsequenzen hatten, späteren seriösen Überprüfungen standgehalten haben.
Die „AnStifter“, die den Stuttgarter Friedenspreis vergeben, sind, wie Sie leicht feststellen können, keine Vereinigung von Wissenschaftlern. Es geht uns nicht alleine um wissenschaftliche Wahrheit. Es geht uns um Wahrheit und Aufrichtigkeit. Die Auszeichnung für Fr. Dr. Bardosz und Hr. Dr. Pusztai ist vor allem eine (symbolische) Anerkennung für zwei Personen, die aufrichtig genug waren, trotz persönlicher, fachlicher und beruflicher Diskriminierung, wissenschaftliche Tatsachen beim Namen zu nennen. Für Susan Bardosz und Arpad Pusztai gab es diesen Moment im Leben, wo sie sich entscheiden mussten: Wahrheit oder Unwahrheit? Ich bin mir nicht sicher, wie ich mich in einer ähnlichen Situation entscheiden würde, ob ich mutig genug wäre. In diesem Sinn verneige ich mich vor Fr. Dr. Susan Bardosz und Hr. Dr. Arpad Pusztai!
Burkhard Heinz
Sehr geehrter Herr Langelüddeke
Die Schwierigkeit bei solchen Diskussionen, wie sie hier geführt werden besteht in den Verallgemeinerungen, die um der Kürze und Einfachheit willen, aber sicher auch aus Halbwissen heraus geschehen. Ich nehme mich da nicht aus. Ihre Kenntnisse im Pflanzenschutz anerkenne ich. Hinter jeder Kenntnis verbirgt sich aber auch noch eine Denkweise.
Ich sehe mich keiner Weise als Naturschwärmer, sie belegen das auch mit keinem Argument, sondern werfen mich in einen Topf. Das tun sie auch mit Herrn Pusztai.
Die Art unkritischem Fortschrittsglauben, wie wir ihn heute verzeichnen, gibt es erst seit Beginn des 20. Jahrhunderts. Heute sind andere Notwendigkeiten erkannt. Sie werden uns anderen Fortschritt bringen. Aber vorher muß man das Problem erkennen.
Herrn Pro. Szabor und Ihnen möchte ich folgende Frage stellen: Sind Sie mit der Entwicklung der Nahrungsqualität in den letzten Jahrzehnten zufrieden? Hat sie zugenommen oder abgenommen? Vom Faktor des herrschenden Hungers, der Armut und der Kindersterblichkeit aufgrund von Fehlernährung will ich gar nicht erst anfangen. dazu habe ich in einem der vorigen beiträge argumentiert, daß Wasser und Ernährung strategische Machtfaktoren geworden sind.
Die Kultivierung der Pflanzenwelt, z.B. mit der Veredeleung von Gräsern zu Getreide oder die von Obstsorten, hat der Mensch aus einem tiefen Verbundensein mit umfänglichen Naturbedingungen hervorgebracht. Das Tempo technischer Entwicklungen lief Jahrtausende parallel zur Entwicklung menschlichen Bewußtseins. Gemeint ist hier: man hat verstanden, wie es geht, hat es weitgehend selber tun können. Die Arbeitsteilung hat dazu geführt, daß der mensch mehr freiheitsgrade erlangte gegenüber den Naturgrundlagen. Das hat er genutzt zur Bewußtseinsentwicklung. das sind großartige Schritte. daraus wächst nun eine Verantwortung, die mit eigenen Grenzen, mit Respekt, mit Demut, mit maßvoller Nachhaltigkeit zusammenhängt.
Das unterscheidet sich von reiner Profit- oder Wachstumsgier, welche ich mit naiv-magischem Kinderglauben verglichen habe, nur leider mit sehr handfesten Folgen.
