Philosophischer Workshop
Von der „freiwilligen Knechtschaft“ – und Bedingungen der Emanzipation mit Dr. Annette Ohme-Reinicke

Sa, 28. Februar 2015, 10:30 Uhr - 16:00 Uhr
Hegelhaus, Eberhardstraße 53, 70178 Stuttgart
Veranstalter: Die AnStifter
Wichtiges: p.P. 25€, Anmeldung: hegelhaus@web.de, 0711-612492

Die kleine Schrift von Étienne de la Boétie, „Freiwillige Knechtschaft“, wurde von Zeitgenossen als „gelehrtes und tiefgründiges Werk, aber gefährlich wegen der darin ausgesprochenen Ideen“ beurteilt. Seit fast 500 Jahren durchstreift es die Sozialgeschichte. Michel de Montaigne, bester Freund Boéties, veröffentlichte den Text posthum. In den Kreisen verfolgter französischer Hugenotten galt er als Geheimschrift, die New York Times nannte Boétie einen „Anti-Nazi“ und nach aktueller Lesart handelt es sich bei Boéties Schrift um einen „Meilenstein für die politische Theorie der Neuzeit“, der eine „kopernikanische Wende im politischen Denken“ markiert.
Boétie stellt die Frage nach den Bedingungen von Herrschaft und Knechtschaft. Allerdings ruft er nicht einfach zum Tyrannenmord auf. Das „Ungeheuerliche“ seines Denkens liegt vielmehr in der Frage, warum die Menschen, entgegen ihrer politischen Freiheiten, einem Despoten nicht einfach die Gefolgschaft verweigern, sondern – offenbar freiwillig – ein Leben in Knechtschaft vorziehen. Damit wird Unterdrückung erstmals nicht mehr als Dualismus der einen und des Anderen verstanden, sondern als Struktur, die sowohl die Unterdrückten als auch den Unterdrücker affiziert.
Im ersten Teil des Workshops werden wir uns mit den Gedanken Boéties, den Entstehungsbedingungen seiner Schrift und deren Rezeptionsgeschichte vertraut machen. Im zweiten Teil spüren wir aktuellen Erklärungsansätzen einer „freiwilligen Knechtschaft“ nach und werfen die Frage auf, welche Bedeutung die gewonnen Einsichten für eine gegenwärtige politische Philosophie haben können.

Annette Ohme-Reinicke ist Lehrbeauftragte der Universität Stuttgart und Autorin des Buches „Das große Unbehagen – die Protestbewegung gegen Stuttgart 21“.

Kostenbeitrag: je 25 Euro
incl. Kaffee/Brezeln oder Hefezopf (ohne Mittagessen)
Es ist vorgesehen, in einem der umliegenden Lokale gemeinsam Mittag zu essen.

Für diesen Workshop ist eine vorherige Anmeldung erforderlich bei:
Frank Ackermann, hegelhaus@web.de, 0711-612492

Über Fritz Mielert

Fritz Mielert, Jahrgang 1979, arbeitete von 2013 bis 2017 als Geschäftsführer beim Bürgerprojekt Die AnStifter in Stuttgart. Davor betreute er ab 2011 bei Campact politische Kampagnen im Spektrum zwischen Energiewende und Vorratsdatenspeicherung, engagierte sich in der AG Antragsbearbeitung der Bewegungsstiftung, baute ab 2010 maßgeblich die Parkschützer als eine der wichtigsten Gruppierung im Protest gegen Stuttgart 21 auf und war ab 1996 mehrere Jahre ehrenamtlich bei Greenpeace aktiv.

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