Hegelhaus, Eberhardstraße 53, 70178 Stuttgart
Veranstalter: Die AnStifter & Stadtmuseum
Die nach wie vor besten, wenn auch oft in Vergessenheit geratenen Gedichte in schwäbischer Mundart stammen aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, von den Dichtern August Lämmle und Sebastian Blau alias Josef Eberle. August Lämmle (1876–1962), ein Schulmeister, wurde vor allem durch seine Sammlungen schwäbischer Geschichten und schwäbischen Brauchtums bekannt. 1900 war er Lehrer in Stetten und veröffentlichte Geschichten zum Pfeffer von Stetten. 1933 wählte er den Weg der Anpassung. Er wurde ein glühender „Blut-und-Boden“-Dichter und Hitler-Verehrer und machte Karriere, u.a. als Präsident der Reichsschrifttumskammer.
Ganz anders Josef Eberle (1901-1986): Nach einer Buchhändlerlehre kam er als Lektor zum Süddeutschen Rundfunk. Dort erhielt er 1933 Berufsverbot und hielt sich anschließend mit dem Verfassen schwäbischer Gedichte unter dem Pseudonym Sebastian Blau über Wasser. Als die Nazis seine jüdische Ehefrau deportieren wollten, ging er mit ihr in den Untergrund. Nach dem Krieg wurde er Herausgeber der „Stuttgarter Zeitung“.
In dem Vortrag werden sowohl Gedichte der beiden vorgestellt als auch die Bandbreite der Wahlmöglichkeiten zwischen Anpassung und Widerstand in einer Diktatur skizziert.
Ebbe Kögel ist Vorsitzender des Politik- und Kulturvereins Allmende Stetten und betätigt sich als Heimatforscher und Regionalhistoriker.