Sehen Sie wirklich keinen Unterschied zu der Art künstlicher Eingriffe in die Landwirtschaft und Pflanzenzucht, welche vorwiegend nach quantitativen oder punktuellen Gesichtspunkten ausgerichtet sind (mehr Zuckergehalt, weniger von Schädling XY)? Sehen Sie nicht z.B. den massiven Wasserbedarf so mancher extensiven Landwirtschaft, der in heißen Ländern ebensolch massive Schäden angerichtet hat? Kennen Sie nicht die qkm-Zahlen der Böden, die in den USA wöchentlich errodieren, wegen dieser Art der Bewirtschaftung? Kann sein, daß Sie das nicht sehen, weil Sie eben Ihren Blick auf die Pflanzen isolieren. Vor dem Hintergrund von Kosten-Nutzenaspekten mögen Wasser, Klima, Böden, Sekundärprobleme sein. …
Ich weiß die großen Leistungen in vielen Wissenschaften und auch die Hervorbringungen der Industrialisierung zu schätzen. Ich benutze die Bahn, Autos, das Telefon, schätze es, wenn ich ein gutes Krankenhaus in der Nähe weiß. Trotzdem drängt es mich, auf Grenzen aufmerksam zu machen, auf Widersprüche, auf Fehlentwicklungen.
Eine Fehlentwicklung ist das Bauersterben bei gleichzeitigem Abhandenkommen gesunder Böden und gesunder Nahrungsmittel. Ihre aufgezählten Beispiele sind Beispiele der Industrialisierung (witzig, daß sie ausgerechnet die Zuckerrübe ins Feld führen, ist doch das Zuckerkartell durchorganisiert wie fast schon die Mafia). Diese hat das Problem des Hungers auf der Welt verschärft, nicht behoben – dies ist eins der Ausgangsprobleme dieser Diskussion.
Ihr Versuch, mit einfachen, lächerlich-machenden Polarsierungen ansprechend zu argumentieren geht fehl.
Ich wiederhole: Ansätze, die Bauern, Bürger und Verbraucher mit besserer Informationsqualität in ein Folgenbewußtsein für Ihr handeln bringen bevorzuge ich gegenüber abstrakten ExpertenLösungen, die mich, bzw. andere entmündigen. Die gen-Technologie hat hier dasselbe Problem, wie die Atom-Lobby: Sie kann die Gefährlichkeit nicht von der Hand weisen, sie kann die Leute nicht in Sicherheit lullen.
Von Monsanto ist bekannt (siehe die seriöse Dokumentation zu Monsanto auf DVD http://www.die-anstifter.de/shop/page1/page1.html ), wie massiv hier mit Geld und Lobby-Arbeit Propaganda betrieben wird, wie Gegener verfolgt und geschädigt werden, wie kritische Untersuchungen verschwinden, wie Kritiker lächerlich oder mundtod gemacht werden.
In der Welt von gestern mag es angegangen sein, daß man mit chemischen Produkten gesundheitsgefährdend umgeht. Ab heute geht das nicht mehr unwidersprochen. Es ist einfach zu viel passiert. Als die Mutter einer guten Freundin von heute auf morgen im Rollstuhl saß, fragten sich alle: Wie kann das bei dieser blühenden, großen und kräftigen Frau angehen?
Sie verfiel innerhalb von kaum 3 Jahren und starb. Wenige Jahre zuvor hatte sie fast im Alleingang das Gebälk des gemeinsamen Ferienbauernahuses mit Xylamon gegen Schädlingsbefall behandelt.
Natürlich gab es damals keinerlei wissenschaftlich anerkannten Zusammenhang.
Aber alle haben es mit angesehen, alle kannten die Kopfwehnächte unterm Dach in diesem Haus und andere Phänomene.
Vor 20 Jahren hat man die Umweltbewegung ausgelacht. Zu dumm! Man hat sich ähnlich lächerlich gemacht über sie, wie sie das hier betreiben. Herr Langelüddeke, wer hier naiv ist, ist die Frage. Preisverdächtig sind solche Töne nicht, sie führen nicht weiter. Metano eithe.
Letztlich ist jede Unangemessenheit und Nicht-Berücksichtigung natürlich nicht gut. Also: Willkommen in den Zusammenhängen
Mit freundlichen Grüßen
Kai Hansen