Laboratorium, Wagenburgstraße 147, 70186 Stuttgart
Veranstalter: Emanzipation und Frieden e.V.
Vortrag und Diskussion mit Mira Landwehr
Der Veganismus hat Probleme: seine Popularität und seine Anhängerinnen. Der Verschwörungstheoretiker Ken Jebsen verkündet stolz, „Vollveganer“ zu sein. Der rechte Esoteriker Ruediger Dahlke bereichert den Buchmarkt jedes Jahr mit einem neuen veganen „Peace Food“-Kochbuch. Holocaust-Relativierungen sind aus Diskussionen um die Ethik der Ernährung nicht wegzudenken.
In einer als unübersichtlich und chaotisch wahrgenommenen Umwelt, in der das Individuum keine Rolle spielt, scheint für manche Menschen alles, was mit dem nichtssagenden Label „alternativ“ versehen ist, ein erstrebenswerter Ort der Selbstbestimmtheit zu sein, der die Rückgewinnung von Kontrolle verspricht. Die bewusst gewählte und individuell gestaltete Lebensweise mit starker Betonung der Ernährung wird für manche zum ordnenden Korrektiv. Wird Veganismus zur Weltanschauung, gehen mit ihm häufig eine Art Auserwähltheitsglaube sowie eine Religiosität zusammen, die sich sektenähnlich manifestieren kann.
Weite Teile der veganen Tierrechtsbewegung begrüßen Rassistinnen, Ökofaschistinnen und andere Menschenfeindinnen an Infoständen, auf Demonstrationen und als ihre medial wirksamen Fürsprecherinnen – der Schlachtruf lautet: „Hauptsache für die Tiere!“ Dieser Vortrag soll verstehen helfen, warum Tierliebe und Menschenhass so nah beieinander liegen und warum es so schwer ist, mit Leuten in der Szene darüber zu sprechen.
Mira Landwehr studierte Geschichte und Germanistik, arbeitet für die Zeitschrift „konkret“ und und bloggt unter der Adresse aufdemnachttisch.de. Ihr Buch zum Thema erscheint Anfang Dezember 2019.