Rathaus Stuttgart, Marktplatz 1, 70173 Stuttgart
Veranstalter: Heinrich-Böll-Stiftung Baden-Württemberg
Das Ende der Legende von der „sauberen Wehrmacht“ und neue geschichtspolitische Kontroverse
Mit der Kapitulation der Wehrmacht vor 70 Jahren fand auch das Dritte Reich sein Ende. Im März 1995 präsentierte das Hamburger Institut für Sozialforschung die von Hannes Heer realisierte Ausstellung „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944“. Die Präsentation löste einen Schock aus: Sie zerstörte eine der Gründungslegenden der Bundesrepublik, wonach die SS für alle Verbrechen verantwortlich gewesen, die Wehrmacht aber in Erfüllung ihrer militärischen Pflicht „sauber und anständig“ geblieben sei.
Auch in Stuttgart sorgte die Wehrmachtsausstellung für eine emotionale öffentliche Debatte. Der Antrag der Grünen, sie im Foyer des Baden-Württembergischen Landtags zu zeigen, wurde mit den Stimmen der CDU, FDP und Republikaner abgelehnt. Schließlich war sie in den Räumen des DGB zu sehen. Der SPD-Politiker Erhard Eppler, ehemaliger Wehrmachtssoldat und wichtiger Protagonist der Friedensbewegung, hielt die Eröffnungsrede.
20 Jahre danach gehen wir der Frage nach, wie die Wehrmachtsausstellung die Republik verändert hat. Oberbürgermeister Fritz Kuhn, zu diesem Zeitpunkt Vorsitzender der Grünen Landtagsfraktion, wird an die damalige Auseinandersetzung erinnern. Hannes Heer geht in seinem Vortrag auf die Wirkungsgeschichte der Ausstellung ein und zeigt, wie ihre, nach der Kritik an einzelnen Fotos, grundlegend revidierte Fassung Raum für neue geschichtspolitische Legenden schuf. Erhard Eppler trägt seine Einschätzung der Kontroversen um die Wehrmachtsausstellung bei.
Begrüßung
Heike Schiller, Vorsitzende der Heinrich Böll Stiftung Baden-Württemberg
Mit
Dr. Erhard Eppler, SPD-Politiker und Bundesminister a.D.
Hannes Heer, Historiker
Moderation: Silke Arning, SWR