Der Antisemit unterhält eine spezielle Beziehung zu den Juden; im Gegensatz zu einem beliebten Vorurteil, Ursache des Antisemitismus sei ein Mangel an Wissen über das Judentum, ist der Antisemit ein Fachmann auf seinem Gebiet. Er weiß genau, wie hoch der Anteil der Juden an den Bolschewiken war, was Marx in der „Judenfrage“ geschrieben und wer das Massaker in Sabra und Shatilla angerichtet hat. (mehr: Henryk M. Broder in „Die Achse des Guten“) (bkh)
2 Gedanken zu „Felicia Langer und der Antisemitismus“
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Da schein ein Link unrichtig gestzt zu sein. Angekündigt wird ein Text über Felicia Langer, aber es folgt ein Text über Norman Paech.
Es geht in dem Text von Broder nicht direkt um „Felicia Langer“. Das ist richtig. Aber die kritische Haltung von Hrn. Paech ähnelt doch ein wenig der von Felicia Langer. Und der Satz, dass nicht die Unkenntnis den Antisemiten auszeichnet, sondern die besondere Kenntnis ist zumindest für mich neu. Wie hört sich dieser Satz an, wenn man ihn auf die Kritiker und Kritikerinnen der Atomenergie anwendet, wie, wenn er etwas die Kapitalismuskritik in Frage stellen würde. Gilt diese Anmerkung nur für den Antisemitismus als einem Sonderfall? Und trotzdem enthält der Satz eine Wahrheit. Genauso wie die Giordano-Kritik auf Freitag.de eine Wahrheit enhält.
Bei der Wahlveranstaltung zum Stuttgarter Friedenspreis fiel heute auch der Name „Felicia Langer“, die in der Bewerbung Nr. 18 „Palästina-Friedensstiftung Rachel Corrie“ erwähnt wird. Die Mehrheit der Anwesenden schien solidarisch mit Frau Langer und unterstützte ihre kürzliche Ehrung mit dem Bunderverdienstkreuz; in einem Beitrag wurde der ähnlich geehrte und auf freitag.de für seine Haltung gegen Fr. Langer erwähnte Ralph Giordano von einem Teilnehmer aufgefordert, doch seine Auszeichnungen zurückzugeben, statt zu fordern, Felicia Langer solle dies mit ihrem Bundesverdienstkreuz tun.
Bei den Bemühungen die Bewerbungen für den Stuttgarter Friedenspreis zu gruppieren, das heißt, ähnliche Themen zusammenzufassen, bedürftigere Organisationen von weniger bedürftigen zu unterscheiden, kam ein Vergleich zur Sprache, der mich befremdet hat. Gleichgesetzt wurde – ich wäre in diesem Zusammenhang für eine Berichtigung meines Erinnerungsvermögens sehr dankbar – die Gefährdung der Menschheit durch die Gentechnik und deren Lobby einerseits mit der international wirkenden Israel-Lobby andererseits. Einen Moment zuckte es mir durch den Kopf: ja, Lizaswelt.net, die Achse des Guten, die Zeitschrift Tribüne, Free Iran Now, Tilman Tarach, Henryk M. Broder stecken und einer Decke und tun nichts anderes wie die von Monsanto oder BASF bezahlten Interessenvertreter!
Dass mir dieser Gedanke für einen Moment stichhaltig erschien, „verdanke“ ich wohl unserer Geschichte und dem Umstand, dass die „jüdische Weltverschwörung“ (genauso wie der Antisemitismus) als Spur nach wie vor in unserer Erinnerung/Erfahrung anwesend ist.
Seit einigen Jahren bemühe ich mich, mir über meinen Antisemitismus (oder dessen Spuren) klar zu werden. Diskussionen sind mir nicht unwillkommen.
Als ich nach der Wahlveranstaltung wieder zuhause war, habe ich noch einmal gesucht und geguckt und gelesen und einen alten Artikel von Ralph Giordano gefunden. Der aus dem Jahre 1991 stammende Text hat mir die Haltung von Giordano etwas verständlicher gemacht.