Gestern rief das Holländische Fernsehen an. Ob denn das mit dem Hause Breuninger stimmen würde, fragten sie. Ob das alte Haus Breuninger wirklich ein braunes Haus gewesen sei, wollten die wissen. Na klar, sagte ich. Geld stinkt doch nicht. Die Breuninger haben kräftig die Nazis unterstützt und durften dafür SS-Uniformen nähen. In denen kamen die damals auch nach Amsterdam, sagte ich ihnen. Anne Frank besuchen. Naja, eine Hand, sagte ich… Ob ich das nochmal wiederholen könnte, fragten die Amsterdamer. Logisch, sagte ich. Guckt mal hier:
Alfred Breuninger (1884-1947), NSDAP-Mitgliedsnummer 3224757, Mai 1933. Mitgliedschaften u.a. NS-Volkswohl-fahrt, NS-Altherrenbund, Verein für das Deutschtum im Ausland, NS-Reichskriegerbund, Reichskolonialbund. Regelmäßigen Spenden an das NS-Winterhilfswerk (71 000 RM). Jährliche Adolf-Hitler-Spende ab 1933: 11 878 RM (steigend). Seit 1935 Aufsichtsrat der Württ. Bank (Deutsche Bank), Ratsherr. Am 1. April 1938 erwarb die Firma E. Breuninger AG von den jüdischen Eigentümern Josef Grünberg und Arthur Hirschfeld das Gebäude Marktplatz 16. Anfertigung von Uniformen, Auslieferungslager für die Einkleidung von Arbeitssklaven. StAL EL 902/20 Bü 99478.
Naja, sagte ich denen, das ist sicherlich nich alles. Aber ich geh jetzt erstmal in Urlaub. Sie können ja selber recherchieren, sagte ich ihnen. Zum Beispiel im NS-Kurier. Liegt im Stadtarchiv. Da müssten wir janach Stuttgart kommen, sagte sie. Richtig, sagte ich Ihnen, und in Hauptstaats-archiv. Und nach Ludwigsburg, zur Zentralstelle. Schaun wir mal.
Der Tonfall des Artikels ist nicht nur durch eine sehr große sprachliche Lässigkeit gekennzeichnet, sondern vermittelt einem auch Züge einer gewissen Überheblichkeit. Wahrscheinlich ist das so nicht gewollt und steht auch in Kontrast zu dem durchaus ernsthaften Thema. Ein oder zwei Übersteiger zuviel, würde man bei Ronaldo sagen.
Kommentar zu „Ronaldo und Übersteiger“:
Wirklich ein gelungener Vergleich! Aber sollte man nicht über solche stilistische Selbstgefälligkeiten hinwegsehen und den Mut bewundern, mit dem Grohmann diese Firmengeschichte dem Vergessen entreißt? Man kann von Glück reden, daß es solche Helden nicht schon damals in Heerscharen gab. Denn woher sollten wir wohl heutzutage sonst wissen, was Zivilcourage bedeutet, wenn es nicht die Tyrannei gegeben hätte, in deren Folterkeller die Anstifter so unerschrocken blicken? An diesem Wesen wird die Welt genesen, so daß man sich solche stilkritischen Bemerkungen guten Gewissens auch sparen kann!
Wirklich geschmackloser Schreibstil. Kann mich Hausmann nur anschließen. Hier hat einer Uniformen genäht, ein paar Reichsmark gespendet und ist somit ein großer Nazi-Verbrecher – wirklich lächerlich! Da der NS-Staat ja sozusagen überbordend war, wird so ziemlich jeder Geschäftstreibende ein paar Reichsmark mit dem Regime verdient haben. Die Spenden scheinen mir lächerlich gering, haben eher Alibi-Charakter.
sorry, Herr Zander – aber da kommt mir echt die Galle hoch. Die Zitate von Peter Grohmann weisen Herrn Breuninger allemal als Erz-Nazi aus. Und dann das verharmlosende Gesülze. „Ein paar Recihsmark gespendet“. Grohmann allein listet über 90.000 Reichsmark auf. 1933 entsprach das einer Kaufkraft von heute 360.000 Euro! Soviel zu „lächerlich gering“. Es ist leider einmal mehr die übliche Verharmloserei, die Taten ausgewiesener Nazis (wer sonst trat schon gleich 1933 in die NSDAP ein) ganz schnell mit „Alibi-Charakter“ zu verschleiern.