Glockenkelter, Kernen-Stetten, Hindenburgstr. 43, 71394 71394 Kernen-Stetten
Veranstalter: kein Veranstalter bekannt
„Wenn du gesehen hättest, was ich gesehen habe“ – Natascha Wodins Mutter sagte diesen Satz immer wieder und nahm doch, was sie meinte, mit ins Grab. Da war die Tochter zehn Jahre alt und wusste nicht viel mehr, als dass sie zu einer Art Menschenunrat gehörte, zu irgendeinem Kehricht, der vom Krieg übriggeblieben war. Wieso lebten sie in einem der Lager für „Displaced Persons“?
Als „DP“ = Displaced Persons wurden in der unmittelbaren Nachkriegszeit alle Zivilpersonen bezeichnet, die sich kriegsbedingt außerhalb ihres Heimatstaates aufhielten und ohne Hilfe nicht zurückkehren konnten. Insbesondere ZwangsarbeiterInnen und jüdische Überlebende des Holocaust.
Woher kam die Mutter, und was hatte sie erlebt? Erst Jahrzehnte später lüftet sich das Geheimnis ihrer Herkunft, erst ein bisschen, dann immer mehr.
„Sie kam aus Mariupol“ ist das außergewöhnliche Buch einer Spurensuche. Natascha Wodin geht dem Leben ihrer ukrainischen Mutter nach, die aus der Hafenstadt Mariupol stammte und mit ihrem Mann 1943 als „Ostarbeiterin“ nach Deutschland verschleppt wurde. Sie erzählt beklemmend, ja bestürzend intensiv vom Anhängsel des Holocaust, einer Fußnote der Geschichte: der Zwangsarbeit im Dritten Reich.
Natascha Wodin, 1945 als Kind sowjetischer Zwangsarbeiter in Fürth/Bayern geboren, wuchs erst in deutschen DP-Lagern, dann, nach dem frühen Tod der Mutter, in einem katholischen Mädchenheim auf. 2015 erhielt die Autorin den Alfred-Döblin-Preis.
Eintritt 8 €
In Zusammenarbeit mit der Gemeindebücherei Kernen und der Interessengemeinschaft Erinnerungsort Zwangsarbeit.