Da hat sich das Finanzministerium wohl einen schlechten Scherz erlaubt: Was heißt denn hier, ein Restaurator habe bei einem Besuch der alten Folterkeller in der Dorotheenstraße „keine Hinweise auf die Nutzung durch die Nationalsozialisten“ gefunden? Glaubt man denn, in der Dorotheenstraße hingen noch die Fleischerhaken der Nazis in der Besenkammer, oder man könnte letzte, verblassende Blutspritzer an den Wänden finden? Auch über die Gleise von Birkenau wächst das Gras – doch fürs Erinnern braucht es authentische Orte! Allerdings muss der Herr Finanzminister schon etwas tiefer bohren lassen – „Wände, Decken und Boden an mehreren Stellen“ zu öffnen und das Ganze dann wieder zu schließen, ist Geschichtsklitterung vor Ort. Wenn die Damen und Herren denn nun wirklich nirgends einen „Hinweis auf die Nutzung durch die Nationalsozialisten“ gefunden haben – wir können da gern aushelfen, wir befassen uns mit der Geschichte.
Peter Grohmann, Die AnStifter
Verleger der Broschüre „Tatort Dorotheenstraße“, ISBN 978-3-927340-86-2, 7 EU, im Buchhandel
Übrigens: Die AnStifter und der Freundeskreis planen eine „stand-mir-Aktion“ – täglich von „5 vor 12“ bis 19 Uhr vor dem Hotel Silber: Protest, Unterschriften sammeln, argumentieren, diskutieren, Präsenz zeigen. Wenn genügend Leute beisammen sind, die jeweils für 2 Stunden diese Präsenz (mit)übernehmen, beginnen wir am 15.7.09.
Mitmachen? Peter schreiben!
Geht es beim Umgang mit Geschichte nur um archäologische Ausgrabungen und den prozentualen Anteil „historischer Bausubstanz“? Es ist ein authentischer Ort mit all den Spuren und Narben seiner wechselhaften Nutzung. Letztendlich geht es um den grundsätzlichen Umgang mit Geschichte und der Frage was sie uns wert ist. Anders als bei neuen Immobilienprojekten ist dies eben nicht in Euro zu bemessen.
Diesem Ort einstigen Schreckens einen neuen Sinn als Lern- und Denkort, gerade auch für die nächsten Generationen, zu geben bedeutet Nachhaltigkeit schaffen für Demokratie und Frieden.
Dieser Preis sollte uns nicht zu hoch sein!